WEBSITE VON MATTHIAS KUCHENBROD
"Was wir vielleicht nur ein einziges Mal, und flüchtig, und aus dem Augenwinkel gesehen haben, das haben wir wirklich erblickt.
Aber was dem Blicke ein häufiger Gebrauch wurde, das wetzte er gleichsam ab, es ward trüb und stumpf.
Überhaupt erleben wir in tieferer Weise nicht das, was unserem aufmerksamen Blicke gerade gegenüberliegt: sondern was sich
in der Aura drum herum befindet, die allerdings um so eher sich bildet, wenn ihr ein konzentriertes Schauen die Mitte macht."

"Statik des Seienden - also tiefste Ruhe - ist das äußerste Gegenteil von Langeweile.
Wenn die Zeit überwunden ist, braucht man sie nicht zu vertreiben."
HEIMITO von DODERER
AUCH EIN LOB DES HERKOMMENS






"Du, Erde, ein wie
unsäglich Tatsächliches."
ERNST MEISTER

"Zwei Kräfte herrschen über das Weltall:
Licht und Schwere."
SIMONE WEIL

"Nicht was wir sehen, sondern wie wir sehen,
bestimmt den Wert des Gesehenen."
BLAISE PASCAL

"Die Aura einer Erscheinung erfahren, heißt sie mit dem
Vermögen belehnen, den Blick aufzuschlagen."
WALTER BENJAMIN

"Das Sichtbare ist die Fußspur des Unsichtbaren."
LÉON BLOY

"Daß der Nachbar des Schönen der Tod ist."
ROMANO GUARDINI


Meine Bildergallerie zeigt eine Auswahl von Landschaftsaufnahmen, welche ich seit den 1980er Jahren vorwiegend im mainfränkischen Raum angefertigt habe.

Umfänglicher habe ich meine Bilder auf der Plattform
Flickr veröffentlicht.

Im Fokus stehen weniger die dem Auge unmittelbar genehmen Naturidyllen, welche freilich nicht ganz fehlen, sondern jene ausgeformten und dem ersten Blicke öde erscheinenden Gebrauchslandschaften, in die sich die aufeinanderfolgenden Generationen der Menschen hineingegraben und vergegenständlicht haben, um ihr Leben fristen und weitergeben zu können.

Auch wenn meine Bilder menschenleer sind, wollen sie von dieser jahrhundertealten Last und jenen Menschen künden, die, ohne dies zu intendieren, eine Bühne für das große und immerwährende Schauspiel des Lichtes geschaffen haben.

Das innere Thema dieses Schauspiels, um welches es schweigend zu kreisen scheint, versucht der Begriff des "nunc stans", des "stehenden Jetzt", zu erfassen, mit welchem die christlichen Metaphysiker und Mystiker die Ewigkeit zu umschreiben pflegten.

AETERNITAS NON EST TEMPORIS SINE FINE SUCCESSIO, SED NUNC STANS



Mein ästhetisches Programm, sofern denn die Photographie, welche ja stets auf ein Vorfindliches und Vorgegebenes angewiesen und beschränkt bleibt, einem solchen zu folgen vermag, zielt daher auch immer auf jene Momente, in denen die Ewigkeit und alles, was in sie eingegangen ist, sich für eine kurze Dauer zu zeigen scheint - und mitunter mag dies sogar gelungen sein.


Einige programmatische Maximen mögen meine Intentionen noch näher umreißen:

Das Schöne ist wie ein Riss in der Wirklichkeit, durch den das Licht einer anderen Welt dringt.

Alles Schöne ist dem allgemeinen Verhängnis entronnen, dessen Schattenwurf es noch trägt.

Die gelungene Schwarzweißphotographie hält jene eigentümliche Stille fest, die dann eintritt, sobald die Dinge der Dinge harren.

Kunst, durch deren Schönheit nicht die Ödnis, das Verhängnis und Grauen dieser Welt zumindest gebrochen hindurchscheinen ist entweder Ideologie oder Kitsch, oder aber beides.
Das Kunstwerk muss mit seinen Wundmalen seine Wahrheit bezeugen.

Das Schöne stellt in dieser Welt lediglich eine Marginalie dar, die aber den Haupttext erst erträglich macht.

Kunst ist die Fortsetzung der Religion mit anderen Mitteln
.

Das Schöne hat gleichsam die Stelle des Wächters inne, der dem beschädigten Leben verkündet:
"Der Morgen kommt, doch noch ist es Nacht" (Jesaja 21,12).