“Die Auswürfe unaufhörlicher Tätigkeit türmen sich wie eine Schutthalde.
Man geht auf ihr gelegentlich umher und findet den oder jenen schönen Krystall glitzernd zu Tage liegen."
HEIMITO von DODERER, >Repertorium< (1969)
LESEFRÜCHTE
"Zur Definition der Mode gehört, daß sie nächstes Jahr wechselt. Das wahrhaft Christliche war zum Glück nie Mode, auch in den sogenannt christlichen Zeiten nicht."
HANS URS von BALTHASAR >Klarstellungen< (1978)
"Am Ergebnis wird klar, daß man aus dem Organismus des Christentums kein Wesensstück herausbrechen kann, ohne daß das Ganze einstürzt, recht eigentlich zum 'Wesenlosen' wird... Entfernt man aus der christlichen Synthese die Auferstehung, das 'Für-uns' des Kreuzes oder die Gottessohnschaft Jesu, so bleibt nichts übrig, außer durch ein Mißverständnis, das man mit den Pflästerchen der historischen Kritik oder durch ungenaues Hinsehen oder eine gewisse religiöse Sentimentalität oder Traditionalismus versuchsweise kaschieren kann... Wer Jesus zu einem 'Propheten' oder 'Weltweisen' degradiert, widersetzt sich der Grundaussage des Evangeliums, und dann mogelt er entweder selbst oder stellt die Verfasser desselben (und vielleicht dessen Hauptfigur) als Fälscher dar."
HANS URS von BALTHASAR >Klarstellungen< (1978)
"Damit, daß man alles Formulierte über Bord wirft, alle Arbeit der Theologie, des Lehramts, der Konzilien als verderblichen Irrweg abtut, ist nichts gewonnen. Man sägt den Ast der Tradition, auf dem alles Geschichtliche sitzt, durch, und fällt ins Leere."
HANS URS von BALTHASAR >Klarstellungen< (1978)
"Personsein Gottes, Kreuz Christi, Menschenwürde und Menschenliebe hängen unlösbar zusammen. Man kann sich einbilden, für die Menschenwürde eintreten zu können, ohne an Gottes Person zu glauben, ja gerade dadurch, daß man sie leugnet. Die Logik der Geschichte aber wird die so verabsolutierten Personen doch wieder existentialistisch oder kollektivistisch nivellieren. Zu Futter für Kanonen und Experimente, zu Dünger für die Evolution."
HANS URS von BALTHASAR >Klarstellungen< (1978)
“Aber alle Neutralität der Wissenschaft, auch der philologischen, bleibt vorläufig zu dieser letzten Glaubensentscheidung angesichts des Gesamtphänomens Christi, das für den, der Augen hat, um zu sehen, in der Weltgeschichte vergleichslos dasteht. In seiner inneren Kohärenz kann dieser Glaube unmöglich das Gemächte einiger ungebildeter Fischer sein, die nach Jesu Tod eine Fabel über einen Gottmenschen zusammengebraut hätten."
HANS URS von BALTHASAR >Kleine Fibel für verunsicherte Laien< (1980)
"Wenn die Kirche (der Menschwerdung des Wortes entsprechend) eine sichtbare Größe ist, muß sie auch sichtbare Abgrenzungen haben."
HANS URS von BALTHASAR >Kleine Fibel für verunsicherte Laien< (1980)
"Heute dürstet das Volk Gottes in einer immer säkularisierteren, gottleereren Welt nach geistlichem Trank. Es möchte Lehrern der Stille, der Einkehr, des Gebetes begegnen, findet aber vielgeschäftige, bei den nachkonziliaren Wirren und antiautoritären Kontestationen stehengebliebene, endlos um ihre eigene Identität ringende Kleriker und nicht selten auch Ordensleute ... Dieses suchende Volk Gottes darf sich seinen Sinn für das Katholische nicht abstumpfen lassen, es soll vielmehr in der Stunde, da manche Hirten verstummen oder gar offen versagen, seine Verantwortung wahrnehmen und im Namen des vollständigen Credo, auf das es getauft worden ist, seinen Protestruf erheben."
HANS URS von BALTHASAR >Kleine Fibel für verunsicherte Laien< (1980)
"Die Zeit der 'Aufklärung', die heute immer noch einzelne Theologen zu Ende führen möchten, ist wahrlich längst zu Ende. Aggiornamento heißt nicht, sich der atheistischen Aufklärung (bis zur Erklärung der Autonomie des menschlichen Gewissens) angleichen, sondern auf der Höhe der Zeit sein, um ihr die authentische Antwort zu geben."
HANS URS von BALTHASAR >Kleine Fibel für verunsicherte Laien< (1980)
"Die Christen erleben wie keine Generation zuvor, wie zweideutig aller irdischer Fortschritt ist, wie leicht und beinah automatisch die Werkzeuge, die dem Menschen die Herrschaft über Raum und Zeit einhändigen, ihn selbst unversehens in Ketten schlagen und entmenschen. Und je mehr materielle Macht ihm zufällt, desto mehr ballen sich die Machtblöcke - notwendig gegeneinander. Denn materielle Macht treibt von selbst dem widergöttlichen Geist und gesteigerten Willen zur Macht zu; es wäre ein unausdenkbares Paradox, wenn die Menschheit die ihr zugespielte Machtfülle in der Gesinnung dessen zu verwalten und zu verteilen verstünde, der nicht kam, um zu herrschen, sondern um zu dienen."
HANS URS von BALTHASAR >Kleine Fibel für verunsicherte Laien< (1980)
””In der griechisch-römischen Welt hätten sich Christentum und Kirche in diesem Schmelztiegel der Philosophien, der Kulte und Religionen nicht einen Augenblick halten können, wenn die Christen (bei aller Zuwendung zu jenen und zur heidnischen Welt) nicht auf ihre Besonderheit, auf ihre Einzigartigkeit in Lehre und Leben Bedacht genommen, sondern sich in argloser Weltseligkeit mit allen verbrüdert hätten. Das junge Christentum musste seine Eigenheit kämpferisch behaupten, es musste Konturen setzen und Flagge zeigen. Das hat Jesus schon am Anfang des Weges des Evangeliums getan. Dieses Gesetz des Anfangs verpflichtet die Kirche aber im ganzen Gang ihrer Geschichte, besonders freilich zu einer Zeit des religiösen Synkretismus und der Gleichgültigkeit der Religionen."
LEO KARDINAL SCHEFFCZYK (1920-2005)
"Man darf sich an das Heilige nie gewöhnen und etwa vertraulich werden. Vor dem Heiligen muss man immer gestrafft und gespannt sein."
LEO KARDINAL SCHEFFCZYK (1920-2005)
"Auf die brennende Frage, was heute katholisch sei, kann die grundsätzliche Antwort nur lauten: das, was auch vor dem Konzil galt. Wer es anders meint und hält und etwa von einer 'konziliaren Kirche' spricht, die sich mit dem Konzil wesentlich geändert haben sollte, verstößt gegen die Identität der Kirche und zuletzt gegen den ihr innewohnenden Christus, von dem gilt: 'Jesus Christus derselbe gestern, heute und in Ewigkeit' (Hebr 13,8). An diesem bleibenden Maßstab sind auch Änderungen zu messen, die die Kirche als menschlich-geschichtliche Größe natürlich in dieser Weltenzeit immer durchmachte und weiter durchmachen wird. Aber die heutigen Änderungen geraten vielfach in die Nähe von direkten 'Wesenswandlungen', die aus der Offenbarung Jesu Christi eine für die menschliche Bedürfnisse geeignete 'Gebrauchswahrheit' machen möchten. Aber selbst in solchen gefährdenden Situationen ist zu erkennen, dass gleichsam ein Kern der wahren Kirche bleibt, eine Bastion, auf der man geistig leben kann, wenn auch nur unter beständiger Anspannung, die zwischen Hoffnung und Bedrängnis hin und her geht."
LEO KARDINAL SCHEFFCZYK (1920-2005)
"Die Menschen können nicht mehr denken und zuhören, sie reden nur noch."
LEO KARDINAL SCHEFFCZYK (1920-2005)
"Das theoretische Denken, das den Praxisbezug der Theologie durchaus nicht hindert, möchte auch etwas von dem Eigenwert des Theoretischen hervorheben, das der Theologie als Erkenntnis- und Wahrheitsstreben in besonderer Weise eignen muss. Dies wird heute zu Unrecht von einem berufszwecklichen Denken überdeckt, welches aus der Wissenschaft der Theologie eine Technik zur Umgestaltung der Kirche machen möchte, aus der Universität eine Fachschule und aus dem Studium eine Sammlung von Rezepten zur Bewältigung von Gegenwartsaufgaben."
LEO KARDINAL SCHEFFCZYK (1920-2005)
”Die Möglichkeit einer nicht vorhandenen Intention bei einem Priester ist in sehr engen Grenzen zu sehen. Die Intention besagt nämlich nur die Absicht, zu tun, was die Kirche tut (nicht einmal, was die Kirche intendiert). Das heißt konkret, dass hier nicht einmal der wahre Glaube gefordert ist, damit ein Sakrament gültig gespendet werden kann. Wenn also etwa heute ein Priester die heilige Messe feiert, ohne an den Opfercharakter zu glauben, ist die Messe (so merkwürdig das anmutet) tatsächlich gültig. Das hängt mit dem objektiven katholischen Sakramentsverständnis zusammen. Die Intention würde erst dann unterschritten und das Sakrament verungültigt, wenn der betreffende Priester der Auffassung wäre, dass es sich hier (nur als Beispiel angeführt) um einen magischen Ritus handele oder um ein rein menschliches Essen. Dass es auch hier bei der Beurteilung noch einen Spielraum gibt, ist von der Theorie her nicht mehr zu greifen. Dem Gläubigen wäre bei einem solchen Zweifel anzuraten, die Ungültigkeit einer Messe wegen Mangels an Intention nicht leichthin anzunehmen, andererseits beim Eindruck von einem nicht gläubigen Priester sich auch nicht diesen psychologischen Barrieren auszusetzen, sondern (trotz der möglichen Gültigkeit) doch einen sichereren Weg zu wählen, der Gott sei Danke heute wohl noch gegeben ist."
LEO KARDINAL SCHEFFCZYK (1920-2005)
”Nachdem die Wissenschaft und die Technik den Glauben und die ewige Seligkeit zerstörten, ist auch von der irdischen nicht viel übriggeblieben... Die Kirchen jedoch versuchen, der ernüchterten Welt sich anzupassen, sie sind nachsichtig gegen die Zweifelnden, bestehen nicht auf der Übernatur, geben den Himmel preis, der von Sputniks befahren wird, machen Gott zum Symbol, die Hoffnung zum Prinzip und das Paradies zur Legende. Was sie behalten wollen, ist die Ergänzung zur Gesetzlichkeit, die Leistung der Religion als Hilfe beim geordneten Zusammenleben. Doch indem die Absicht sichtbar wird, ist der Glaube schon vergangen, der Staat hat die Gesinnung selbst zu regulieren, er muß zum totalitären werden, da die Religion erledigt ist. Ich traure dem Aberglauben vom Jenseits nach, weil die Gesellschaft, die ohne ihn auskommt, mit jedem Schritt, mit dem sie dem Paradies auf Erden näherrückt, von dem Traum sich entfernt, der die Erde erträglich macht."
MAX HORKHEIMER, >Notizen 1949-1969< (1974)
"Die ungeheure Wichtigkeit, mit der die Dinge des Tages, die großen und kleinen, heute genommen werden, bezeichnet den Zerfall der Zivilisation und liegt zuletzt auch den Händeln zwischen den Nationen, ja der inneren und äußeren Ungerechtigkeit, der Verabsolutierung der Macht zugrunde, ist vielmehr damit identisch. Die Wahrheit des Christentums tritt mit seiner Aushöhlung, seinem Herabsinken zur bloßen Ideologie an den Tag. Das Verschwinden dessen, was in Europa Kultur hieß, ist eins mit der Verabsolutierung des Diesseits, die durch das Schwinden des Aberglaubens ans Jenseits entfesselt wird. Bei der Mehrzahl der herrschenden Christen war es immer schon so."
MAX HORKHEIMER, >Notizen 1949-1969< (1974)
"Die Beschreibungen des Zerfalls der Kultur in der Massengesellschaft setzen sich rasch dem Vorwurf der Romantik aus. Aber die Darstellung dessen, was im Schwinden begriffen ist, drückt vielmehr das Negative des Gegenwärtigen aus, sie bedeutet weit mehr das Elend des Bestehenden, als daß sie beanspruchen dürfte, den Glanz des Vergangenen zu schildern. Eben weil sie das fühlen, sind heute die Reaktionäre gegen die Vergangenheit. Die Rollen sind vertauscht. Das Lob des Alten wird verdächtig und das Vertrauen in die Zukunft konventionell. Die Analyse des Leidens, aus dem diese neue Romantik entspringt, wäre die des Drucks der Realität. Solange auf ihn nicht direkt und schonungslos reflektiert wird, bleiben die Beschreibungen der Massengesellschaft bloß eine Art Ablenkung; man verkleidet die Misere in der rücksichtslosen Industriegesellschaft als Schmerz um Kultur. Das ist ein Alibi für die Intellektuellen, die die Misere nicht beim Namen nennen wollen."
MAX HORKHEIMER, >Notizen 1949-1969< (1974)
“Der Intellektuelle soll die Menschen am Denken hindern, wozu ist schließlich die Arbeitsteilung da.”
MAX HORKHEIMER, >Notizen 1949-1969< (1974)
“Wer immer die Demokratie bejaht, mißtraue ihr.”
MAX HORKHEIMER, >Notizen 1949-1969< (1974)
“Zwischen Achtung und Verachtung des Lebendigen verläuft die Trennungslinie, nicht zwischen dem sogenannten Links und Rechts, dem schon veralteten bürgerlichen Gegensatz. Die Cliquen mögen sich bekämpfen, wo ihre Interessen es fordern, ihre wirklichen Gegner sind die sich ihrer selbst bewußten Einzelnen.”
MAX HORKHEIMER, >Notizen 1949-1969< (1974)
“Massenauflagen von Philosophen beweisen ihre Harmlosigkeit.”
MAX HORKHEIMER, >Notizen 1949-1969< (1974)
"Parteien sind technische Aggregate zur Erzeugung von Pensionsberechtigungen."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Und an den Iden des März war wohl selbst Julius Caesar mit seinem Latein am Ende."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Wer die Religion als Opium für das Volk denunziert, tut dies in der Absicht, den Markt für Opium zu übernehmen."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Die elfte Feuerbachthese, welche in der DDR in jeder Universitätstoilette in goldenen Lettern an der Wand über den Pissbecken prankte, hat nicht etwa dazu geführt, dass die Philosophen die Welt nicht mehr verschieden interpretieren würden. Sie dient allerdings bis heute als stillschweigender Dispens für jene in dieser Branche, die es - um der Veränderung der Welt willen - bei der Interpretation eben dieser Welt mit der Wahrheit nicht so genau nehmen."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Die modernen Menschen folgen jenen Gestalten, die ihren vielfältig wuchernden Neurosen einen griffigen und schmeichelhaften Namen geben."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Das unumstößliche Fundament der progressiven Theologie bildet das Dogma von der Küngschen Unfehlbarkeit."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Der Kapitalismus beruht auf der Ausbeutung des Menschen, der Sozialismus hingegen auf dem Genickschuss."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Biblisch: Es soll Geistliche geben, die gerichtlich dagegen vorgehen, dass man in ihrer Nachbarschaft Hähne hält."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Die Phrase ist der Ausdruck eines platten Gedankens unter Umgehung des Gehirns."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Das Bestreben der Progressiven in der Kirche das protestantische Geschäftsmodell der Anbequemung des Christentums an das bürgerliche Heldenleben zu übernehmen, erinnert an einen Buchhändler, der, ob seiner pekuniären Verluste, seinen kleinen stimmungsvollen Laden mit den schönen alten und gehaltvollen Leinenbänden in eine Videothek umwandelt."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Im modernen Parteienstaat darf es keine Institution geben, deren Gliederungen nicht als Pfründen für den Parteienproporz dienen. Dies ist der ökonomische Movens, der den progressiven Strömungen zugrunde liegt, die der katholischen Kirche gerade widerfahren. Die als Heilsweg verkündeten 'strukturellen Veränderungen' der Kirche laufen auf die mit jeder erfolgreichen Revolution verbundene Pöstcheninflation hinaus, die die Versorgung der verdienten Mitkämpfer sicherstellen wird."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Die Soziologie wäre sicherlich eine interessante Fachrichtung, würde sie nicht von Soziologen betrieben werden."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Die Seelenlandschaft unserer Jugend ist eine Gemengelage von guten und schlechten Gewächsen. Danken wir täglich Gott, wenn darin die guten Gewächse schneller emporwachsen konnten, als die schlechten, so dass die letzteren gezwungen sind in dichter Beschattung dahinzuvegetieren."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Die Menschen sehen fern, um das naheliegende nicht betrachten zu müssen."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Weite Entfernungen legte sie lieber mit Hilfe ihrer Stimme als mit Hilfe ihrer Beine zurück."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Moderne menschliche Beziehungen erinnern in ihrem Charakter und ihrer Funktion stark an Wärmestuben oder Pissoirs."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"In der Gestalt der modernen Kirche wird der Dekalog durch die Political Correctness, das Versprechen der himmlischen Erlösung durch die Heiligung aller Arten von körperlicher Lust und die göttliche Berufung und Befähigung für das Amt durch das Parteibuch ersetzt werden. Ihren Gestaltern wird dafür sicherer irdischer Lohn zuteil."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Die oft aus bäuerlichen, wie aus der Bibel entnommenen Familien stammenden Geistlichen meiner Kindheit hatten eine gewisse praktische Weltfremdheit und zugleich eine tiefe überkommene Menschenkenntnis zu eigen, die beide den wahren Christen, der bekanntlich ein Stück weit schon nicht mehr von dieser Welt ist, auszeichnen sollten. An die Stelle dieser Mensch gewordenen Marterl treten jetzt zutiefst verweltlichte, ja betont weltläufige progressive Aktivistengestalten, als deren deutlichster Charakterzug ihre immer zeitgemäße Charakterlosigkeit hervortritt."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Durch die Progressiven in der Kirche droht nun auch der Katholizismus der allgemeinen Regression ins Primitive anheim zu fallen: Geduldet soll er nur noch werden, sofern er die Lebensfunktionen des Stammes und seiner Mitglieder unterstützt und absegnet, die inzwischen bekanntlich - neben den anderen folkloristischen Kuriositäten der Moderne - auch den kreativen Gebrauch der eigenen und fremden Geschlechtsorgane und Körperöffnungen einschließen. Der Anstoß zur Selbstreflexion oder gar zur Umkehr, der Hinweis, dass diese Welt in ihrer Dürftigkeit nicht letztinstanzlich ist, irritiert den heutigen Durchschnittsgläubigen in seiner massenmedial geschöpften infantilen Weltseligkeit genauso, wie einst die fremden Zungen und der Habitus der Missionare die Gotteskinder auf den fernen Kontinenten."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Das aus der sakralen Sphäre herrührende Adjektiv 'laienhaft' hat nun ausgerechnet in den Fragen des Glaubens und der Kirche seine pejorative Bedeutung verloren, verhindert also nicht länger den Zugriff der gierigen und schmierigen Finger des Bürgers auf diese Sphäre."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Vielleicht begeben sich gerade in diesem Augenblick die Pilze auf die Suche nach uns."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Der geschichtliche Beruf des Konservativen ist es, die Übel von gestern gegen die Übel von morgen zu verteidigen."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Die Weltverbesserer aller Couleur, die der Menschheit der Zukunft ein Paradies auf Erden errichten wollen, indem sie die Menschen der Gegenwart unter die Erde bringen."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Die modernen Menschen lassen sich moralische Vorhaltungen lieber von ihrem Arzt als von einem Geistlichen machen, ohne freilich dieser neuen Instanz mehr zu folgen, als der alten."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Er stand als Debitor im Kontokorrentbuch des Teufels."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Besser in der Vergangenheit leben, als in der Zukunft zu sterben."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Sein Verstand arbeitete wie eine Schrotflinte: irgendwie immer treffend, aber selten mit durchschlagendem Erfolg und niemals tödlich."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Vor dem Siegeszug der Moderne hatten noch die einfachsten, alltäglichsten Handlungen eine sakrale Dimension. In der bei sich selber angekommenen Moderne hingegen nehmen sich noch die bedeutsamsten Vorgänge als zutiefst banal aus."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Ein Gespräch unter Fremden im Zugabteil: 'Wissen Sie, an wen Sie mich erinnern?' - 'Leider nein.' - 'Schade. Ich nämlich auch nicht.'"
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Fraglich: Durch diesen hohlen Schädel soll er kommen, der Gedanke?"
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Wir sind alle alleine. Die meisten von uns wissen dies nur nicht, da sie sich zu viel in Gesellschaft aufhalten."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Das Schöne ist wie ein Riß in der Wirklichkeit, durch den das Licht einer anderen Welt dringt."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Der moderne Mensch kennt kein Ehrgefühl mehr, welches angreifbar wäre, sondern lediglich narzisstische Kränkungen."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Es gibt nur ein Wesen, welches schlimmer ist als ein Politiker ohne Prinzipien, nämlich ein Politiker mit Prinzipien."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Der Tod verleiht dem Leben die Tiefe eines Grabes."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Er entpuppte sich als der Elefant im Porzellanladen, den man aus einer Mücke gemacht hatte."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Den Ernst unserer Lage kann man am deutlichsten an dem Niveau des politischen Personals ablesen, welches wir beständig angehalten werden, ernst zu nehmen."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"1984: Haben wir uns erst einmal daran gewöhnt, nicht zu sagen, was wir denken, werden wir bald aufhören zu denken, was wir nicht sagen dürfen."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Kunst, gerade auch die Dichtkunst, ist ein unterhaltsames und handwerklich anspruchsvolles Spiel mit Bedeutungen, ist also scharf zu unterscheiden von Propaganda, Pressegeschreibsel oder Pornographie, deren Grenzen untereinander zusehends verschwinden."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Das Ich ist die Distanz, die wir gegenüber uns selber wahren."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Das Leben verläuft entlang des Striches, den es durch unsere Rechnungen zu machen pflegt."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Der durchschnittliche Gläubige benimmt sich heute gegenüber der katholischen Kirche so, als gehöre er zu ihren Gläubigern."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Der liebe Gott ist nicht unser nur stundenweise zu konsultierender Psychotherapeut."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Ahnen wir auch nur im geringsten, wie lästig wir den Stubenfliegen fallen?"
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Die Moderne ist wie ein verläßliches Mittel gegen Verstopfung, welches ebenso verläßlich Diarrhoe hervorruft."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Kollektive funktionieren stets nach dem Fassdaubenprinzip. Ihre niedrigsten Elemente bestimmen das Niveau."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Geistige Diarrhoe ist eine Krankheit, die erwiesenermaßen unheilbar ist, aber leider auch nicht tödlich endet."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Menschen kann man belügen, die Dinge hingegen nicht. In diesem ehrlichen, weil sachlichen Kern liegt die Differenz zwischen allen produktiven Tätigkeiten und den sogenannten Dienstleistungsberufen."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Der typische Propagandist des Liberalismus ist heute pensionsberechtigt."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Der Politiker sucht stets die Nähe zum Bürger - wie der Taschendieb auch."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Das Leben ist wie eine vergiftete Schachtel Pralinen. Spätestens das letzte Praliné ist tödlich."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Jeder Staat beruht in seinem Kern auf dem Prinzip der Schutzgelderpressung. Die Mafia zahlt lediglich besser als der öffentliche Dienst und sorgt effizienter für Ruhe und Ordnung."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Der menschliche Verstand ist die Bedingung der Möglichkeit von Dummheit."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Die Moderne löst ihre Probleme, indem sie beständig neue schafft."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Der Name täuscht: Intelligenz ist weiß Gott keine Voraussetzung für die Ausübung des Berufs eines Intellektuellen."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Die Sottise ist der täglich gelebte Kompromiss zwischen Barbarei und bürgerlichem Heldenleben."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Die immerhin technisch begabte Moderne ersetzt das Selbst durch das Selfie."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Oft ist es schwieriger, sich aus einer Sache wieder herauszudenken, als sich in die selbe hineinzudenken."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Ihm war ein Licht ausgegangen."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Ein Politiker mit geringem Einkommen erinnert an eine wenig frequentierte Prostituierte."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Auch harte Nüsse sind gleichwohl oft taub."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Unsere übelsten Handlungen lassen sich oft auf unsere Angst vor Vereinsamung zurückführen."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Im Zeitalter des Neoliberalismus tritt der Kriminologe an die Stelle des Wirtschaftswissenschaftlers."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"In der Ära des Neoliberalismus hat die englische Sprache die Rolle übernommen, die einst dem Rotwelsch zukam."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Jetzt, da die Menschen nicht mehr nach dem ewigen Leben streben, misslingt ihnen zusehends auch das irdische."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Ab einer gewissen Stufe der Selbsterkenntnis wird man sich eingestehen, dass man auch zu jenen Menschen gehört, die man in seinem Leben besser nicht kennen gelernt hätte."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Es ist einträglich, seiner Zeit weit voraus zu sein, sofern die Einzahlungen bereits in der Gegenwart auf dem Konto des Visionärs eintreffen."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Mikroökonomie des Friedhofwesens: Die Präferenzen sind verschieden. Die Präferierenden werden es früher oder später ebenfalls sein."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Sie wurde allgemein als praktizierende Blondine eingeordnet, doch es kursierten Gerüchte, wonach sie konvertiert sei."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Wer nur Kind seiner Zeit und nicht zugleich zumindest Urenkel der Ewigkeit ist, wird nichts wesentliches hervorzubringen haben."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Es sind die Traditionen, die uns aufrecht erhalten."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Atemlos in letzter Minute auf den falschen Zug aufzuspringen - das ist der Inbegriff der Praxis des modernen Menschen."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Umgekehrtes Vorzeichen: In einer zunehmend links dominierten Gesellschaft wandelt sich linke Gesellschaftskritik in eine perfide und geschwätzige Form der Affirmation des Bestehenden. Dem späten Horkheimer war dies bewußt."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Hobbes: Der Staat ist die Bestie, die der Mensch geschaffen hat, um die Bestie Mensch im Zaum zu halten."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Bildungsfernsehen: Das schlimme an der Wissenschaft von der Geschichte ist, dass inzwischen jeder Schmock glaubt, er verstünde etwas von ihr."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Das schlimmste, das einem Volk widerfahren kann, sind Politiker, die anfangen, an ihre eigenen Lügen zu glauben."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Die Geier, die sich am Ende einer Epoche von deren Aas ernähren, werden von den Zeitgenossen zunächst meist als zwar schräge, aber harmlose Vögel wahrgenommen."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Eine Lichtgestalt dank künstlicher Beleuchtung."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Artistik: Man kann ohne Verstand räsonieren, so wie man auch freihändig Fahrrad fahren kann. Mitunter erweckt man damit sogar den Eindruck großer intellektueller Kunstfertigkeit."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Bologna: Es fehlt zur Vollendung des marktkonformen Umbaus der deutschen Universität nur noch, dass in den Seminaren der Germanisten mit der englischen Übersetzung des ‘Faust’ gearbeitet wird."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Von unseren Mitmenschen dürfen wir keine Gerechtigkeit erwarten, von Gott müssen wir diese befürchten."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Der Beruf des Strauchdiebs wird auch deshalb so gerne ergriffen, da er weder botanische noch sonstige Fachkenntnisse voraussetzt."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Mit mancher alten Uhr läßt sich die moderne Zeit trefflich messen."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Nostalgie: Das Leben wäre so schön, hätten wir es nur schon hinter uns gebracht."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"In der zur Spaßgesellschaft verzwergten westlichen Moderne glaubt man, ein Problem sei gelöst, wenn die Kabarettisten im Fernsehen sich seiner angenommen haben."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Ob das Jüngste Gericht dereinst wohl ärztliche Atteste akzeptieren wird?"
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Die Würde des Menschen tritt am deutlichsten dort zu Tage, wo sie zu bröckeln beginnt."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Der heutige Durchschnittsabiturient hält die Mayas für ein Bienenvolk."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Man kann eine Kultur planmäßig zerstören, aber man kann keine Kultur planmäßig aufbauen."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Die Tragik des modernen Individuums erschöpft sich darin, unglücklich in sich selber verliebt zu sein."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Der moderne Mensch würde in der Gegenwart eines Heiligen nicht Ehrfurcht, sondern eine Kränkung seiner Eitelkeit empfinden."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Engagement: Künstler, die mit ihrem Werk etwas bewirken wollen, wirken zumeist reichlich bemüht."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Die Kirche muss den Sündern beistehen. Aber die Kirche muss den Sündern nicht beipflichten."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Der Teufel steckt im Detail. Gut für uns, wenn er darin stecken bleibt."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Philosophie des bürgerlichen Heldenlebens: Vexo, ergo sum."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Die beiden hatten einen Verein zur gegenseitigen Versicherung ihrer Bedeutsamkeit eintragen lassen."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Der Lieblingsroman aller Innenarchitekten: Adalbert Stifters 'Nachsommer'"
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Der moderne Mensch ordnet als pflichtbewußter Hedonist sein persönliches Glück seiner Lust unter."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Man lobt gerne und großzügig über den grünen Klee, der auf Gräbern wächst."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Auch ohne eigene Persönlichkeit kann man persönlich erscheinen."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"In den Werken von Autoren wie Vilfredo Pareto oder Robert Michels kehren sich die originär linken Denktechniken gegen die Linke. Man kann darin auch eine Form der Dialektik der Aufklärung sehen."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Er blickte mit Wermut auf sein Leben zurück."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Blätterrauschen: Der typische moderne Durchschnittsjournalist bezieht seine Existenzberechtigung daraus, selber ein wenig von dem Wind zu produzieren, in welchen er sein Fähnchen hängt."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Der traditionelle Katholizismus ist heute als das Widerständige zu betrachten, quasi als ein römischer Viadukt, dessen majestätische Ruine in die Welt der Barbaren hineinragt, und in dem noch ein Rinnsal fließt."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Leider kann man sich nicht im selben Sinne 'entblöden', in welchem man sich 'entkleiden' kann."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Jedermann kennt den Namen Iwans des Schrecklichen. An einen ‘Iwan den Erträglichen’ würde sich niemand mehr erinnern."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Er glaubte, er habe es faustisch hinter den Ohren."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Kommunikatives Handeln I: Sagt der Taube zum Blinden: 'Sehen Sie mich gefälligst an, wenn ich mit Ihnen rede!' Antwortet der Blinde: 'Sie wollen mich einfach nicht verstehen!'"
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Kommunikatives Handeln II: 'Wir werden sehen', meinte der Blinde. 'Wenn ich das schon höre!', entgegnete der Taube."
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"Kommunikatives Handeln III: Zwei Juden, die sich über die Auslegung des Gesetzes streiten, kommen zum Rabbi und verlangen von ihm eine Entscheidung. Nachdem der erste seine Auslegung vorgebracht hat, bestätigt ihm der Rabbi: 'Da hast Du recht gesprochen!" Als aber der zweite Jude seine Auslegung vorträgt, bestätigt auch ihm der Rabbi 'Da hast Du recht gesprochen!" Eines der dabeistehenden, bisher nur zuhörenden Gemeindemitglieder wirft darauf ein: 'Aber Rabbi! Es können doch nicht beide recht haben!' Der Rabbi überlegt kurz und antwortet: 'Da hast nun wiederum Du recht gesprochen.'"
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"Manchmal hilft nur die Liebe zum Detail, um das Ganze zu ertragen."
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"Buchungsschluss: Der Tod dreht uns eine Buchhalternase."
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"Man muss sich den Teufel wohl als einen kommoden und umgänglichen Herrn vorstellen, der aber am Monatsende unerbittlich die Rechnung präsentiert. Also als einen typischen geschäftstüchtigen Bürger dieser Welt."
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"Das moderne Individuum ist überall einsam, aber nirgends allein."
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"Der Hl. Superbius, Schutzpatron der leitenden Angestellten, auf Darstellungen stets an seinen typischen Attributen erkennbar: dem bequemen Bürostuhl, dem aufgeschlagenen Manual mit den sententiae inanes und nicht zuletzt der wichtigen Miene."
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"Wer die Moral hochhält kann leichter unter ihr durchschlüpfen."
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"Gott hindert uns daran uns mit dem erschreckend folgerichtigen Sinn, den diese Welt ohne ihn ergäbe, restlos zu arrangieren."
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"Das Zeitalter des Barock, als selbst die protestantischen Dichter noch katholisch waren."
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"Aller Menschenkenntnis, und damit implizite auch aller Selbsterkenntnis wohnt etwas Maliziöses inne. Müßig zu fragen, ob dies am Subjekt oder am Objekt des Erkennens liegt."
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"Wenn der Mensch liebenswert wäre, würde der Aufruf zur Nächstenliebe kein Ärgernis darstellen."
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"Satire darf tatsächlich alles - außer dem Opportunismus zu frönen."
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"Das Leben ist darauf ausgerichtet aus der Vergangenheit heraus die Gegenwart zu bewältigen um eine Zukunft zu erringen. Wer hingegen die Gegenwart damit ausfüllt, die Vergangenheit zu bewältigen, wird keine Zukunft haben."
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"Es heißt viel zu verlangen, von der Kirche lebensnahe Antworten zu fordern, wenn dieses Leben gottesfern ist."
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"Ökumene bedeutet, dass der Katholik sich bis zum Jüngsten Tag dafür entschuldigen muss, noch nicht protestantisch genug zu sein."
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"Der Mensch ist ein gesellschaftliches Wesen. Den meisten Menschen bleibt auch nichts anderes übrig."
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"Religare: Eine Institution, die ihren Wesenskern und ihre Geschichte für mehr oder weniger unverbindlich erklärt, wird - abgesehen von ihren Gehaltsempfängern - niemanden dauerhaft an sich binden können."
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"Das beste Mittel zur Stabilisierung eines politischen Systems ist es, die überall wie Pilze aus dem Boden schießenden Revolutionäre gleich zu Beginn ihrer verheerenden Karriere mit Pensionsansprüchen auszustatten, statt wie im geschichtlichen Normalfall erst an deren Ende."
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"Wer den progressiven Predigten andächtig lauscht, der erspart sich zumindest den Kauf einer Tageszeitung."
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"Die Öffnung der Hl. Kirche für die 'Mitwirkung' der Laien wird unweigerlich wie bei den Baptisten enden: Jeder, der seinen Zeigefinger über der Bibel kreisen läßt, wird das Predigeramt beanspruchen."
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"Das Grab ist das Siegel auf dem ungeschriebenen Vertrag, der zwischen den Lebenden und den Toten besteht."
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"Glaubt man den Predigten der Progressiven so führen alle Gleichnisse Christi mit Hilfe von zwei oder höchstens drei gedanklichen Sprüngen in den Sozialismus."
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"Unter Nießbrauch versteht man das schon im Sachsenspiegel verbriefte Recht, im Notfall das Taschentuch des Stammesgenossen benutzen zu dürfen."
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"Es ist soweit gekommen, daß die Hirten mit den Wölfen heulen."
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"Eine niedergehende Kultur ist auch dadurch gekennzeichnet, dass die Konturen, die ehemals ihre verschiedenen Sphären voneinander trennten, verschwimmen und ineinander übergehen. Ein Symptom dafür ist heute, dass die Politiker sich zunehmend im Tonfall des Predigers gefallen, während die Priester der Versuchun, zu politisieren, nicht widerstehen können."
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"Die gute Gesinnung macht heute das gute Gewissen. So kann man im abstrakt-allgemeinen des Ideellen die eigene individuelle Dürftigkeit umfassend camouflieren."
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"Die moderne Gesellschaft ist eine Zusammenballung von Individualisten ohne Individualität."
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"Die Muse, welche ihn geküßt hatte, war wohl in venerologischer Behandlung."
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"Bildungskrise: 'Mein Mann hat mich ganz schön in die Bredouille gebracht.' - 'Ach ja? Wir waren im Urlaub in der Bretagne!'"
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"Die herrschenden Ideen der Moderne werden auch deshalb zu den herrschenden, weil es ihnen gelingt die übelsten Eigenschaften der Menschen anzufüttern."
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"Das heute so verbreitete Konzept des 'Infotainment' ist Ausdruck einer unumkehrbaren Infantilisierung ganzer Kulturen."
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"Mit der Säkularisierung des Staates wandert das Sakrale in die Mimik und die Phrasen seines politischen Personals."
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“Heute führen dort die Schlauen, wo es der Klugen bedürfte.”
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"Neil Postman muss man als den Alexis de Tocqueville unseres Zeitalters würdigen."
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"Zu den unauslöschlichen Vorurteilen des Linken gehört der Glaube, in der Kunst und in der Politik könne Haltung das fehlende Talent ersetzen."
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"Eine erfolgsversprechende Strategie zur Beförderung der eigenen Karriere ist es, intellektuelle durch charakterliche Defizite zu kompensieren."
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"Es ist nur folgerichtig, dass der Demos, als der aktuelle Herrscher, von der Kirche die Absegnung seines sündigen Treibens fordert, so wie ja auch die absolutistischen Herrscher der Vergangenheit ihre Intrigenspiele und Kriegsgreuel von der Kirche gesegnet wissen wollten."
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"Das man sich am Sonntag in der Messe mit der Privatesoterik von Hinz und Kunz auseinandersetzen darf, war bis vor kurzem ein Privileg der Protestanten."
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"Jene Individuen, die offenherzig von sich bekunden, dass sie danach streben, sich selber zu verwirklichen, machen auch tatsächlich oft einen eher unwirklichen Eindruck."
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"Wem zu Jesus Christus nur noch Politisches einfällt, der ist wohl nicht nur in theologischer Hinsicht ein Einfaltspinsel."
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"Der Demokrat kritisiert die Mächtigen so lange, bis er ihre Stelle eingenommen hat."
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"Die Mehrzahl der Menschen orientiert sich an den Fähnchen, die andere in den Wind hängen."
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"Keiner der progressiven und kritischen Kleriker würde sich zu der Ketzerei versteigen, von der als skandalös denunzierten Kirche zu fordern, die regelmäßige Überweisung seines Gehalts einzustellen."
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"Die Unbeirrbarkeit ist die Tugend der Dummen."
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"Die politische Theologie der Demokratie beruht auf dem unauslöschlichen Aberglauben, dass im Recht sei, wer mit der größeren Herde trottet."
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"Von der Kirche 'lebensnahe' Antworten zu fordern, meint die Märtyrer aller Zeiten zu verhöhnen."
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"Was die Dummheit von der Einfalt unterscheidet, ist die Schlauheit, die mit der ersteren einhergeht."
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"Der Konservative handelt, als ob er sich vor der Nachwelt verantworten müsste. Der Progressive handelt, als ob sich die Nachwelt bei ihm bedanken müsste."
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"Das Leben erschöpft sich in verpassten Gelegenheiten und in Gelegenheiten, die man besser verpasst hätte."
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"Die Pfaffenbetrugstheorie der Aufklärer des 18. Jahrhunderts wird heute nur noch an linken Stammtischen und in der progressiven Theologie vertreten."
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"Altersstarrsinn setzt heute schon in der frühen Jugend ein."
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"Man wird die Kirche nicht aufwerten, indem man ihre Sakramente auf die Rangstufe von Freibier stellt."
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"Religare bedeutet sich rückbinden, sich befestigen. Wer das Fortschreiten, die Veränderung zum Selbstzweck seines Daseins erklärt, ist wohl in jeder Religion dieser Erde schlecht aufgehoben."
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"Gott hat die Menschen als Mann und Frau erschaffen. Der Welt blieb es vorbehalten, sie in Hinz und Kunz zu verwandeln."
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"Der religiöse Glaube hat seinen Ursprung wohl auch in jenem geistigen Akt, in welchem der Mensch erkennt, was aus ihm zu werden droht."
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"Unter 'Diskussion' versteht der moderne Linke, dass er sich dazu herabläßt seinen Gegner über dessen moralische Verworfenheit zu belehren."
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"Seitdem die Linken nicht mehr Hegel und Marx lesen, fürchten sie den Widerspruch wie den Teufel."
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"Das Massengrab als der Schauplatz der proletarischen Entdinglichung des Menschen."
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"Die fortschreitende Aufklärung erfasst immer weitere Kreise, so dass sich für die Bauern das Aufstellen von Vogelscheuchen nicht mehr lohnt."
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"Priester, die das Paradies auf Erden errichten wollen, müssen sich die Frage gefallen lassen, ob sie denn wenigstens von Wirtschaft und Gesellschaft mehr verstehen, als von Theologie."
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"Ein heutiger Geistlicher muss sich wohl entscheiden, ob er Priester oder Politiker sein will. Nur einer dieser beiden Berufsgruppen bringt man gemeinhin Vertrauen und Respekt entgegen."
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"Das Problem mit unseren Eliten ist nicht etwa, dass sie nicht gewillt sind, zu tun was sie können, sondern dass sie gewillt sind, zu tun was sie nicht können."
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"Menschen, die die Verbindung zu ihren Ursprüngen kappen, werden dadurch in der Regel nicht origineller."
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"Alle Welt will heute Politik machen, auch die Ärzte, die Priester und die Richter. Nur die wenigen noch arbeitenden Schuster bleiben bei ihren Leisten."
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"In uns allen findet sich ein trüber Pfuhl der Dummheit. Die naheliegenden Schlauheiten des Alltags sind dessen krötenhafter Auswurf."
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"Für eine Jugend, die ohne Gott aufwächst, weil die Eltern es schon so hielten, müsste der Glaube doch eigentlich deren rebellischen Geist locken."
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"Die Moderne ist überzeugt, sie könne den Teufel reiten."
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"Die Moderne oszilliert zwischen ihren Konjunkturen der Trivialität und des Terrors."
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"Das man den Fortschritt nicht aufhalten kann, ist kein Argument für den Fortschritt."
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"Der moderne aufgeklärte Bürger läßt sich von abgebrochenen Theaterwissenschaftlern und Kabarettisten die Welt erklären. Dies erklärt wohl hinreichend die Unumstößlichkeit seiner Überzeugungen."
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"Der moderne Mensch geht mit der gleichen Unbefangenheit an die Umwälzung von Staat, Nation und Kirche, mit der er sich zu einem Ikebanakurs der Volkshochschule anmeldet."
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"Ihre Beziehung scheiterte, als sich herausstellte, dass ihre Katze gegen ihn allergisch war."
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"Wenn die Theologen anfangen, wie Soziologen zu sprechen, dann ist Gott von ihnen verlassen."
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"Wenn für alle nur noch der Weg das Ziel ist, bleibt eben so manches auf der Strecke."
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"Jenen heute so eklatanten Menschentypus, der sich jeder Massenhysterie öffnet, um die Leere in seiner Seele und in seinem Hirn zu füllen, hat es tatsächlich wohl immer schon gegeben. Neu ist lediglich, dass dieser Typus, dank der fortschreitenden Demokratisierung aller Lebensbereiche und der damit einhergehenden Senkung von Bildungsstandards, zunehmend alle Schlüsselpositionen einnimmt."
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"Zu den fremden Zungen, in denen die Jünger an Pfingsten redeten, gehörte sicherlich nicht das Geseiere unserer modernen Soziologen oder das manipulative Rotwelsch der Politiker."
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"Und Abends erfährt der aufgeklärte und mündige Bürger dann aus dem Fernsehen, was er denkt."
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"Angesichts einer modernen Gesellschaft, die sich immer weiter von Gott entfernt, empfehlen die Wortführer der Progressiven, die Kirche solle, um 'lebensnahe Antworten' bieten zu könnnen, der Gesellschaft auf diesem Weg folgen. Gegen die Stringenz dieser eigentümlichen Logik kann kein Argument ankommen."
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"Die moralischen Kräfte der Moderne arbeiten beharrlich an der Erweiterung des Nadelöhrs und parallel dazu an der Verkleinerung des Kamels."
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"Nazis sind Linke, die versuchen ohne PR-Berater auszukommen."
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"Wer von sich sagt, dass er seinen Beruf ergriffen hat, weil er gerne mit Menschen arbeitet, ist entweder Pathologe oder Scharfrichter."
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"Die zunehmende Akademisierung der westlichen Gesellschaften läßt sich auch daran ablesen, dass die Menschen ihre Dummheit nicht mehr mit ihren eigenen Worten, sondern durch die offiziösen Phrasen zum Ausdruck bringen."
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"Wem wir das Wasser nicht reichen können, dem pinkeln wir eben ans Bein."
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"Die Epochen, in denen die Kirche als 'zeitgemäß' gelten konnte, waren zugleich die Epochen ihrer tiefsten und finstersten Verweltlichung."
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"Je mehr die Politiker betonen, den Bürger mitnehmen zu wollen, desto mitgenommener nimmt der Bürger sich aus."
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"Ein Fund im Antiquariat: Die Wahl der Qual. Handbuch für den angehenden Folterknecht. Berlin (Ost) 1973. Unveränderter Nachdruck der Ausgabe von 1937."
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"Und samstagnachmittags klickt sich der moderne Priester von heute seine Predigt im Internet zusammen."
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"In der DDR dienten die linientreuen Journalisten, anders als heute, dem werktätigen Volk. War kein Toilettenpapier mehr zu bekommen, griff man zum 'Neuen Deutschland'."
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"Wenn es das Anliegen von Jesus Christus gewesen wäre, seine Lehre an die Lebenwirklichkeiten seiner Zeit anzunähern, wäre er nicht auf einen Berg gestiegen, um zu predigen, sondern hätte im Tempel von Jerusalem eine Wechselstube errichtet."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Der moderne Mensch ist erfreut, in einer befreiten Welt zu leben, die ohne den Begriff der Sünde auskommt und
wundert sich dann, dass er sich auf niemanden mehr verlassen kann - am wenigsten auf sich selber."
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"Die Kirche ist die auf Dauer gestellte Hoffnung, die nicht von dieser Welt ist. Sie ist somit keine 'andockungsfähige' NGO, kein einträglicher Sozialkonzern und auch keine staatsdienliche 'Zivilreligion'."
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"Er guckte schwerhörig."
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"Die technische Eigenlogik der Massenmedien führt zur Verdrängung der Argumentation durch die Agitation. Sie stellen daher das natürliche Kommunikationsorgan der modernen Massengesellschaft dar, die in ihrer Gesamtheit der gleichen Tendenz folgt."
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"Dass ein Theologe sich von Gott abwendet, erkennt man zuerst daran, dass er sich irgendeinem modernen Philosophen oder Soziologen zuwendet."
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"Wenn die Katze erstmal aus dem Haus ist, tanzen die Mäuse solange auf dem Tisch, bis die Ratten kommen und zur neuen Ordnung rufen."
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"Im gehässigen, sich bis zur Hexenjagd steigernden Eifer der progressiven Kleriker offenbart sich das Morgenluft witternde Duckmäusertum jener, die von sich wissen, dass sie aufgrund ihrer stillschweigenden geistigen Vorbehalte, ihrer heimlichen intimen Neigungen und wegen ihres schlicht fehlenden Glaubens niemals zum Priester hätten geweiht werden dürfen."
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"Jene progressiven Kleriker, die sich Beifall heischend als mutige Widerstandskämpfer gerieren, wissen wohl nicht, dass jeder Angestellter eines privaten Unternehmens, der seinen Arbeitgeber in derartig maßloser und sachdeckungsfreier Weise in der Öffentlichkeit diffamieren würde, wie es diese Kleriker mit der Hl. Kirche zu tun pflegen, umstandslos auf die Straße gesetzt werden würde."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Jetzt, da alle beanspruchen, 'pragmatisch' zu handeln, funktioniert zusehends gar nichts mehr. Es fehlt eben an der Macht der koordinierenden, leitenden und beschränkenden Prinzipien, die die gesellschaftliche Evolution über die Jahrhunderte ausgelesen hat, um den Menschen erst ein vernünftiges und damit berechenbares Verfolgen ihrer Zwecke zu ermöglichen."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"In unserem privaten Umfeld würden wir Individuen, die versuchen, uns zu manipulieren, die zu Lüge und Intrige greifen, um ihren Willen durchzusetzen und uns diesen, wenn sie es denn vermögen, schließlich durch bloße Macht aufzwingen, zuverlässig als menschlichen Abschaum identifizieren. Tragen diese Individuen jedoch ostentativ hehre Ideale vor sich her, so nennen wir sie plötzlich 'Politiker' und zollen ihnen Achtung und Respekt."
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"Ein verweltlichter Klerus wird folgerichtig nach den Maßstäben dieser Welt über seine Schäfchen richten. Das meint: er wird unerbittlich und unbarmherzig richten."
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"Zu den großen Vorzügen unserer Moderne gehört es, dass in ihr auch solche Gestalten ihr gutes Auskommen finden, die von ihren Fähigkeiten her lediglich zur Verwaltung der Ablage und des Abteilungstratsches geeignet wären. So aber benötigt jede moderne Gesellschaft, unabhängig von ihrer politischen Form, Individuen, die sich nicht zu schade sind darüber zu wachen, dass niemand aus der Reihe tanzt, die das Geschwätz und die Betriebsamkeit am Laufen halten und die nicht zuletzt mit ihren wichtigen Mienen die Hintergrundaura der Moderne erzeugen."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Einem flachen Kopf entspricht auch ein flacher Glaube. Harmonie von Form und Inhalt."
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"Vermutlich der größte Irrglaube der progressiven Priester ist ihre Ansicht, die Menschen gingen wegen ihrer Predigten in die Messe."
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"Auffällig ist, dass man aus den Mündern all jener 'mündigen Bürger' immer nur die gleichen Worte vernimmt, nämlich die offizösen und medial verbreiteten Phrasen."
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"Ein Linksliberaler ist ein Mensch, dessen Einkommen hoch genug ist, um es sich leisten zu können, auf Stehpartys die Ansicht zu vertreten, dass die Linke moralisch im Recht ist, der aber den Aspekt der Massengräber diskret behandelt wissen möchte."
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“Wem auch immer Kirchen dienen, die zu Dependancen der herrschenden Parteien und Mächte herabgesunken sind: sie dienen sicherlich nicht Gott.”
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"Die überbordende Bedeutung des Superlativs in der Alltagsrhetorik der Moderne kontrastiert in eigentümlicher Weise mit ihrer faktischen Mediokrität."
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"Was den Progressiven als 'Neue Kirche' vorschwebt, ist nichts weiter als ein humanitärer Geselligkeitsverein der sich gut dünkenden, eine Art steuerfinanzierter Rotary Club ohne Aufnahmehürden, dessen Vorsitz und Kassiereramt streng paritätisch zwischen Mann und Frau und sonstiger sexueller Befindlichkeit aufgeteilt werden und der stets auf der Höhe der Zeit sein wird, möge diese auch noch so gottlos sein."
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"Die Neoliberalen privatisieren das Politische, die Linken politisieren das Private. Der Bürger darf sich damit beruhigen, dass dies alles auf demokratischer Basis fußt."
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"Die progressiven Priester erinneren in ihrer den narzisstischen Zeitgeist umschmeichelnden, phrasenschwangeren Rhetorik eher an Rattenfänger denn an Menschenfischer."
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"Ohne die Stimme der Kirche in ihrer überlieferten Form füllt diese Welt das Geschrei des Marktes und das Gewisper des Parteienklüngels restlos aus."
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"Statusinkongruenz: Die progressiven Priester streben danach, ihren sozialen Status mit ihrem nicht zur Diskussion stehenden beamtengleichen ökonomischen Status in Einklang zu bringen. Bald werden sie darüber klagen, am Sonntag arbeiten zu müssen."
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"Arbeitsteilung: 'Von Beruf bin ich Fliesenkleber.' - 'Sie meinen sicherlich >Fliesenleger<?' - 'Nein, das macht der Kollege.'"
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"Ein Aktivist ist ein Mensch, den - angesichts seiner verwüsteten Seelenlandschaft - ohne seinen Aktivismus der horror vacui überwältigen würde."
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"Der menschliche Charakter, der eigentlich Endprodukt eines langen organischen, aus Erziehung und Erfahrung gespeisten Prozesses sein sollte, nimmt sich bei vielen Individuen eher wie die versteinerte Schreckensstarre einer zufälligen Augenblickskonstellation aus."
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"Das Ethos des Liberalen ist so großherzig, dass er dem Kranken und Gebrechlichen nicht nur das Recht auf den Freitod zugesteht, sondern ihm gegen Entgelt auch noch das Gift dazu reicht."
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"Durch ihre progressiven Strömungen wandelt sich die Kirche zum zwar banalen, dafür aber verläßlich steuerfinanzierten irdischen Paradies des modernen 'engagierten' Spießers."
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"Jesus Christus lies von seinen Jüngern Brot und Fisch an die Hungernden verteilen. Die moderne Kirche verteilt in seiner authentischen Nachfolge Gehälter an Verwaltungsbeamte und progressive Aktivist*innen."
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"Das trotz der Werke von Karl Kraus und Heinrich Mann die Journalisten den Nimbus genießen, als moralische Instanz zu gelten, zeigt, wie wenig Literatur und wie viel penetrantes Selbstmarketing zu bewirken vermögen."
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"Als seine Mutter Kevin dazu aufforderte, nun endlich sein Kinderzimmer aufzuräumen, machte Kevin die epochale Entgegnung, dass man erst eine gesamteuropäische Lösung anstreben müsse."
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"Die Kirchenschänder, welche außerhalb und innerhalb der Kirche am Werke sind, unterscheiden sich nur dadurch, dass die letzteren wissen was sie tun."
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"Eine 'andockungsfähige' Kirche anzustreben, meint nichts anderes, als auf die einträgliche promiskuitive Vereinigung mit den Mächten und Gewalten dieser Erde hinzuarbeiten."
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"Die Händler und Geldwechsler, die Jesus Christus einst aus dem Tempel vertrieb, haben sich längst einträglichere Geschäftsfelder gesucht. Heute stünden zur Austreibung die Soziolog*innen und Politiker*innern an."
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"Der synodale Karriereweg für die hoffnungslos Mediokren in der Kirche. Er bringt eine neue Form von Simonie mit sich, in welcher die gute, weil progressive Gesinnung das Zahlungsmittel darstellt."
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"Durch die technische Eigenlogik der Massenmedien wird vieles gesagt, nicht etwa, weil es gesagt werden muss, sondern weil irgendetwas gesagt werden muss."
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"Es empört den progessiven Linken, dass wir nicht bereit sind, unsere Vorurteile aufzugeben, um die seinen zu übernehmen."
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"Menschliche Nähe: Nachdem Elfriede Krautschnebler ihrer nahezu ertaubten Nachbarin Jolande Pfefferkraut über den gemeinsamen Gartenzaun hinweg anvertraut hatte, sie sei nach Ansicht ihres Ehemannes einfach zu hellhörig, verbreitete sich im Viertel in Windeseile das Gerücht, die Hausfrau Krautschnebler sei einem Zuhälter hörig."
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"Nichts ist lächerlicher als ein Philosoph, der sich beim Denken fürs Fernsehen ablichten läßt."
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"Georges Sorel oder Die Geburt des Faschismus aus dem Geiste der linken Korruption."
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"Das noch vor hundert Jahren alltägliche Schimpfwort 'Koofmich' ist aus dem deutschen Sprachschatz vollständig verschwunden. Der Begriff hat in unserer Zeit schlichtweg seine soziologische Trennschärfe eingebüßt."
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"Das Schicksal der Idiotie im Zeitalter ihrer technischen Reproduzierbarkeit."
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"Eine der wenigen intellektuellen Vergnügungen, die uns die Moderne in ihrer bunten Tristesse belassen hat, findet sich in dem kunstfertigen Herauskitzeln der unter- und zugleich abgründigen Bosheit, die allen progressiven Gutmenschen eigen ist."
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"Im modernen progressiven Spießer vereinigt sich die Mentalität der Hippies mit dem Pochen auf die erworbenen Rentenansprüche."
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"Das progressive Gedankengut ist die heiße Luft mit der sich die Mediokrität aufzublähen pflegt."
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"Es hat wohl immer schon jene völlig verweltlichten und letztlich glaubenslosen Gestalten im Priestergewand gegeben. Doch während auch sie früher in die Formen der Kirche eingebunden blieben, zelebrieren sie heute ihre Hingabe an die Welt mit einem völlig unverhohlenen und obszönen Opportunismus."
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"Die Progressiven aller Couleur wollen ihr Zerstörungswerk als 'Befreiung' tituliert wissen."
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"Ein moderner Politiker ist so stark damit beschäftigt, Haltung zu zeigen oder auch Zeichen zu setzen, dass es ihn irritiert, wenn man von ihm die Lösung eines Problems einfordert."
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"Der typische Progressive kompensiert seine intellektuelle Minderbemitteltheit mit intellektueller Unredlichkeit."
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"Man bezeichnet einen Politiker gemeinhin dann als eloquent, wenn er sich beim Phrasendreschen ehrliche Mühe gibt."
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"The Theory of the Critical Class: Die Anziehungskraft der progressiven Ideenwelt beruht auf ihrer Funktion als kostengünstige Quelle der gesellschaftlichen Distinktion, die auch jenen Individuen offensteht, die sich den demonstrativen Konsum nicht leisten können."
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"Die Katholische Kirche in Deutschland ist zur genossenschaftlich verwalteten Pfründe des ZdK herabgesunken."
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"Der moderne Mensch ist bemüht durch den technischen und ökonomischen Fortschritt die Tragik aus seinem Leben zu verdrängen, um der Banalität den nötigen Raum zu gewähren."
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"Feiste Pfaffen und Bischöfe, die schenkelklopfend mitlachen, wenn Gott und seine Kirche verhöhnt werden, mögen als treffende Allegorie der Charakterlosigkeit oder des Opportunismus dienen."
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"Wenn in einem Menschen Dummheit und Geltungsdrang aufeinandertreffen, so erlebt die Welt in der Regel unausweichlich die Geburt eines weiteren progressiven Aktivisten. Dieser vermag es dann Haltung zu zeigen oder auch Zeichen zu setzen, so wie ein Hündchen Kunststückchen zeigt oder Häufchen setzt."
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"Die Kräfte der zur Ochlokratie degenerierten modernen Demokratie spülen den Abschaum bis in die letzten Winkel des öffentlichen Raumes. Dort vermag er es dann, sich seine Pöstchen zu suchen oder gleich neu zu schaffen."
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"Wer nie ein Buch gelesen hat, bleibt zwangsläufig dumm.
Wer hingegen nur ein Buch gelesen hat, wird zwangsläufig der Borniertheit anheimfallen."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Die neue Synodale Kirche erklärt das Jüngste Gericht für nicht zuständig und übergibt die Menschen statt dessen an das älteste Gericht dieser Erde, nämlich an die Horde und deren Wortführer - ja, so mancher Synodaler hofft wohl gar darauf, dereinst auch zu diesen unbarmherzigen Richtern zählen zu dürfen."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Die banale Bosheit der Guten. Diese tritt immer dann zu Tage, wenn sie sich ertappt wissen."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Indem die Moderne in ihrer aktuellen Degenerationsphase das Intime zum zentralen Politikum erhebt, verwandelt sie den öffentlichen Diskurs unweigerlich in eine Form von Pornographie und das Intime in alltäglich gelebte Prostitution."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Für den modernen Menschen bezeichnet der Begriff 'Kultur' ein Marktsegment."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Völker haften für ihre Eliten."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Die Moderne hält uns dazu an, 'pragmatisch', 'flexibel' und 'undogmatisch' zu sein, und erzieht sich so jenes charakterlose Lumpenpack, welches sie benötigt, um noch einige wenige Jahrzehnte weiter zu degenerieren."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Das politische Geschehen unserer Gegenwart ist durch den Umstand geprägt, dass der moderne Spießer seine Neurosen nicht länger zum Psychiater, sondern in die Öffentlichkeit trägt."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Jene progressiven Priester, die sich als wagemutige politische Führer oder gar als radikale Theologen gerieren, sind in ihrem innersten Kern wohl immer noch jene dicklichen und trögen Kinder, die schon damals alles getan hätten, um auf dem Pausenhof mit den angesagten Jungs spielen zu dürfen."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Die Rede von den 'Zeichen der Zeit' als 'neuer Form der göttlichen Offenbarung' ist die rhetorische Umschreibung für das Wittern von Opportunitäten."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Der heroische Marsch der Linken durch die Institutionen wurde zumeist bequem im Sitzen absolviert. Dieser Vorgang war letztlich nur auf der Grundlage der innigen Wahlverwandtschaft zwischen Beamtentum und Sozialismus möglich."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Wenn man sich plötzlich unter Menschen wiederfindet, deren Reden und Tun sich nur um Sex und Macht dreht, so ist man entweder auf den örtlichen Straßenstrich oder aber auf den Synodalen Weg geraten."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Neben die von Mosca in seinem klassischen Werk analysierte politische Klasse tritt heute assistierend die zumeist direkt oder indirekt aus öffentlichen Finanztöpfen alimentierte geschwätzige Klasse, die sich aus dem Kreise jener idealistischen Individuen rekrutiert, welche 'immer schon etwas mit Medien machen’ wollten oder die unbedingt 'mit Menschen arbeiten’ wollen, und die mit ihrem verantwortungsbefreiten, in postmoderner Beliebigkeit schwelgenden Phrasen den öffentlichen Raum nahezu vollständig okkupiert hat, um so der politischen Klasse den Rücken frei zu halten."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Wenn das progressive Projekt der Angliederung der Heiligen Kirche an den modernen Parteienstaat gelingen sollte, werden an die Stelle von Bibel und Katechismus ‘demokratische’ Parteitagsbeschlüsse und an die Stelle der wenigen noch verbliebenen wirklichen Priester blasse und willfährige Funktionärsphysiognomien treten."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Jesus Christus versuchte auch die Zöllner an sich zu ziehen. Die Zöllner - aber nicht das Zöllnertum."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Der Beifall, der Bismarck von den Altkatholiken und Hitler von den Lutheranern zuteil wurde, läßt uns erahnen, was wir von einer zeitgemäßen Kirche zu erwarten haben."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Die Anstrengung, die es kostet, einem Außenstehenden die Inhalte und die Bedeutung eines der modernen Berufe zu erläutern, verhält sich umgekehrt proportional zu der Anstrengung, die es kostet, den jeweiligen Beruf auszuüben."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Die Basis der Moderne stellt jener Typus des charakterlosen Menschen ohne Eigenschaften dar, dem es nach einer 'Bewegung' verlangt, die ihm eine Rolle und dazu auch den Text vorgibt."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"In Jesus Christus nur einen von mehreren 'maßgebenden Menschen' (K. Jaspers) zu sehen, ihn als eine sonderbare historische Gestalt zu betrachten, von der zufällig einige interessante und womöglich gesellschaftlich nützliche ethische Maximen überliefert sind, ist die moderne Variante jener Haltung, die den lieben Gott einen guten Mann sein läßt. Zugleich ist diese Haltung der geistige Kern der sogenannten progressiven Theologie."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Alle siegreichen Revolutionen enden damit, dass sie den Beamtenapparat vergrößern."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Heute ist derjenige der Souverän, der darüber entscheidet, was ein Einzelfall ist."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Wer Bedarf nach kultureller Bereicherung bekundet, muss zuvor kulturell verarmt sein."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Beim Predigen in der Kirche ist es wie in der Literatur: Wer uninspiriert ist oder schlicht nichts kann, der macht in Politik."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Bei Geistes- und Sozialwissenschaftlern, die im Fersehen dauerhaft präsent sind, kann man davon ausgehen, dass ihre Arbeiten so simpel geartet sind, dass man sie in zwei Sätzen darlegen und somit für pädagogische und politische Propaganda benutzen kann."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Das Geschehen der letzten Jahrzehnte legt die Hypothese nahe, dass populistische Bewegungen in der aktuellen politisch-gesellschaftlichen Strukturiertheit der westlichen Gesellschaften nur dann eine Durchsetzungschance besitzen, wenn sie - wie der sogen. 'Synodale Weg' - in das jakobinisch-progressive Spektrum fallen."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Zumindest in einem Punkt ist die Etablierung der Deutsch-Synodalen Kirche zu begrüßen: Sie wird endlich wieder die verlorengegangene Bekenntnisdisziplin unter den katholischen Geistlichen herstellen. So wie es schon die lutherischen Landeskirchen halten, wird diese neue Institution jeden Priester umgehend suspendieren, der es wagt, dem progressiven Credo in einem oder mehreren Punkten zu widersprechen."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Die Liste der Sekundärtugenden, die man benötigt, um die westlichen Gesellschaften und ihre Institutionen zu zerstören, ist lang: Geistige Ignoranz, moralisch-charakterliche Flexibilität und rhetorische Penetranz sind nur die drei wichtigsten."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Banalität und Obszönität sind die beiden Gesichter der Moderne."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Die progressiven Theologen scheinen ihre Offenbarungen über das Fernsehen zu empfangen. Wer wird da anzweifeln, dass diese Offenbarungen vom Heiligen Geist kommen."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Die aktuell zentralen geistigen Protagonisten der Moderne sind Gnome auf den Schultern von Zwergen."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Nunmehr ist die Kirche in Deutschland also in die Hände jener gefallen, die von der Kirche leben, obgleich sie für die Kirche leben sollten."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Betrachtet man es genau, so halten sich in unserem Leben Pech und Unglück exakt die Waage."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Die Progressiven in der Kirche haben inzwischen selbst jenes Gefühl für Stil verloren, welches die Atheisten noch besitzen, die beim Besichtigen einer alten Kirche den Hut abnehmen."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Frau Dr. Elfride Leuthschrecker-Schmarrenberger, das erzliberale Urgestein."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Wenn die Kirche für sich zu werben sucht, indem sie ihre gesellschaftliche Nützlichkeit hervorhebt, so werden sich bald gesellschaftliche Kräfte finden, die sich anschicken, die Kirche zu benützen."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Pontius Pilatus, der die wahrhaft philosophische Frage aufwarf, was denn Wahrheit sei, um sich dann um deren Beantwortung nicht weiter zu scheren, war der erste der postmodernen Intellektuellen."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Das Credo der neuen Synodalen Kirche wird von Soziologen und Sexualwissenschaftlern geschrieben und seine Einhaltung von atheistischen Theologen überwacht werden."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Die alte Kirche liebte den Sünder und hasste die Sünde. Die neue Synodale Kirche liebt hingegen die Sünde und betrachtet die Sünder als nützliche Idioten."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Die Begriffe 'Rechts' und 'Links' bedeuten in der Politik nicht etwa fundamentale Unterschiede im Handeln und Denken, sondern lediglich die Richtungen, aus denen sich der Pöbel den Fleischtöpfen der öffentlichen Kassen zu nähern sucht. Als 'Mitte' pflegt sich dabei jene Clique zu bezeichnen, die momentan den Platz an diesen Fleischtöpfen erfolgreich besetzt hält."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Primärer Zweck einer jeden Revolution ist nicht die Befreiung irgendeines beliebigen Objekts der Unterdrückung, sondern die Schaffung von Pöstchen für die Revolutionäre."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Kurze Epistemologie des Fernsehens:
1. Ereignisse, die nicht von Kameras eingefangen wurden, haben niemals stattgefunden.
2. Thesen, die sich nicht in wenigen abgegriffenen Phrasen wiedergeben lassen, müssen auf einer Lüge beruhen.
3. Individuen, die im Bild nicht nett und attraktiv erscheinen, müssen Verbrecher sein.
Diese Epistemologie beansprucht dabei ungedingte Universalität über das Medium Fernsehen hinaus."
"Trotz der theologischen Lehre vom objektiven Charakter der sakramentalen Handlungen verwandeln sich die Eucharistie und die Messriten in den Händen der ungläubigen Priester zu jenem folkloristischen Mummenschanz, den die Spötter unter den antiken Autoren immer schon zu erkennen meinten."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
“Der Bund der Geistfreien.”
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Es wird der spezifische Ehrgeiz der neuen Synodalen Kirche sein, als Fahrstuhlmusik der Moderne zu fungieren."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Die modernen Wissenschaften sprechen das Individuum von jeglicher Schuld gegenüber Gott und seinen Mitmenschen frei, um ihm die volle Verantwortung für die Gesellschaft, die Geschichte und sogar die natürliche Umwelt aufzuerlegen."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Die Politisierung der Kunst findet ihre stringente Fortsetzung in der Ästhetisierung der Politik."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Dem Dichter Brecht wären die heutigen Linken so befremdlich, dass er ihr Gebaren in einem Stück mit dem Titel >Der diverse Mensch von Bielefeld< episch verfremden würde."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Arglosigkeit ist heute womöglich zugleich unsere größte Schuld, wie auch unsere einzige Entschuldigung."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Obgleich die Linken und Progressiven ungemein viele Worte machen, empört es sie regelmäßig, wenn man sie bei denselben zu nehmen sucht."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Wird ein Gelehrter im Fernsehen zitiert, so kann er daraus für sich ableiten, dass er entweder tot oder bedeutungslos ist."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Die weltkluge Betriebsamkeit des Bürgers, die heilsversprechende Geschwätzigkeit des Politikers und nicht zuletzt die obszöne Banalität des Spießers sind nicht erst mit der Partei der Synodalen in die Kirche eingedrungen. Vielleicht muss man ihre Wurzeln im Protest des Judas gegen die Verschwendung des Nardenöls verorten."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Die Fassade der einst katholischen Kirche in Deutschland wird wohl nur noch von den Rentenansprüchen ihrer Funktionäre und den von den Priestern noch abzuzahlenden Raten für deren SUVs zusammengehalten."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"All die Progressiven ahnen in ihrem Hochmut nicht, dass wir alle dereinst durch den Staub, welchen wir in unserem Leben aufgewirbelt haben, zu Kreuze kriechen müssen."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Die progressive Theologie versteht sich heute als Magd der Soziologie, wie es die Philosophie nach 1968 tat. Ihre Ohren, die sich in höchster Aktualität den 'Offenbarungen der Zeit' öffnen wollen, lauschen in Wirklichkeit den ausgeleierten ‘Oldies’ im Randgruppenprogramm für Senioren."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Zu den unzweifelhaften Errungenschaften der Moderne gehört auch die Tatsache, dass in ihr der Idealismus einträglich geworden ist."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Qualitätsjournalismus: Eine Stunde, nachdem Kardinal Woelki mit der Feststellung, dass heute aber sehr schönes Wetter herrsche, auf die Straße getreten war, verbreitete sich in der Presse die Nachricht, Woelki sei ein Klimaleugner."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Der euphorische ist der dümmste aller Gesichtsausdrücke."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Es gibt bekanntlich kein richtiges Leben im falschen. Dafür gibt es das wahre Leben im Fernsehen."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Wir vermögen es, unser Leben zu beenden, aber wir können es nicht ungeschehen machen. Letztinstanzlich bleibt unser Dasein unverfügbar."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Es gibt einen allerdings sehr schmalen Grat des ehrlichen Mutes zur Verzweiflung, der nur zu wahrer Erlösung führen kann."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Der historische Beruf des Spießertums ist es, die Nachhut der Moderne zu bilden. Die konstant starken und zugleich sich stetig abwechselnden Ressentiments dieser Kreise sind Ausdruck des ob der uneinholbaren Distanz zur Avantgarde schlechten Gewissens."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Das intellektuelle Credo aller Synodalen:
Außer Küng und Käßmann haben wir nichts gelesen.
Daraus machen wir jetzt recht viel Wesen."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Das moderne Denken ersetzt den Begriff der Wahrheit durch den Begriff des Willens. Ob dieser Wille einem genialischen Übermenschen oder 'kommunikativ handelnden' Kollektiven zugeordnet wird, läuft auf das gleiche praktische Resultat hinaus."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Wer es nicht vermag, den richtigen Ton zu treffen, sollte auch nicht beanspruchen, den Ton anzugeben."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
"Die inzwischen gängige Rede vom 'Haltung zeigen' und 'Zeichen setzen' impliziert ein magisches Denken, welches inbrünstig hofft, die ausgeblendete bedrohliche Realität kultisch bannen zu können."
FERDINAND FRIEDLOS, >Lichtenbergsche Figuren<
”Das Dogma zu vereinheitlichen, die Moral zu mildern, den Ritus zu vereinfachen fördert nicht die Annäherung des Ungläubigen, sondern die Annäherung an den Ungläubigen."
NICOLÁS GÓMEZ DÁVILA, >Auf verlorenem Posten< (1986)
“Der fortschrittliche Katholik spricht von der 'historischen Dimension' des Christentums, um die Geschichtlichkeit seines Ursprungs in die Endlichkeit seiner Ziele zu pervertieren.
'Reich Gottes' ist im Wortschatz des Fortschrittlers das kirchliche Synonym zu 'Reich des Menschen'."
NICOLÁS GÓMEZ DÁVILA, >Auf verlorenem Posten< (1986)
"In einer hierarchischen Gesellschaft käme es niemand in den Sinn, Rang und Individuum zu verwechseln.
In den Demokratien hingegen halten sich die 'Höhergestellten' für überlegen."
NICOLÁS GÓMEZ DÁVILA, >Auf verlorenem Posten< (1986)
"Die Presse liefert dem modernen Städter seine allmorgendliche, das Radio seine allmittägliche und das Fernsehen seine allabendliche Verrohung."
NICOLÁS GÓMEZ DÁVILA, >Auf verlorenem Posten< (1986)
"Der gegenwärtige Pöbel toleriert nur Vorgesetzte, die er verachten kann."
NICOLÁS GÓMEZ DÁVILA, >Auf verlorenem Posten< (1986)
"Der Protestantismus ist ein anmaßendes Christentum."
NICOLÁS GÓMEZ DÁVILA, >Auf verlorenem Posten< (1986)
"Nur Gott vermag zu überzeugen, wir vermögen nur wachzurütteln."
NICOLÁS GÓMEZ DÁVILA, >Auf verlorenem Posten< (1986)
"Der gesamten Argumentation der Welt setzt das Christentum ein Versprechen entgegen."
NICOLÁS GÓMEZ DÁVILA, >Auf verlorenem Posten< (1986)
"Das Scheitern einer ehrwürdigen Sache wäre von weniger großer Bedeutsamkeit, wenn es die Dummköpfe nicht so sehr erfreuen würde."
NICOLÁS GÓMEZ DÁVILA, >Auf verlorenem Posten< (1986)
"Durch die Erfindung des Radios ist das Volk nicht einmal mehr durch den Analphabetismus vor der Invasion bürgerlicher Ideale geschützt."
NICOLÁS GÓMEZ DÁVILA, >Auf verlorenem Posten< (1986)
"Jede Schönheit ist für eine christliche Deutung empfänglich."
NICOLÁS GÓMEZ DÁVILA, >Auf verlorenem Posten< (1986)
"Das Problem der Erziehung der Erzieher ist ein Problem, das der Demokrat in seiner Begeisterung für die Erziehung der Schüler vergißt."
NICOLÁS GÓMEZ DÁVILA, >Auf verlorenem Posten< (1986)
"Die Wahrheit hat keinen Anteil an den Niederlagen ihrer Verteidiger."
NICOLÁS GÓMEZ DÁVILA, >Auf verlorenem Posten< (1986)
"Der Klerus schwankt seit einigen Jahrhunderten zwischem politischem Pastoralismus und kitschiger Andacht hin und her."
NICOLÁS GÓMEZ DÁVILA, >Auf verlorenem Posten< (1986)
"Nationaler Sozialismus ist die exakte Definition von Nationalsozialismus."
NICOLÁS GÓMEZ DÁVILA, >Auf verlorenem Posten< (1986)
"Reife besteht in der Fähigkeit, mit unverwechselbarem Schritt auf ausgetretenen Bahnen zu wandeln."
NICOLÁS GÓMEZ DÁVILA, >Auf verlorenem Posten< (1986)
"Um zu wissen, ob eine Regierung wirklich der Linken angehört, genügt es herauszufinden, ob sie einen mächtigen Polizeiapparat unterhält."
NICOLÁS GÓMEZ DÁVILA, >Auf verlorenem Posten< (1986)
"Es gibt ganze Epochen, in denen zu gefallen beschämend ist."
NICOLÁS GÓMEZ DÁVILA, >Auf verlorenem Posten< (1986)
"Wer fremde Vorurteile teilt, glaubt sich frei von Vorurteilen."
NICOLÁS GÓMEZ DÁVILA, >Auf verlorenem Posten< (1986)
”Das Volk will das, was man ihm zu wollen einflüstert."
NICOLÁS GÓMEZ DÁVILA, >Auf verlorenem Posten< (1986)
“Der Unglaube ist nicht Sünde, sondern Strafe."
NICOLÁS GÓMEZ DÁVILA, >Auf verlorenem Posten< (1986)
“Wer von sich behauptet, er achte alle Ideen, erklärt sich dazu bereit, seine Überzeugungen zu verraten."
NICOLÁS GÓMEZ DÁVILA, >Auf verlorenem Posten< (1986)
”Das Individuum trägt nur Früchte, wenn es in eine Tradition gebettet ist."
NICOLÁS GÓMEZ DÁVILA, >Auf verlorenem Posten< (1986)
“Auch die Probleme teilen sich in soziale Klassen.
Es gibt adlige Probleme, pöbelhafte Probleme und unzählige mittelständische Probleme."
NICOLÁS GÓMEZ DÁVILA, >Auf verlorenem Posten< (1986)
“Wenn eine Sprache zerfällt, glauben ihre Sprecher, sie verjünge sich.
Über der Jugendfrische heutiger Prosa liegt ein Hauch verendeten Fleisches."
NICOLÁS GÓMEZ DÁVILA, >Auf verlorenem Posten< (1986)
”Eine Unterhaltung zwischen Modernen empört einen nicht, sie ekelt einen an."
NICOLÁS GÓMEZ DÁVILA, >Auf verlorenem Posten< (1986)
”Das Christentum lehrt nicht, daß das Problem eine Lösung habe, sondern daß das Flehen eine Antwort erhalte."
NICOLÁS GÓMEZ DÁVILA, >Auf verlorenem Posten< (1986)
“Bei den demokratischen Wahlen wird darüber entschieden, wen zu unterdrücken statthaft ist."
NICOLÁS GÓMEZ DÁVILA, >Auf verlorenem Posten< (1986)
“Um seine Schweinereien zu rechtfertigen, beruft sich der Mensch unterschiedslos auf die Ästhetik, die Ethik oder die Religion."
NICOLÁS GÓMEZ DÁVILA, >Auf verlorenem Posten< (1986)
”Die revolutionäre Haltung fördert die übrigen Haltungen, denn um sie einzunehmen sind weder Unwissenheit noch Dummheit, noch Liederlichkeit ein Hindernis."
NICOLÁS GÓMEZ DÁVILA, >Auf verlorenem Posten< (1986)
“Die einzigen Gesellschaften, die noch widerwärtiger sind als jene, die den rebellischen jungen Menschen in Wut versetzen, sind jene, bei deren Errichtung er in aller Unschuld mithilft."
NICOLÁS GÓMEZ DÁVILA, >Auf verlorenem Posten< (1986)
”Der Niedergang der modernen Welt ist kaum interessanter als die Auflösung einer erbärmlichen Intrige in einem schlecht geschriebenen Roman."
NICOLÁS GÓMEZ DÁVILA, >Auf verlorenem Posten< (1986)
”Laut dem Demokraten bedeutet recht haben, mit dem stärksten Chor zu grölen."
NICOLÁS GÓMEZ DÁVILA, >Auf verlorenem Posten< (1986)
“Anstand besitzt nur, wer mit Nachdruck die Meinungsverschiedenheiten betont."
NICOLÁS GÓMEZ DÁVILA, >Auf verlorenem Posten< (1986)
“Der Mensch ist ein verworfenes Wesen, fähig, sich hin und wieder zu schämen."
NICOLÁS GÓMEZ DÁVILA, >Auf verlorenem Posten< (1986)
“Weil wir wissen, daß das Individuum Gott etwas bedeutet, sollten wir nicht vergessen, daß die Menschheit ihm wenig zu bedeuten scheint."
NICOLÁS GÓMEZ DÁVILA, >Auf verlorenem Posten< (1986)
“Naturkatastrophen verwüsten eine Region auf weniger effiziente Weise als die Allianz zwischen Habgier und Technik."
NICOLÁS GÓMEZ DÁVILA, >Auf verlorenem Posten< (1986)
”Da der moderne Mensch sich die Fähigkeit angemaßt hat, der Welt Fülle zu geben, sieht er sie tagtäglich inhaltsleerer werden."
NICOLÁS GÓMEZ DÁVILA, >Auf verlorenem Posten< (1986)
“Freiheit bedeutet keine Teilhaberschaft an der politischen Macht.
Ihre Definition in politischen Machtbegriffen ist jene Finte, mit der der Demokrat betrügt."
NICOLÁS GÓMEZ DÁVILA, >Auf verlorenem Posten< (1986)
“Epochen, die sich weigern zuzugeben, daß es ihnen an etwas mangelt, was andere Epochen durchaus besaßen, machen sich wie die derzeitige mit den Substituten lächerlich, die sie verehren."
NICOLÁS GÓMEZ DÁVILA, >Auf verlorenem Posten< (1986)
“Als Argument gegen die Wissenschaft könnte man die Leichtigkeit ins Feld führen, mit der sie in dumme Hände fällt, wenn der Fall der Religion nicht ebenso wäre."
NICOLÁS GÓMEZ DÁVILA, >Auf verlorenem Posten< (1986)
“Das Christentum löst keine 'Probleme'; es zwingt uns nur dazu, sie auf höherer Ebene auszutragen.
Diejenigen, die verlangen, daß es sie löse, verstricken es in die jeder Lösung eigenen Ironie."
NICOLÁS GÓMEZ DÁVILA, >Auf verlorenem Posten< (1986)
“Der Progressismus schreitet seit zwei Jahrhunderten nicht mehr voran.
Seit dem 18. Jahrhundert hat er nicht eine einzige Idee ersonnen."
NICOLÁS GÓMEZ DÁVILA, >Auf verlorenem Posten< (1986)
“Die Zirkustruppen waren keine politischen Parteien; die politischen Parteien von heute sind Zirkustruppen."
NICOLÁS GÓMEZ DÁVILA, >Auf verlorenem Posten< (1986)
“Die Demokratie verfertigt den Totalitarismus mit liberalem Handwerkszeug."
NICOLÁS GÓMEZ DÁVILA, >Auf verlorenem Posten< (1986)
"Wer sich respektiert, kann heute nur noch in den Zwischenräumen der Gesellschaft leben."
NICOLÁS GÓMEZ DÁVILA, >Einsamkeiten< (1977)
"Dieses Jahrhundert versinkt langsam in einem Sumpf von Spermen und Scheiße.
Wenn er mit den gegenwärtigen Ereignissen hantieren wird, wird der Historiker der Zukunft Handschuhe tragen müssen."
NICOLÁS GÓMEZ DÁVILA, >Einsamkeiten< (1977)
"'Etre absolument moderne' ist der spezifische Ehrgeiz des Kleinbürgers."
NICOLÁS GÓMEZ DÁVILA, >Auf verlorenem Posten< (1986)
"Christ sein heißt, nicht allein zu sein, wie groß auch immer die Einsamkeit sein mag, die uns umgibt."
NICOLÁS GÓMEZ DÁVILA, >Auf verlorenem Posten< (1986)
"An Gott glauben, auf Christus vertrauen, mit Schalkhaftigkeit schauen."
NICOLÁS GÓMEZ DÁVILA, >Auf verlorenem Posten< (1986)
"Das beste Mittel, um die Angst zu lindern, ist die Überzeugung, daß Gott Sinn für Humor hat."
NICOLÁS GÓMEZ DÁVILA, >Einsamkeiten< (1977)
"Das Wuchern der Parasiten wird Wachstum des Dienstleistungssektors der Wirtschaft genannt."
NICOLÁS GÓMEZ DÁVILA, >Auf verlorenem Posten< (1986)
"Tolerieren sollte nicht heißen, zu vergessen, daß das Tolerierte nicht mehr als Toleranz verdient."
NICOLÁS GÓMEZ DÁVILA, >Auf verlorenem Posten< (1986)
"Heute heißt 'gesunden Menschenverstand haben' nicht gegen die Niederträchtigkeit protestieren."
NICOLÁS GÓMEZ DÁVILA, >Einsamkeiten< (1977)
"Erst wenn die Kultur verfällt, wenn eine jener vorübergehenden Strukturen des Menschen zusammenbricht, offenbart sich unseren Augen aufs neue die wuchernde und formlose Vielfalt der menschlichen Natur."
NICOLÁS GÓMEZ DÁVILA, >Notas< (1954)
"Das Kriterium des ‘Fortschrittes’ ist, vergleicht man zwei Völker oder zwei Epochen, die größere Fähigkeit zum Töten."
NICOLÁS GÓMEZ DÁVILA, >Aufzeichnungen des Besiegten< (1994)
"Die Dummköpfe sind in der Kirche das, was die Wanzen in einem alten Haus sind. Sie schrecken die Besucher ab und bringen die Mieter zum Auszug."
LÉON BLOY (1846-1917)
"Würde sich heute eine Christenverfolgung ereignen, wie viele unserer Katholiken würden Ihrer Meinung nach den dunklen Weg, die Schande und die Martern wählen? Einer auf zweitausend, vielleicht. Es würde sich ein sofortiger, universeller Abfall ereignen, eine fürchterliche Lossagung. Wer sich Besseres erhofft, der ist blind oder töricht."
LÉON BLOY (1846-1917)
"Die Freunde Jesu sehen um sich herum die Gesichter der modernen Christen, und auf diese Weise können sie die Hölle verstehen."
LÉON BLOY (1846-1917)
”Was sind die teuflischen Gräueltaten chinesischer oder persischer Henker im Vergleich zu dem langsamen Tod, der von der triumphierenden Dummheit hervorgerufen wird, oder zu dem immer unvermeidbaren, abstoßenden Sieg der Niederen."
LÉON BLOY (1846-1917)
"Man erzählt mir, dass es in Agen eine 'Straße der Gedankenfreiheit' gibt! Das muss die Straße der Bordelle sein."
LÉON BLOY (1846-1917)
"Ich weiß nicht, was mich mehr aufbringt, die unvergleichliche Gaunerhaftigkeit dieser unterwürfigen Geistlichen, die immer auf der Seite dessen stehen, den sie für den Stärksten halten, oder die schockierende Niedrigkeit ihrer Gedanken."
LÉON BLOY (1846-1917)
”Wenn es einen Umstand gibt, der bekannt ist und zugleich unerklärlich, dann ist es die Tatsache, dass Gott das alles erträgt."
LÉON BLOY (1846-1917)
"Mitunter muss man die großartigen Worte des Philosophen Blanc de Saint-Bonnet in Erinnerung rufen: 'Ein heiliger Klerus erzeugt ein tugendhaftes Volk, ein tugendhafter Klerus erzeugt ein ehrbares Volk, ein ehrbarer Klerus erzeugt ein gottloses Volk." Sind wir heute nur beim ehrbaren Klerus? Das fragt man sich seit 1789."
LÉON BLOY (1846-1917)
"Im Allgemeinen haben sich diese fürchterlichen Priester seit dem Seminar daran gewöhnt, in der Bibel einen Prüfungsstoff zu sehen, der nichts mit dem zu tun hat, was sie 'das praktische Leben' nennen."
LÉON BLOY (1846-1917)
"Unsere modernen Katholiken, deren vollständige Mittelmäßigkeit vielleicht das erschreckendste Zeichen ist, denken fast alle an menschliche Mittel. Man hört sie nur über Bündnisse, Kongresse, Wahlen etc. reden. In meinen Augen ist das alles vergeblich und zutiefst dumm. In Wahrheit - für mich steht das fest - ist dieses Geschwätz absolut sinnlos und diese ohne Vergebung verdammte christliche Gesellschaft von nun an unheilbar entkräftet. Heutzutage ist alles umsonst - bis auf die Annahme des Martyriums."
LÉON BLOY (1846-1917)
"Die doktrinale Unfehlbarkeit des Heiligen Vaters ist für 99 Prozent der zivilisierten Menschheit ein simpler Scherz, und sie ist sogar für viele heruntergekommene Katholiken, die nicht mannhaft genug sind, sich zwischen einer offenen Apostasie und der völligen herzensmäßigen Zustimmung zu entscheiden, eine offene Frage."
LÉON BLOY (1846-1917)
"Sie zweifeln an der Kirche, weil es Priester oder unwürdige Gläubige gibt, deren Situation Sie übrigens nicht kennen. Mit anderen Worten, Sie zweifeln an der Mathematik, weil Sie einen Lehrer oder 367 Algebra- oder Trigonometrielehrer kennen, die Schweine gewesen sind. Das ist wirklich zu dumm, das muss ich Ihnen in aller Liebe sagen, zu ausstaffiert, zu engstirnig, zu sehr Angestelltenmentalität.
Empfindet einer die Pflicht, Gott und der Kirche zu gehorchen - ja oder nein? Das ist alles. Von diesem sehr einfachen Standpunkt aus betrachtet, ist der Priester nichts als ein übernatürliches Instrument, ein Erzeuger des Unendlichen, und man muss ein Esel sein, um es anders zu sehen, denn all dieses vollzieht sich und muss sich im Absoluten vollziehen. Seit nunmehr dreißig Jahren höre ich Messen von Priestern, die ich nicht kenne, und ich beichte bei anderen, von denen ich nicht weiß, ob sie Heilige oder Verbrecher sind. Bin ich also ihr Richter, und was für ein Dummkopf wäre ich, würde ich vorgeben, mich über sie erkundigen zu müssen? Mir reicht es aus, zu wissen, dass die Kirche göttlich ist, dass sie nur göttlich sein kann und dass die Sakramente, die mir ein schlechter Priester spendet, genau die gleiche Wirkung haben wie diejenigen, die ein Heiliger spendet."
LÉON BLOY (1846-1917)
"Man weiß so gut, dass man sich mit uns Katholiken alles erlauben kann!"
LÉON BLOY (1846-1917)
"Der gleiche Hass auf das Schöne bei den modernen Katholiken und den Protestanten, aber mit diesem wesentlichen Unterschied: Bei den Katholiken ist es die Dekadenz, bei den Protestanten die Gesundheit."
LÉON BLOY (1846-1917)
"Ich weiß nicht, was der 'moderne Katholizismus' sein soll, und ich weigere mich auch, es zu wissen. Ich kenne nur den ewigen Katholizismus, den der Apostel und aller Heiligen, den römischen und traditionellen Katholizismus, außerhalb dessen es kein Heil gibt. Es ist gewiss unmöglich, ein Christ zu sein, wenn man von einem anderen Katholizismus als von jenem träumt, und ich empfinde tiefste Verachtung für die Judasse und Häretiker, die glauben machen, dass ich ihr Gefolgsmann bin."
LÉON BLOY (1846-1917)
”Gott hat den Menschen aus dem irdischen Paradies vertrieben. Der Mensch von heute vertreibt Gott von der ganzen Erde.”
LÉON BLOY (1846-1917)
"Die Christen sollten immer über Abgründen leben."
LÉON BLOY (1846-1917)
"Unsere Zeit ist so niedrig, dass selbst das absolute Böse mittelmäßig ist."
LÉON BLOY (1846-1917)
"Was heißt es, ein gutes Gewissen zu haben? Davon überzeugt zu sein, dass man eine vollendete Kanaille ist."
LÉON BLOY (1846-1917)
"Wissen Sie, was ich ein für alle Mal unter einem 'Katholiken', das heißt unter einem echten Christen, verstehe? Ich verstehe darunter einen demütigen Menschen, der fest daran glaubt, dass die Unendlichkeit seines Verlangens unfehlbar einer substanziellen Unendlichkeit entspricht, die Gott ist, und der mit dem Bewußtsein für das Elend seiner jetzigen Lage es auf vernünftige Weise akzeptiert, mit diesem Unendlichen nur anhand von Zeichen und Symbolen zu kommunizieren, ganz im Gegensatz zu dem, was die Reformierten unsinnigerweise behauptet haben. Wenn Sie das ganz genau beobachten wollen, werden Sie erkennen, dass darin die ganze Kunstgeschichte steckt. Der Mensch, der die metaphysische, moralische, ästhetische, historische, politische oder wissenschaftliche Wichtigkeit des Zeichens nicht versteht oder, besser gesagt, nicht sieht, ist dem Tier unendlich unterlegen, das zumindest seine Bestimmung erfüllt."
LÉON BLOY (1846-1917)
"Aus dem Tod eine schwarze Sache zu machen - das ist eine Idee der Bestattungsunternehmer."
LÉON BLOY (1846-1917)
"Wenn eine Sache, die gemacht werden muss, nicht gemacht worden ist, dann verfolgt sie den Menschen unendlich lange, bis in die ewigen Brunnen hinab."
LÉON BLOY (1846-1917)
"Jedem Menschen ist bei seiner Geburt ein Ungeheuer beigegeben. Die einen bekriegen es, die anderen lieben es."
LÉON BLOY (1846-1917)
"Die zeitgenössische Gesellschaft ist zu einem Waisenhaus an Vatermördern geworden."
LÉON BLOY (1846-1917)
"Das Sichtbare ist die Fußspur des Unsichtbaren."
LÉON BLOY (1846-1917)
“Der Christ, der Gläubige, der Ostern nicht feiert, ist ein echter Abtrünniger.”
LÉON BLOY (1846-1917)
“Es ist tatsächlich so weit gekommen, daß der Katholizismus heute zu etwas wie einem Adel des Denkens geworden ist.”
LÉON BLOY (1846-1917)
“Sie wissen vielleicht noch nicht, daß die Konversion ehrbarer Leute unvergleichlich wundersamer ist, als die Konversion von Schuften.”
LÉON BLOY (1846-1917)
“Mit Jesus zu sterben ist nichts, ihm zu folgen, das ist schwer.”
LÉON BLOY (1846-1917)
“Könnte nicht das Gewissen ganz einfach die erahnte Nähe der Toten sein?”
LÉON BLOY (1846-1917)
“Der Glaube ist die Kenntnis unserer Grenze.”
LÉON BLOY (1846-1917)
“Es ist ein arges Geschäft, unter Katholiken die Wahrheit zu verteidigen, in einem Jahrhundert, in dem der Haß auf die Größe zu einer Vokabel der Weisheit geworden ist.”
LÉON BLOY (1846-1917)
“Ich habe mir schon oft gedacht, daß die Geduld Gottes der beste Beweis für das Christentum ist.”
LÉON BLOY (1846-1917)
“Wir stehen hier vor der Tatsache, daß das Fernsehen die Bedeutung von 'Informiertsein' verändert, indem es eine neue Spielart von Information hervorbringt, die man richtiger als Desinformation bezeichnen sollte. Ich gebrauche dieses Wort fast in demselben Sinne, wie Spione der CIA oder des KGB es benutzen. Desinformation ist nicht dasselbe wie Falschinformation. Desinformation bedeutet irreführende Information - unangebrachte, irrelevante, bruchstückhafte oder oberflächliche Information -, Information, die vortäuscht, man wisse etwas, während sie einen in Wirklichkeit vom Wissen weglockt... Ich weise damit auf einen äußerst beunruhigenden Sachverhalt hin, nämlich darauf, daß wir das Gefühl dafür verlieren, was es bedeutet, gut informiert zu sein. Unwissenheit läßt sich allemal beheben. Aber was sollen wir tun, wenn wir die Unwissenheit für Wissen halten?"
NEIL POSTMAN, >Wir amüsieren uns zu Tode< (1985)
"Wenn ein Volk sich von Trivialitäten ablenken läßt, wenn das kulturelle Leben neu bestimmt wird als eine endlose Reihe von Unterhaltungsveranstaltungen, als gigantischer Amüsierbetrieb, wenn der öffentliche Diskurs zum unterschiedslosen Geplapper wird, kurz, wenn aus Bürgern Zuschauer werden und ihre öffentlichen Angelegenheiten zur Varieté-Nummer herunterkommen, dann ist die Nation in Gefahr - das Absterben der Kultur wird zur realen Bedrohung."
NEIL POSTMAN, >Wir amüsieren uns zu Tode< (1985)
"Es ist durchaus nicht schwierig, die Anpassung unserer Kultur an die Epistemologie des Fernsehens zu erkennen; wir haben uns seine Definition von Wahrheit, Wissen und Wirklichkeit so gründlich zu eigen gemacht, daß uns die Belanglosigkeit von tiefem Sinn und die Inkohärenz von tiefer Vernunft erfüllt scheinen. Und wenn sich manche Institutionen in die Schablonen der Zeit nicht fügen wollen, nun, dann erscheinen sie uns gestört und seltsam, und nicht etwa die Schablonen."
NEIL POSTMAN, >Wir amüsieren uns zu Tode< (1985)
"Unser Fernsehapparat sichert uns eine ständige Verbindung zur Welt, er tut dies allerdings mit einem durch nichts zu erschütternden Lächeln auf dem Gesicht. Problematisch am Fernsehen ist nicht, daß es uns unterhaltsame Themen präsentiert, problematisch ist, daß es jedes Thema als Unterhaltung präsentiert."
NEIL POSTMAN, >Wir amüsieren uns zu Tode< (1985)
"Aber das Fernsehen ist ein Medium, das uns Informationen in einer Form präsentiert, die sie versimpelt, die sie substanzlos und unhistorisch macht und ihres Kontextes beraubt, ein Medium, das die Informationen auf das Format von Unterhaltung zurechtstutzt."
NEIL POSTMAN, >Wir amüsieren uns zu Tode< (1985)
"Wie ich schon angedeutet habe, ist das Fernsehen für uns dort am nützlichsten, wo es uns mit 'dummem Zeug' unterhält - und am schädlichsten ist es dort, wo es sich ernsthafte Diskursmodi - Nachrichten, Politik, Wissenschaft, Bildung, Wirtschaft, Religion - einverleibt und sie zu Unterhaltungsstrategien bündelt. Wir alle stünden besser da, wenn das Fernsehen schlechter wäre, nicht besser."
NEIL POSTMAN, >Wir amüsieren uns zu Tode< (1985)
"Das Fernsehen ist ein ungestuftes Curriculum, und nie und aus keinem Grund würde es einen Zuschauer ausschließen. Mit anderen Worten, indem es die Idee der Folgerichtigkeit und Kontinuität von Bildungsprozessen beiseite schiebt, untergräbt das Fernsehen die Vorstellung, Folgerichtigkeit und Kontinuität hätten irgend etwas mit dem Denken zu tun."
NEIL POSTMAN, >Wir amüsieren uns zu Tode< (1985)
“Seid bereit zu entdecken, dass der beste Ruf einer eingehenden Untersuchung nicht standhält."
LORD ACTON (1834-1902)
”Die Demokratie untergräbt das Gewissen dadurch, dass sie Menschen dazu anleitet, dasjenige vorzuziehen, was andere am besten finden, und nicht das, was sie selbst am besten finden. Sie demoralisiert also genauso wie eine exzessive Autorität. Sie beraubt die Menschen des Gespürs für Verantwortung und der Pflicht, sich zu bemühen."
LORD ACTON (1834-1902)
“Die moralische Grundlage der politischen Ökonomie ist nicht die Befriedigung des Appetits, sondern die Erfüllung von Pflichten. Arbeit, Beharrlichkeit, Gerechtigkeit, Frieden und Selbstverleugnung sind die Haupttriebfedern der Wirtschaftsproduktion."
LORD ACTON (1834-1902)
”Wenn Wahrheit nicht absolut ist, dann ist Freiheit eine Bedingung für die Wahrheit."
LORD ACTON (1834-1902)
”Das ist der wahre Konservativismus, der es gestattet, dass nichts veraltet und verfällt."
LORD ACTON (1834-1902)
“Freiheit besitzt nicht nur Feinde, die sie besiegt, sondern sie hat auch verräterische Anhänger, die sie der Früchte ihrer Siege berauben: absolute Demokratie, Sozialismus."
LORD ACTON (1834-1902)
”Es ist die Macht des Journalismus, der Salons und des Klublebens, die den Menschen lehrt, sich von Popularität und Erfolg und nicht von der inneren Richtschnur abhängig zu machen, nicht aus Wissen, sondern aufgrund einer Meinung zu handeln, und durch die Meinung anderer geleitet zu werden anstatt durch eigenes Wissen. Fast jeder gibt sein Gewissen und seine Beurteilungsgabe an die fürsorgliche Hand anderer ab."
LORD ACTON (1834-1902)
”Der Staat hat nicht die Funktion des Gewissens inne - er beschäftigt sich mit dem Wohlergehen der Gesellschaft, nicht mit dem der Individuen. Er unterdrückt Kriminalität, nicht die Sünde."
LORD ACTON (1834-1902)
”Adam Smiths politische Vorstellungen: im Kern liberal, weil sie gegen despotische Staaten gerichtet sind. Aber nicht gänzlich liberal, weil sie nur lehren, was ein Land reicht macht. Dass Reichtum der Freiheit geopfert werden muss, dass der moralische Zweck der Freiheit höher steht als der materielle Zweck des Reichtums, kann er nicht zugeben. Er würde sich über eine absolute Regierung freuen wie Turgot, ein liberaler und intelligenter Minister der absoluten Monarchie, der stark genug war, im Weg liegende Vorurteile und Interessen zu überwinden."
LORD ACTON (1834-1902)
“Menschen können vom Staat nicht zum Guten erzogen werden, aber sie können leicht zum Schlechten verführt werden. Moralität beruht auf Freiheit."
LORD ACTON (1834-1902)
”Ein Mensch schuldet seinen Kindern und seinen Nachbarn, ihre Zukunft zu sichern und ihr Leben vor den Hindernissen zur Vollkommenheit und zum Glück zu bewahren. Darum hat er kein Recht, sich einer tyrannischen und unmoralischen Regierung zu fügen."
LORD ACTON (1834-1902)
”Man lebe in der Zukunft und in der Vergangenheit. Wer nicht in der Vergangenheit lebt, lebt nicht in der Zukunft."
LORD ACTON (1834-1902)
“Fortschritt ist die Religion derer, die keine haben."
LORD ACTON (1834-1902)
”Als Christus sagte, 'gebt dem Kaiser das, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört', die Worte, die er bei seinem letzten Besuch im Tempel und drei Tage vor seinem Tod sprach, gab er der zivilen Macht unter dem Schutz des Gewissens eine Erhabenheit, die sie nie zuvor genoss, und er gab ihr Grenzen, die sie zuvor niemals anerkannt hat. Und diese Worte bedeuteten die Absage an den Absolutismus und die Einführung der Freiheit."
LORD ACTON (1834-1902)
“Was tausend Wichte sagen, bekommt Gewicht, wird wichtig, weil die Wichte tausend sind und die Ehrenmänner, die's nicht glauben, höchstens zehn. Auch haben die Schufte in der Regel bessere Lungen als die Ehrenmänner, sie schreien mehr, und nichts wirkt auf die Welt mehr als Geschrei.”
JOHANN NEPOMUK NESTROY (1801-1862)
”Überhaupt hat der Fortschritt das an sich, daß er viel größer ausschaut, als er wirklich ist.”
JOHANN NEPOMUK NESTROY (1801-1862)
”Keine Nation fühlt so sehr, als die deutsche, den Wert von andern Nationen, und wird leider! von den meisten wenig geachtet, eben wegen dieser Biegsamkeit. Mich dünkt, die andern Nationen haben recht: eine Nation, die allen gefallen will, verdient von allen verachtet zu werden. Die Deutschen sind es auch wirklich so ziemlich. Die Ausnahmen sind bekannt, und kommen nicht in Betracht, wie alle Ausnahmen.”
GEORG CHRISTOPH LICHTENBERG, >Sudelbücher<
“Man wird eher den Wind drehen oder aufhalten können, als die Gesinnungen des Menschen heften.”
GEORG CHRISTOPH LICHTENBERG, >Sudelbücher<
”Der liebe Gott muß uns doch recht lieb haben, daß er immer in so schlechtem Wetter zu uns kommt.”
GEORG CHRISTOPH LICHTENBERG, >Sudelbücher<
“Eine genaue Betrachtung der äußeren Dinge führt leicht auf den betrachtenden Punkt, uns selbst, zurück und umgekehrt wer sich selbst einmal erst recht gewahr wird gerät leicht auf die Betrachtung der Dinge um ihn. Sei aufmerksam, empfinde nichts umsonst, messe und vergleiche: dieses ist das ganze Gesetz der Philosophie.”
GEORG CHRISTOPH LICHTENBERG, >Sudelbücher<
”Der Mensch ist nicht so schwer zu kennen, als mancher Stubensitzer glaubt der sich in seinem Schlafrock freut, wenn er eine von Rochefoucaulds Bemerkungen wahr findet. Ja ich behaupte, die meisten kennen den Menschen besser, als sie selbst wissen, sie machen auch Gebrauch davon im Handel und Wandel, allein sobald sie schrieben, da wäre der Teufel los, da wäre alles so feiertagsmäßig schön, daß man sie gar nicht kenne, und da sie sonst ganz natürlich aussähen, so machten sie jetzt Gesichter, wie eine alte Jungfer, wenn sie sich malen läßt.”
GEORG CHRISTOPH LICHTENBERG, >Sudelbücher<
”Der Mensch ist so perfektibel und korruptibel, daß er aus Vernunft ein Narr werden kann.”
GEORG CHRISTOPH LICHTENBERG, >Sudelbücher<
”Der Himmel hat so wenig auf unsern Verstand ankommen lassen, und wir wollen alles damit treiben.”
GEORG CHRISTOPH LICHTENBERG, >Sudelbücher<
”Ist es nicht sonderbar, daß die Menschen so gerne für die Religion fechten, und so ungerne nach ihren Vorschriften leben?”
GEORG CHRISTOPH LICHTENBERG, >Sudelbücher<
”Die Vergottung des Menschen aber ist - recht verstanden - die Proklamation des Nihilismus. Mit der Zertrümmerung des biblischen Gottesglaubens und aller göttlichen Gebote und Ordnungen zerstört der Mensch sich selbst. Es entsteht ein hemmungsloser Vitalismus, der die Auflösung aller Werte in sich schließt und erst in der schließlichen Selbstzerstörung, im Nichts, Ruhe findet.”
DIETRICH BONHOEFFER, >Ethik< (1940-1943)
“Das Nichts, in das das Abendland hineintreibt, ist nicht das natürliche Ende, Absterben, Versinken einer blühenden Völkergemeinschaft, sondern es ist wiederum ein spezifisch abendländisches Nichts, das heißt ein aufrührerisches, gewalttätiges, gott- und menschenfeindliches Nichts. Es ist als Abfall von allem Bestehenden die höchste Entfaltung aller widergöttlichen Kräfte. Es ist das Nichts als Gott; niemand kennt sein Ziel und sein Maß; es herrscht absolut. Es ist ein schöpferisches Nichts, das allem Bestehenden seinen wiedergöttlichen Atem einbläst, es zu scheinbar neuem Leben erweckt und ihm zugleich sein eigentliches Wesen aussaugt, bis es alsbald als tote Hülle zerfällt und weggeworfen wird. Leben, Geschichte, Familie, Volk, Sprache, Glaube - die Reihe ließe sich ins Endlose fortsetzen, denn das Nichts verschont nichts - fallen dem Nichts zum Opfer.”
DIETRICH BONHOEFFER, >Ethik< (1940-1943)
”Der Anspruch der Gemeinde der Gläubigen mit christlichen Prinzipien die Welt aufzubauen endet, wie ein Blick in den New Yorker Kirchenzettel zur Genüge zeigt, in dem völligen Verfall der Kirche an die Welt.”
DIETRICH BONHOEFFER, >Ethik< (1940-1943)
”Das Maß der Verwirrung wird voll, wenn die Sophisten die Geschichte der Philosophie schreiben, die Catilinas die Geschichte der Staaten und Völker, die Häretiker die Geschichte der Kirche. Immer waren nur Ansätze dazu da in Europa: heute ist es ernster."
THEODOR HAECKER, >Tag- und Nachtbücher< (1939-1945)
"Die Christen werden wieder zur 'Minderheit', die 'nicht zählt'. Sie werden sich freilich von andern Minderheiten, die 'nicht zählen', dadurch unterscheiden, daß sie trotzdem verfolgt werden."
THEODOR HAECKER, >Tag- und Nachtbücher< (1939-1945)
"Vom Intellekt als solchem ist die Sündenvergebung überhaupt nicht zu verstehen, vom Willen nur in einer politischen Absicht. Einzig von der Liebe ist sie zu begreifen."
THEODOR HAECKER, >Tag- und Nachtbücher< (1939-1945)
"'Auf der Bank der Spötter', von der die Schrift spricht, sitzen verlorene Seelen, Hasser Gottes und der Menschen und ihrer selbst. Aber auch da ist nichts endgültig. Sie können eines Tages aufstehen, auf die Knie fallen und anbeten, was sie verspottet haben."
THEODOR HAECKER, >Tag- und Nachtbücher< (1939-1945)
"Gott gegenüber gibt es keine Neutralität. Das ist ein einfacher und einsichtiger Satz. Wenn nun der Mensch Gott ist oder der unmittelbare Ausfluß Gottes, so wird er früher oder später, nach dem Maß seiner Macht, sagen: mir gegenüber gibt es keine Neutralität."
THEODOR HAECKER, >Tag- und Nachtbücher< (1939-1945)
"Seit der preußischen Hegemonie, die heute auf ihrem Gipfel ist, wurden die Deutschen immer mehr, ob sie wollten oder nicht, auf die Devise festgelegt: oderint, dum metuant. Das nimmt ein bitteres Ende, die Furcht wird schwinden, der Haß aber bleiben."
THEODOR HAECKER, >Tag- und Nachtbücher< (1939-1945)
"Es gibt Zeiten, da die Menschen skeptisch sind gegenüber den Folgerungen, die ihr Verstand zu ziehen fähig ist. Heute ist es anders. Aus den fadenscheinigsten 'wissenschaftlichen' Hypothesen werden Konsequenzen gezogen, als wären sie ewige Wahrheiten."
THEODOR HAECKER, >Tag- und Nachtbücher< (1939-1945)
"Gegenüber dem echten Glauben hat der Ungläubige doch ein Gefühl der Minderwertigkeit oder aber ein Gefühl, daß der andere etwas hat, was er nicht hat und was er dem andern nicht nehmen kann. Das wird leicht zu Haß und Verfolgung. Unvorstellbare Formen des Hasses nimmt aber eine Gesellschaft an, die dogmatisch den Glauben des Christen ausschließt."
THEODOR HAECKER, >Tag- und Nachtbücher< (1939-1945)
”Gott ist so sehr Künstler und so wesentlich, daß etwas nicht stimmen muß mit dem, der die Kunst verachtet, auch wenn er fromm und gläubig ist. Es gibt schlechterdings nichts in den Werken der Natur, das nicht als Kunstwerk geschaffen wäre; auch die 'Wiederholung' ist höchste Kunst: jedes einzelne Blatt ist ein Kunstwerk. Der Fluch der Maschine!"
THEODOR HAECKER, >Tag- und Nachtbücher< (1939-1945)
"Der Vergleich der hitlerischen Herrgottreligion mit dem Islam liegt sehr nahe, aber er versagt sehr rasch: das Vergleichsobjekt steht ja trotz allem viel zu hoch, unser Mist gibt ja auch seinen Erzeugern und seinen Adepten, die ihn essen, durchaus nicht die subjektive Sicherheit und Glaubensgewißheit wie einst und zum Teil auch heute noch der Islam seinen Anhängern. Religionen, auch falsche, kommen eben aus dem Osten, sie kommen nicht aus Gegenden um Braunau."
THEODOR HAECKER, >Tag- und Nachtbücher< (1939-1945)
”Die 'Kinder der Welt' setzen ihren großen Stolz eben darein, keine 'Kinder' mehr zu sein; darum verachten sie den Christen schon deshalb, weil der notwendig immer etwas Kindliches haben wird. Wie auch nicht? Einer der ewigen Eigennamen Gottes, von Ihm selber offenbart, ist 'Vater'."
THEODOR HAECKER, >Tag- und Nachtbücher< (1939-1945)
"Wann darf einer über Gott alles sagen und über sein Regiment? Wenn einer ihn liebt, das lehrt das Alte Testament. Vor dem, der es ohne Liebe tut, ergreift mich ein Frösteln."
THEODOR HAECKER, >Tag- und Nachtbücher< (1939-1945)
"Man gehört unweigerlich noch zur Welt, solange man sich eines gesellschaftlichen faux pas, einer verratenen Bildungslücke, eines sprachlichen Fehlers, eines falschen Zitates mehr schämt als einer lieblosen Handlung."
THEODOR HAECKER, >Tag- und Nachtbücher< (1939-1945)
"Der zweifellose Adel des kontemplativen Lebens wird doch durch jede Mißachtung des praktischen Gebotes der Liebe gegen Gott, der helfenden Liebe zum Nächsten bis zur Sünde häßlich befleckt, so absolut und sich vordrängend ist das Gebot der Liebe Gottes und des Nächsten, an dem alles hängt."
THEODOR HAECKER, >Tag- und Nachtbücher< (1939-1945)
"Die Zeit geht immer vorwärts. Tu einen Schritt zurück, das kann im Raum gelingen und in allem, was ihm ähnlich ist: in der Zeit niemals. Im großen und im kleinen betrügt man sich leicht über diese merkwürdige Tatsache."
THEODOR HAECKER, >Tag- und Nachtbücher< (1939-1945)
"Der Glaube an eine Macht des Bösen, an den Teufel, an den 'Fürsten dieser Welt', ist in den letzten Jahrhunderten stark zurückgegangen. Das ist für manche verkehrte Erscheinungsform dieses Glaubens ein Heilmittel, aber ein bedenkliches, denn es führt die Menschen mit Notwendigkeit in eine falsche Weltanschauung. Der Zustand dieser Welt ist ohne das Böse, und zwar dessen Macht, gar nicht zu verstehn. Auch unter Christen hat sich diese gefährliche Auffassung, auf einer Auslassung beruhend, geschlichen. Das Böse wird zurückgedrängt in die 'Natur', in das 'Komische'..., in das 'Dämonische' als Naturgewalt diesseits von Gut und Böse, und verflüchtigt sich dort. Dann ruht der Zustand dieser Welt auf der Allmacht eines allliebenden Gottes und auf der Erbsünde und der Sünde des Menschen. Das ist keine Basis, hier wird der Mensch überschätzt. Er hat gar nicht die Macht dazu, die Welt so zu entstellen, wie sie ist. Ein Mensch, dem ein solcher Glaube, der gewiß nicht der christliche ist, beigebracht würde, könnte bei schärferem Nachdenken mit Recht abfallen, oder seine Seele würde krank. Er müßte Gott entweder für ohnmächtig halten oder für lieblos. Von Gut und Böse kommt der Mensch nicht los, auch nicht durch die stärkste Verflüchtigung oder Verwässerung - ein Rest bleibt, auch noch in der Degradierung des Guten und Bösen zum Nützlichen und Unnützlichen."
THEODOR HAECKER, >Tag- und Nachtbücher< (1939-1945)
"Ein jedes Ding ist unausschöpftlich für das 'Sagen', was es sei. Aber das liegt auch in der ersten erkenntnishaften Erfassung schon. Es wird erfaßt, daß der Verstand mit dem Ding nicht fertig wird."
THEODOR HAECKER, >Tag- und Nachtbücher< (1939-1945)
"Der echte philosophische Geist ist ein kontemplativer Geist. Nicht die Dinge, die man ändern kann, fesseln ihn, sondern gerade die, die man nicht ändern kann."
THEODOR HAECKER, >Tag- und Nachtbücher< (1939-1945)
"Die Liebe ist die Erfüllung des Gesetzes, nicht sein Zerstörer. Sie ist hierarchisch, nicht anarchisch. Und weil sie die Erfüllung ist, ist ihre Verletzung die eigentliche Sünde. An seiner Liebe wird ein Mensch gemessen."
THEODOR HAECKER, >Tag- und Nachtbücher< (1939-1945)
"Absolute dauernde Zufriedenheit eines Menschen wäre das Bild des Nichts, aus dem er geschaffen ist; absolute dauernde Unzufriedenheit ein Bild der Hölle, die er gewählt hat."
THEODOR HAECKER, >Tag- und Nachtbücher< (1939-1945)
”Als die herrschende Idee hierarchisch nicht mehr 'das Gute' war, sondern 'das Schöne' - was die Renaissance genannt wird -, begann das Verderben, und das Resultat war nicht die Fülle und Ernte des Bösen, sondern die abgründliche Häßlichkeit der Seele dieser Tage."
THEODOR HAECKER, >Tag- und Nachtbücher< (1939-1945)
"Der Weg des Heils kann nicht sein die Zusammenschweißung einer Masse, sondern eher ihre Zertrümmerung."
THEODOR HAECKER, >Tag- und Nachtbücher< (1939-1945)
”Wir müssen wohl Verbrechen begangen haben, derentwegen wir zu Verfluchten geworden sind; denn wir haben alle Poesie des Universums verloren."
SIMONE WEIL, >Schwerkraft und Gnade< (1947)
"Schauen und Warten ist das Verhalten, das dem Schönen angemessen ist. Solange man noch vorstellen, wollen, wünschen kann, erscheint das Schöne nicht. Darum liegen in aller Schönheit unaufhebbar Widerspruch, Bitterkeit, Abwesenheit."
SIMONE WEIL, >Schwerkraft und Gnade< (1947)
"Das Schöne umfasst, unter anderen Vereinigungen der Gegensätze, die des Augenblicklichen mit dem Ewigen."
SIMONE WEIL, >Schwerkraft und Gnade< (1947)
"Wie Gott in der sinnlichen Wahrnehmung eines Stück Brotes gegenwärtig ist durch die eucharistische Weihe, so ist er in dem äußersten Schlimmen gegenwärtig durch den erlösenden Schmerz, durch das Kreuz."
SIMONE WEIL, >Schwerkraft und Gnade< (1947)
"Der Zusammenhang zwischen dem Zeichen und dem Bezeichneten verfällt; der fortwährende Austausch der Zeichen untereinander vervielfältigt sich durch sich selbst und um seiner selbst willen. Und die wachsende Komplikation fordert wiederum Zeichen für Zeichen ..."
SIMONE WEIL, >Schwerkraft und Gnade< (1947)
"Wenn der Geist dem Gewicht der Quantität erliegt, bleibt ihm kein anderes Kriterium als die Wirksamkeit."
SIMONE WEIL, >Schwerkraft und Gnade< (1947)
"Überall ist das Gleichgewicht verloren gegangen. Die katholische Bewegung ist zum Teil eine Reaktion dagegen: die Zeremonien der katholischen Kirche wenigstens sind intakt geblieben. Aber sie stehen auch in keiner Beziehung mehr zu dem übrigen Dasein."
SIMONE WEIL, >Schwerkraft und Gnade< (1947)
"Einem Menschen zu gehorchen, dessen Autorität nicht von Legitimität verklärt ist, ist ein Alpdruck."
SIMONE WEIL, >Schwerkraft und Gnade< (1947)
”Man kann tun, was man will: morden oder beten, revolutionieren oder freie Parlamente wählen - irgendwann zerbricht jede Form, zerbrechen die Krüge, und die Zeit läuft aus."
BOTHO STRAUSS, >Anschwellender Bocksgesang< (1993)
“Es ist schade, ganz einfach schade um die verdorbene Überlieferung.”
BOTHO STRAUSS, >Anschwellender Bocksgesang< (1993)
“Es ist ja, als habe der Deutsche seinen Faust, der ohne den Teufel sich nicht erweitern kann, gänzlich in sich ausgelöscht. An Stelle der zwei Seelen ist der eine Hasenfuß getreten.”
BOTHO STRAUSS, >Herrschen und nicht beherrschen< (2008)
”Aber überall wo der Geist sich in Sachen ausdrückt, sind Sachen zugleich sie selber und ihre ganze Geschichte, und wer ihre ganze Geschichte nicht kennt, trinkt ihren Wein nur gegen den Durst, und weiß wie die Fliegen nicht, warum er taumelt."
RUDOLF BORCHARDT, >Der leidenschaftliche Gärtner< (1951)
”Der gefährliche Irrtum des Kultes des Lehrens und Lernens erreicht seinen 'Höhepunkt' in der Ambition, den natürlichen unmittelbaren organischen Kontakt mit der Welt und dem Leben durch den künstlichen, auf sogenannten 'wissenschaftlichen' Theorien aufbauenden, zu verbessern, zu modifizieren und gar zu ersetzen... Man glaubt, die Haltung im Laboratorium sei die 'causa exemplaris' der vernünftigen, gesunden Haltung zu allen Dingen und zu allen Fragen: Die neutrale Objektivierung, die reine Beobachtungshaltung sei die einzige Quelle nicht nur der wahren Erkenntnis... sondern auch die erstrebenswerte Form alles unmittelbaren Kontaktes im Leben und Erleben von allem."
DIETRICH von HILDEBRAND, >Der verwüstete Weinberg< (1973)
“Es besteht in Wirklichkeit ein klarer, scharf umrissener Unterschied zwischen der Gerechtigkeit und der Liebe. Die Gerechtigkeit kann und soll mit dem staatlichen Gesetz geschützt und erzwungen werden - die Nächstenliebe hingegen kann durch keinerlei Gesetz erzwungen werden. Sie ist eine Pflicht Gott gegenüber - aber das staatliche Gesetz kann und soll sie weder vorschreiben noch erzwingen."
DIETRICH von HILDEBRAND, >Der verwüstete Weinberg< (1973)
"Was sich heute Kunst nennt, ist weitgehend ein künstlicher, verzweifelter Versuch, originelle Dinge zu schaffen, aber alle wahre Schönheit, Poesie, Tiefe sind verschwunden."
DIETRICH von HILDEBRAND, >Der verwüstete Weinberg< (1973)
"Nein, was wir sehen, ist nicht der Kampf gegen den Fürsten dieser Welt in dem sogenannten Fortschritt - nicht der Versuch, den Stempel der hl. Kirche der Zeit aufzuprägen, sondern das Gegenteil: Das langsame Einschleichen des Giftes der Zeitepoche, das Nichterkennen des apokalyptischen Niedergangs."
DIETRICH von HILDEBRAND, >Der verwüstete Weinberg< (1973)
"In Wirklichkeit ist aber die Entmenschlichung im Herabsinken auf das Tierische das spezifische Zeichen unserer Zeit."
DIETRICH von HILDEBRAND, >Der verwüstete Weinberg< (1973)
"Wir behaupten nicht, daß alle Menschen heute deformiert seien, aber daß eine tödliche Seuche weit verbreitet ist, die unzählige anzustecken droht und daß einige Menschen anstreben, in Verbindung mit dem enormen immanenten Fortschritten der Technik und der Naturwissenschaften eine Entmenschlichung herbeizuführen und eine entpersonalisierte und enthumanisierte Welt aufzubauen."
DIETRICH von HILDEBRAND, >Der verwüstete Weinberg< (1973)
"Mediokrität ist bekanntlich am allerfatalsten, je mehr sich der Mediokre für intelligent, interessant, neu hält, je mehr er 'revolutionär' und 'mittelmäßig' für radikale Gegensätze ansieht."
DIETRICH von HILDEBRAND, >Der verwüstete Weinberg< (1973)
"Eines der allerbedenklichsten Phänomene des angeblichen Fortschritts unserer Zeit ist der Amoralismus. Immoralität hat es immer gegeben - gesündigt haben Menschen zu allen Zeiten. Aber die Verbannung der Urkategorien von sittlich Gut und Böse, die die Achse der geistigen Welt bilden, ist eine neue Erscheinung. Das Erblinden für diese Urgegebenheit des Bösen, das schwere Sünden zu etwas Neutralem macht, besonders auf sexuellem Gebiet, aber auch sonst, indem man sie als bloße psychologisch interessante Erscheinungen interpretiert, wobei man sich besonders objektiv vorkommt - weil man Objektivität mit Neutralität verwechselt."
DIETRICH von HILDEBRAND, >Der verwüstete Weinberg< (1973)
"Eines der notwendigsten Dinge heute wäre eine Geistes-Ökologie, die die verhängnisvollen Folgen des sogenannten Fortschritts für den Menschen als geistige Person, für den wahren humanen Aufstieg dartun würde."
DIETRICH von HILDEBRAND, >Der verwüstete Weinberg< (1973)
"Die Lehre der Kirche ist entweder die wahre Offenbarung Gottes - die Offenbarung Christi und absolut und unbedingt wahr - oder sie ist nichts."
DIETRICH von HILDEBRAND, >Der verwüstete Weinberg< (1973)
"Wenn einem menschlichen Wesen - was das Kind im Mutterleib ohne Zweifel ist - das Leben genommen wird aus irgendwelchen Nützlichkeitsgründen, sei es die wirtschaftliche Belastung, seien es andere Gründe, die den neuen Menschen unerwünscht machen, so ist der Weg offen für die Euthanasie der unheilbar Kranken, der Geisteskranken, wie sie Hitler einführen wollte und zum Teil durchgeführt hat, und auch aller Menschen von einem gewissen Alter ab, wenn sie nicht mehr gut funktionieren. Diese Entpersonalisierung, die den unantastbaren Wert des einzelnen Menschen in sich nicht mehr sieht und ihn wie eine Sache behandelt, ist in sich ein geistiger Niedergang. Gewiß, die Abtreibung wird nicht vorgeschrieben -sie wird nur erlaubt. Aber diese Erlaubnis spricht Bände für den Niedergang des Respektes vor dem menschlichen Leben."
DIETRICH von HILDEBRAND, >Der verwüstete Weinberg< (1973)
"Es ist wirklich das ungeheure Maß sozusagen ehrlicher Mühe und Arbeit kaum glaublich, das mitunter bei Humbug und Schwindel geleistet wird. Ja, wir halten solche enormen Energie-Aufwände für eines der Charakteristica unseres Zeitalters, dessen gewaltige Kräfte vielfach auf diese Weise glücklich verpuffen."
HEIMITO von DODERER, >Die Merowinger< (1962)
"Die Weltverbesserer verschütten unser Leben tief in den Hobelspänen eines künftigen Baus. Ob der jemals stehn wird, bleibt immer ungewiß, gewiß aber, daß wir schon bis zum Halse im trockenen Sägemehl sind, dessen Wolken die Sonne verfinstern."
HEIMITO von DODERER, >Repertorium< (1969)
"Vornehme Leute gehen durch`s Elend wie durch ein vorübergehendes Exil."
HEIMITO von DODERER, >Die erleuchteten Fenster< (1950)
"Der Staatsbürger oder Untertan ist seinem Erwerbs-Zwecke nach anzusehen als zur standesgemäßen Erhaltung des Beamten-Standes bestimmt."
HEIMITO von DODERER, >Die erleuchteten Fenster< (1950)
"Revolutionär wird, wer es mit sich selbst nicht ausgehalten hat: dafür haben ihn dann die anderen auszuhalten."
HEIMITO von DODERER, >Die Dämonen< (1956)
"Wären wir auch nur für Augenblicke auf das eben jetzt seiende innere oder äußere Inventar beschränkt, ohne dessen - doch stets anwesende - unbegreifliche Elongaturen: wir stürben auf der Stelle. Auch die Ungläubigen, welche doch vermeinen, daß man so zu existieren vermöge: sie würden solche Augenblicke nicht überleben."
HEIMITO von DODERER, >Repertorium< (1969)
"Das Ideologische ist letztlich der Meinung, sciens bonum et malum zu sein und das aus solchem scire sich ergebende Weltgericht in vereinfachtem und abgekürztem Verfahren sogleich und allgemein durchführen zu müssen. Daher führt ausnahmslos jede Ideologie zur Schlächterei; selbst eine solche von christlicher Abkunft oder Herabkunft oder eigentlich: Herabgekommenheit. Hier zuletzt ist zwischen Calvinismus und Leninismus kein Unterschied mehr."
HEIMITO von DODERER, >Repertorium< (1969)
"Eine Weltanschauung vermeinen heute diejenigen Leute zu besitzen, denen die Welt nicht mehr anschaulich ist. Dafür sind sie von ihren Anschauungen besessen. Auch dieses Wort also wurde, wie so viele, pseudologisch auf den Kopf gestellt."
HEIMITO von DODERER, >Repertorium< (1969)
"Die Vergangenheit muß derart Macht über uns gewinnen, daß ihr Überdruck uns in die Zukunft schießt wie durch ein Kanonenrohr."
HEIMITO von DODERER, >Repertorium< (1969)
"Wir sollten uns einmal gleich damit abfinden, daß wir irgendwann einmal 'sinnlos' sterben werden, das heißt, durchaus bei unfertigen Sachen, und ohne bewältigende Resultate und Lösungen in der Hand zu haben: anders stürben wir garnicht. Der Tod desavouiert unsern Kram."
HEIMITO von DODERER, >Repertorium< (1969)
"Einen rein geistigen Akt bringt seit dem 19. Jahrhundert auch der Idiot fertig: nämlich aus der Kirche auszutreten. Er tut`s mit Stolz, ohne doch die außerordentliche Bedeutung dieses allerenden sich wiederholenden Vorganges zu kennen. Er handelt richtig, präzise richtig sogar. Denn, da die Begriffe 'Frömmigkeit' und 'Intelligenz' - welche das 19. Jahrhundert durch Trübung des eigentlichen Sinnes von 'intelligentia' vorübergehend antithetisch trennte - immer mehr und zusehends konvergieren, ja schon bald ihre bevorstehende Synonymität ahnden lassen, kann er sich, als zur Dummheit entschlossen, anders nicht verhalten: und arbeitet so, sich selbst von einem Platze verweisend, auf den er heute nicht gehört, in dankenswerter Weise an der Kirche, an der Zukunft, an der Klärung der Situation mit, so lange, bis diese letztere es wieder gestattet, ihm und seinesgleichen sub indulgentia (indulgentia tectulum stultorum - die Milde ist der Dummen Dach!) die Tore neuerlich zu öffnen, als einer jeder Form und Dialektik nun gänzlich verlustig gegangenen Menge. Ihr mag dann gepredigt werden."
HEIMITO von DODERER, >Repertorium< (1969)
"Es wird neuerdings wichtig, noch viel plastischer als bisher dieses Eine zu wissen: daß der Mensch in allem Wesentlichen des Lebens wirklich allein ist. Jede geringste Verschleierung dieses uns einmal gesetzten Sachverhaltes (zu schweigen von dem Verabsolutieren der Gemeinschaft) fälscht alle Beziehungen, die zwischen Menschen möglich sind. Das Soziale ist gesund, wenn es viele Hereinragungen aus der Einsamkeit als Stützen hat. Aber diese Solidarität in der Zivilisation ist nur ein Abbild der Solidarität der Einsamen. Das Fundament der Gemeinschaft liegt dort, wo die Menschen miteinander nichts mehr gemein haben; und wenn jenes verloren geht, artet diese alsbald in Gemeinheit aus."
HEIMITO von DODERER, >Repertorium< (1969)
"Es gibt im Grunde nur zwei Parteien, zwei geheime Gesellschaften, die sich unausgesetzt bekämpfen: die Produktiven und die Unproduktiven. Beide erkennen sich selbst und ihresgleichen auf Grund von ungeschriebenen aber unerbittlichen Gesetzen. Die eine Partei ist qualitativ, die andere quantitativ unermeßlich überlegen. Bei Zusammenstößen hauen sie daher aneinander vorbei und hiedurch wird es ermöglicht, daß die Geschichte der sogenannten Menschheit sich immer noch fortsetzt."
HEIMITO von DODERER, >Repertorium< (1969)
"Wenn nicht vieles fern wäre, und wir könnten alles immer gleich aus der Nähe des Raumes oder auch der Zeit sehen: wir stürben - bei so enormer Oberfläche und Fassungskraft des Aug`s - an der Banalität dieser Welt."
HEIMITO von DODERER, >Repertorium< (1969)
"Unter Höflichkeit verstehe ich die Übung, mich selbst jederzeit einem Anderen aus dem Wege zu räumen. Deshalb ist das Zurücktreten vor der Tür ein Symbol, das alle anderen Formen der Höflichkeit einschließt."
HEIMITO von DODERER, >Repertorium< (1969)
"Man flieht in die Einsamkeit nicht so sehr vor den anderen Menschen, als vor dem, was aus einem selbst wird, wenn man unter ihnen verweilt.
Man flieht aus der Einsamkeit nicht so sehr zu den anderen Menschen, als vor dem, was aus einem selbst nicht geworden ist, während man allein verweilte."
HEIMITO von DODERER, >Repertorium< (1969)
"Die Tätigkeit ist unser aller heilloses Heil, das einzig mögliche. Dabei großenteils glatter Unsinn. Die Tätigkeit kann man nur beherrschen, wenn sie kein Mittel der Flucht vor der Apperception ist. Wird sie aber ein solches Mittel, so wird sie zum dahinrasenden Vehikel, und wir werden zuletzt unfähig sein, es zu steuern und diesem ganzen Unfug überhaupt zu steuern."
HEIMITO von DODERER, >Repertorium< (1969)
"Sozialismus nennt man einen ungeheuren Aufwand zum Wohle der Menschheit, welcher sich selbst so restlos konsumiert, daß am Ende tatsächlich Jeder Alles, nämlich das übrig gebliebene Nichts hat."
HEIMITO von DODERER, >Repertorium< (1969)
“Man muß endlich erkennen, daß rund um einen selbst durchaus taubes Gestein sei; man darf sich nicht mehr dem entgegensetzen, zu wissen, daß die spirituelle Materie - denn Materie ist und bleibt sie, an ihrer Herkunft gemessen und agnosziert - ebenso selten ist, wie die physische Materie im Weltraum.”
HEIMITO von DODERER, >Repertorium< (1969)
"Ich halte jeden Menschen für voll berechtigt, auf die - von den Ingenieursgesichtern und Betriebswissenschaftlern herbeigeführte - derzeitige Beschaffenheit unserer Welt mit schwerstem Alkoholismus zu reagieren, soweit er sich nur was zum Saufen beschaffen kann. Sich und Andere auf solche Weise zu zerstören ist eine begreifliche und durchaus entschuldbare Reaktion. Wer nicht säuft, setzt heutzutage schon eine beachtliche und freiwillige Mehr-Leistung."
HEIMITO von DODERER, >Repertorium< (1969)
“Das Entschwinden der Anschaulichkeit und die unzählbaren Metastasen dieses Ablaufs: darin allein besteht die Geschichte unseres Zeitalters, mag es sich selbst Namen geben wie immer.”
HEIMITO von DODERER, >Repertorium< (1969)
"Glücklich ist nicht..., wer vergißt, was nicht mehr zu ändern ist; so etwas kann überhaupt nur in einer Operette vorkommen... Glücklich ist vielmehr derjenige, dessen Bemessung seiner eigenen Ansprüche hinter einem diesfalls herabgelangten höheren Entscheid so weit zurückbleibt, daß dann naturgemäß ein erheblicher Übergenuß eintritt."
HEIMITO von DODERER, >Die Strudelhofstiege< (1951)
"Helden 1918 und 1945: 1918 hat man aus Herabgekommenheit alle Helden für hereingefallene Dummköpfe angesehen; aber jene des letzten Krieges waren auf deutscher Seite schon etwas näher daran, es wirklich zu sein."
HEIMITO von DODERER, >Blaues Buch< (1948)
"Nie suchen, was uns nur besuchen kann."
HEIMITO von DODERER, >Liber Epigrammaticus< (1948)
“Jeder bekommt seine Kindheit über den Kopf gestülpt wie einen Eimer. Später erst zeigt sich, was darin war.”
HEIMITO von DODERER, >Ein Mord den jeder begeht< (1938)
“Ich wundere mich nie darüber, wenn ich sehe, daß Menschen schlecht sind, doch wundere ich mich oft darüber, daß sie sich nicht schämen."
JONATHAN SWIFT, >Gedanken über verschiedene Gegenstände erbaulicher und ergötzlicher Art< (1711)
“Der Mensch hat nur drei Möglichkeiten, dem Tadel der Welt zu begegnen: ihn zu verachten, ihn mit gleicher Münze heimzuzahlen oder bemüht zu sein, so zu leben, daß er ihn sich nicht zuzieht. Der erste Weg wird gewöhnlich vorgetäuscht, der dritte ist fast unmöglich, der zweite aber stellt die allgemeine Praxis dar."
JONATHAN SWIFT, >Gedanken über verschiedene Gegenstände erbaulicher und ergötzlicher Art< (1711)
"Wenn ich ein Buch lese, ein gescheites ebenso wie ein törichtes, ist es mir, als lebte es und spräche mit mir."
JONATHAN SWIFT, >Gedanken über verschiedene Gegenstände erbaulicher und ergötzlicher Art< (1711)
"Hat die Welt erst einmal angefangen, uns schlecht zu behandeln, dann setzt sie fürderhin diese Behandlung mit immer weniger Skrupeln oder Formalitäten fort, so wie es Männer mit einer Hure tun."
JONATHAN SWIFT, >Gedanken über verschiedene Gegenstände erbaulicher und ergötzlicher Art< (1711)
"Jeder möchte lange leben, aber keiner will alt werden."
JONATHAN SWIFT, >Gedanken über verschiedene Gegenstände erbaulicher und ergötzlicher Art< (1711)
"Genaugenommen, leben nur wenige Menschen wirklich in der Gegenwart, die meisten haben nur vor, einmal richtig zu leben."
JONATHAN SWIFT, >Gedanken über verschiedene Gegenstände erbaulicher und ergötzlicher Art< (1711)
“Ein weiser Mann verbringt die zweite Lebenshälfte damit, daß er sich von den Torheiten, Vorurteilen und falschen Ansichten der ersten kuriert.”
JONATHAN SWIFT, >Gedanken über verschiedene Gegenstände erbaulicher und ergötzlicher Art< (1711)
“Die Zeit ist der einzige Prediger, welchem man zuhört; sie führt uns auf dieselben Gänge und Windungen der Gedanken, welche ältere Leute zuvor vergeblich in unsere Köpfe einzuhämmern versuchten.”
JONATHAN SWIFT, >Gedanken über verschiedene Gegenstände erbaulicher und ergötzlicher Art< (1711)
“Manche verbergen ihre Weisheit besser als ihre Torheit.”
JONATHAN SWIFT, >Gedanken über verschiedene Gegenstände erbaulicher und ergötzlicher Art< (1711)
“So fällt der typische Bürger auf eine tiefere Stufe der gedanklichen Leistung, sobald er das politische Gebiet betritt. Er argumentiert und analysiert auf eine Art und Weise, die er innerhalb der Sphäre seiner wirklichen Interessen bereitwillig als infantil anerkennen würde. Er wird wieder zum Primitiven. Sein Denken wird assoziativ und affektmäßig."
JOSEPH A. SCHUMPETER, >Kapitalismus, Sozialismus und Demokratie< (1950)
”Europa ist nun einmal nur als christliche Schöpfung denkbar, und im Augenblick, da es sich seiner christlichen Substanz entledigt - was wir in der Französischen, Russischen und Deutschen Revolution sahen -, fällt es in eine Barbarei zurück, die wir nur von anderen Weltteilen kennen."
ERIK von KUEHNELT-LEDDIHN, >Kirche und Moderne - moderne Kirche?< (1993)
”... je schwächer jedoch das logische Element in der öffentlichen Meinung ist und je vollständiger die rationale Kritik und der rationalisierende Einfluß persönlicher Erfahrung und Verantwortlichkeit fehlt, desto größer sind die Chancen für Gruppen, die Privatinteressen verfolgen. Diese Gruppen können aus berufsmäßigen Politikern bestehen oder aus Exponenten wirtschaftlicher Interessen oder aus Idealisten der einen oder anderen Art oder aus Menschen, die einfach an der Inszenierung und Leitung politischer Schaustellungen ein Interesse finden ... Wir sehen uns bei der Analyse politischer Prozesse weithin nicht einem ursprünglichen, sondern einem fabrizierten Willen gegenüber."
JOSEPH A. SCHUMPETER, >Kapitalismus, Sozialismus und Demokratie< (1950)
”Gerade unser Lob der Einmütigkeit ist deshalb als Gefahr für die Freiheit anzusehen ... Die Liebe zum Gemeinwohl und der Respekt vor den Gesetzen, das sind die Punkte, in denen die Menschen einig sein müssen. Wenn aber in strittigen Fragen die Ansicht eines einzelnen oder irgendeiner Partei unabänderlich befolgt wird, dann ist die Sache der Freiheit bereits verraten."
ADAM FERGUSON, >Versuch über die Geschichte der bürgerlichen Gesellschaft< (1767)
”Man darf sich also nicht in Sicherheit wiegen, indem man denkt, die Barbaren seien noch weit von uns entfernt; denn gibt es Völker, die sich das Licht aus den Händen reißen lassen, so gibt es andere, die es mit ihren Füßen selbst zertreten.”
ALEXIS de TOCQUEVILLE, >Über die Demokratie in Amerika Bd. II< (1840)
“Wer sich zum Christentum bekehrt, tut dies nie, weil er glaubt, daß es sich stets dem Zeitgeist angleicht, sondern weil er ganz im Gegenteil davon überzeugt ist, daß es Ewigkeitswerte vertritt.”
ERIK von KUEHNELT-LEDDIHN, >Kirche kontra Zeitgeist< (1997)
“Ich bin 'fortschrittlichen', von Mutter Natur stiefmütterlich behandelten Geistern begegnet, die auch die Kirche demokratisieren wollten - schließlich ist der 'moderne Mensch' höchst totalitär. Bischofskandidaten sollten Wahlreden halten, und bei einer Briefwahl des Papstes durch das Kirchenvolk würde der photogenste und 'weitherzigste' Kandidat mit Hilfe der finanzkräftigsten Lobby gewählt werden.”
ERIK von KUEHNELT-LEDDIHN, >Kirche und Moderne - moderne Kirche?< (1993)
“Außerhalb des Christentums geht alles Menschentum zugrunde. Sie haben keine Maßstäbe und keine Grundlagen. Wer Mensch sein will, muß Christ sein.”
ALFRED DELP, >Was ist der Mensch?< (1936)
“An die 2000 Jahre existiert sie, unsere heilige Kirche. Völker tauchten auf aus dem Dunkel ihrer Vorgeschichte, gingen durch die Mittagshelle ihres Lebens und verschwanden im blassen Grau der Erinnerung: sie aber war und ist immer noch die gleiche sieghafte Kirche. Und mag man immerhin und immer wieder mit Fingern auf die Schwäche ihrer Menschen aufmerksam machen: ist es nicht eine neue Offenbarung göttlicher Kräfte, daß sie all die Zeiten der Schwäche und all die versagenden Kräfte überdauerte und immer wieder überwand?”
ALFRED DELP, >Kirche in Menschenhänden< (1936)
“Auch das Volk hat seine Heimat in Gott. Es ist ein Werk des letzten Schöpfungstages und so wie es ist, in seiner Rasse und seiner Eigenart, von Gott geformt und gewollt. Auch über unser deutsches Volk sprach Gott das Segenswort: Und es war gut so, wie es war. Auch das Volk kann eigentlich nicht untergehen. In immer neuen Generationen lebt es auf und wandelt es sich und bleibt es doch das gleiche. Wenn es sich nicht selbst zerstört, geht es nicht unter. Noch kein Volk wurde von außen vernichtet. Selbst wenn ein Volk sein physisches Dasein verlieren würde: es lebt weiter in den Werken, die es schuf, sein Geist wirkt formend und segnend auf die Erben seines Bodens und seiner Kultur.”
ALFRED DELP, >Kirchlicher und völkischer Mensch< (1935)
“In nichts ausgenommen von den Geschicken irdischer Institutionen, in allem dem Schicksal menschlicher Gemeinschaften gleichgestellt und den Schwankungen irdischer Geschichte ausgeliefert. Und dennoch: die innere Linie bleibt. Schlagt doch ihre Geschichte auf, blättert doch in ihrem Lebensbuche: Tausendmal ändern sich die Formen, tausendmal wird sie in Staub und Schmutz getreten und tausendmal ist sie wieder die alte Kirche, in der Christus lebt! Und so oft auch die Menschen und selbst ihre Diener und Hüter auf ihr Wesen zu vergessen schienen und sie zu weit hineinzwangen in die Gassen des rein Weltlichen: sie fand immer wieder zurück zu sich, zu ihren Aufgaben. Sie war nicht zu erschüttern und war nie so zu erschrecken, daß sie um die Grundlagen ihres Seins bangen mußte.”
ALFRED DELP, >Die moderne Welt und die Katholische Aktion< (1935)
“Auch das gehört mit zur Demoralisierung, daß man so im privaten Gespräch verrät, daß man sehr gut weiß, wie verrückt alles ist; aber offiziell - nein, so verrückt ist man denn nicht, daß man es offiziell sagen würde.”
Søren Kierkegaard, >Tagebücher<
“Gerade dies zeigt, wie grundverdorben das Ganze ist, daß es jeder mehr oder weniger deutlich weiß - aber daß es keiner sagen will, daß sie alle, in unterschiedlichem Grade schuld, als Verschworene redlich darin zusammenhalten zu verhindern, daß es gesagt wird, wie unwahr das Bestehende ist.”
Søren Kierkegaard, >Tagebücher<
“In einer Zeit sittlicher Auflösung wie der unseren muß der Begriff >Mitschuldiger< sehr bedeutend verschärft werden. Es ist so bequem zu erzählen, daß es aus Eifer und Ernst geschieht, daß man teilnimmt und durch seinen kleinen Anteil dem Verkehrten entgegenzuarbeiten strebt, d.h. man läßt die totale Verdorbenheit stehen und bringt höchstens ein kleines Amendement an. Und hierbei profitiert man: sich gut mit der Verdorbenheit zu stellen, da man doch, total verstanden, an ihr partizipiert, und zugleich sich selbst mit der Einbildung zu schmeicheln, daß man besser als die Zeit ist.”
Søren Kierkegaard, >Tagebücher<
“Es leben in jeder Generation wohl kaum 10, denen - sokratisch - am meisten davor angst ist, eine unrichtige Meinung zu haben; aber es leben 1000 und Millionen, denen vor allem davor angst ist, mit einer Meinung allein zu stehen; und wäre es auch die richtigste.”
Søren Kierkegaard, >Tagebücher<
“Man sagt, daß die Erfahrung einen Menschen klug macht. Das ist sehr unvernünftig gesprochen. Gäbe es nichts Höheres als Erfahrung, dann würde sie ihn gerade verrückt machen.”
Søren Kierkegaard, >Tagebücher<
“Es gibt keinen Menschen, den die Seele nicht unablässig belehrte.”
MARTIN BUBER, >Die Erzählungen der Chassidim< (1949)
“In der Tat sehen wir, daß die außerordentliche Vervollkommnung der Technik mit einer maximalen Verarmung des inneren Lebens verbunden ist. Das Mißverhältnis zwischen der Ausrüstung, die dem Menschen zur Verfügung gestellt wird, und den Zielen, die dieser zu realisieren hat, erscheint immer deutlicher.”
GABRIEL MARCEL, >Bemerkungen über die gegenwärtige Religionslosigkeit< (1930)
“Ich glaube, daß diejenigen, die mit großer Treuherzigkeit annehmen, daß das Christentum zuerst und vor allem sozial sein müsse, vor allem eine Lehre des Beistands, eine Art von sublimierter Philanthropie, einen schweren und gefährlichen Irrtum begehen.”
GABRIEL MARCEL, >Bemerkungen über die gegenwärtige Religionslosigkeit< (1930)
“Das Land, wo die Kirchen schön und die Häuser verfallen sind, ist so gut verloren, als das, wo die Kirchen verfallen und die Häuser Schlösser werden.”
GEORG CHRISTOPH LICHTENBERG, >Sudelbücher<
"Er handelte mit anderer Leute Meinungen. Er war Professor der Philosophie."
GEORG CHRISTOPH LICHTENBERG, >Sudelbücher<
"Was man feine Menschenkenntnis nennt, ist meistens nichts als Reflexion, Zurückstrahlung eigener Schwachheiten von anderen."
GEORG CHRISTOPH LICHTENBERG, >Sudelbücher<
"Der Mann machte sehr viel Wind. B. O nein! wenn es noch Wind gewesen wäre, es war aber mehr ein wehendes Vakuum."
GEORG CHRISTOPH LICHTENBERG, >Sudelbücher<
"Man hat heutzutage mehr Magister der Rechtschaffenheit als rechtschaffene Menschen."
GEORG CHRISTOPH LICHTENBERG, >Sudelbücher<
"Am vernünftigsten ist es, es bei Streitigkeiten so zu machen wie der berühmte Fourcroy, der alle Gegner der franz. Chemie in 2 Klassen bringt, 1.) Solche die die Sache nicht verstehen und 2.) die die von Parteigeist verleitet werden."
GEORG CHRISTOPH LICHTENBERG, >Sudelbücher<
"Nicht Größe des Geistes sondern des Windes hat ihn zu dem Manne gemacht."
GEORG CHRISTOPH LICHTENBERG, >Sudelbücher<
"Die menschliche Haut ist ein Boden, worauf Haare wachsen; mich wunderts daß man noch kein Mittel ausfindig gemacht hat, ihn mit Wolle zu besäen, um die Leute zu scheren."
GEORG CHRISTOPH LICHTENBERG, >Sudelbücher<
"Wie glücklich würde mancher leben, wenn er sich um anderer Leute Sachen so wenig bekümmerte, als um seine eigenen."
GEORG CHRISTOPH LICHTENBERG, >Sudelbücher<
"Nur ja keine Materie für erschöpft ansehen; es gibt überall noch etwas."
GEORG CHRISTOPH LICHTENBERG, >Sudelbücher<
"Als er am Kirchhofe vorbei ging, sagte er: Die da können nun sicher sein, daß sie nicht mehr gehenkt werden, das können wir nicht."
GEORG CHRISTOPH LICHTENBERG, >Sudelbücher<
"Wovon das Herz nicht voll ist, davon geht der Mund über, habe ich öfters wahr gefunden, als den entgegengesetzten Satz."
GEORG CHRISTOPH LICHTENBERG, >Sudelbücher<
“Was man von dem Vorteile und Schaden der Aufklärung sagt, ließe sich gewiß gut in einer Fabel vom Feuer darstellen. Es ist die Seele der unorganischen Natur, sein mäßiger Gebrauch macht uns das Leben angenehm, es erwärmt unsere Winter und erleuchtet unsere Nächte. Aber das müssen Lichter und Fackeln sein, die Straßenerleuchtung durch angezündete Häuser ist eine sehr böse Erleuchtung. Auch muß man Kinder nicht damit spielen lassen.”
GEORG CHRISTOPH LICHTENBERG, >Sudelbücher<
“Eine seltsamere Ware, als Bücher, gibt es wohl schwerlich in der Welt. Von Leuten gedruckt, die sie nicht verstehen; von Leuten verkauft, die sie nicht verstehen; gebunden, rezensiert und gelesen von Leuten, die sie nicht verstehen; und nun gar geschrieben von Leuten, die sie nicht verstehen.”
GEORG CHRISTOPH LICHTENBERG, >Sudelbücher<
“Man muß zuweilen wieder die Wörter untersuchen, denn die Welt kann wegrücken, und die Wörter bleiben stehen.”
GEORG CHRISTOPH LICHTENBERG, >Sudelbücher<
“Es ist fast unmöglich, die Fackel der Wahrheit durch ein Gedränge zu tragen, ohne jemandem den Bart zu sengen.”
GEORG CHRISTOPH LICHTENBERG, >Sudelbücher<
“Wer willens ist seine Kinder zu Huren und Spitzbuben zu erziehen, und so etwas kann zuweilen nützlich sein (besser), der muß hauptsächlich Sorge tragen sie mit den Anfangsgründen bekannt zu machen ehe die Kinder erfahren, daß es Laster sind.”
GEORG CHRISTOPH LICHTENBERG, >Sudelbücher<
“Bei den meisten Menschen gründet sich der Unglaube in einer Sache auf blinden Glauben in einer anderen.”
GEORG CHRISTOPH LICHTENBERG, >Sudelbücher<
“Condamine soll in Amerika einige Affen gesehen haben, die seine Operationen nachmachten: nach einer Uhr liefen, dann nach einem Perspektiv, dann taten, als schrieben sie etwas auf, u. dergl. m. - Solcher Philosophen gibt es viele.”
GEORG CHRISTOPH LICHTENBERG, >Sudelbücher<
“In jedes Menschen Charakter sitzt etwas, das sich nicht brechen läßt - das Knochengebäude des Charakters; und dieses ändern wollen heißt immer, ein Schaf das Apportieren lehren.”
GEORG CHRISTOPH LICHTENBERG, >Sudelbücher<
“Es kommt nicht darauf an, ob die Sonne in eines Monarchen Staaten nicht untergeht, wie sich Spanien ehedem rühmte; sondern was sie während ihres Laufes in diesen Staaten zu sehen bekommt.”
GEORG CHRISTOPH LICHTENBERG, >Sudelbücher<
“Daß in den Kirchen gepredigt wird macht deswegen die Blitzableiter auf ihnen nicht unnötig.”
GEORG CHRISTOPH LICHTENBERG, >Sudelbücher<
“Es gibt 100 Witzige gegen einen der Verstand hat, ist ein wahrer Satz, womit sich mancher witzlose Dummkopf beruhigt, der bedenken sollte, wenn das nicht zuviel von einem Dummkopf gefordert heißt, daß es wieder 100 Leute, die weder Witz noch Verstand haben, gegen einen gebe, der Witz hat.”
GEORG CHRISTOPH LICHTENBERG, >Sudelbücher<
"Lesen heißt borgen, daraus erfinden, abtragen."
GEORG CHRISTOPH LICHTENBERG, >Sudelbücher<
"Das Recht auf Selbsterhaltung ist in jeder Person unveräußerlich, mehr noch in jeder Gemeinschaft."
DAVID HUME, >Über Staatskredit< (1752)
"Wer die Gebrechen seiner Gedanken in eine dunkle Sprache einkleidet und verhült, ahmet klüglich die Wirthe nach, die gerne trübes Bier in einem undurchsichtigen Gefäs auftragen."
JEAN PAUL, >Grönländische Prozesse< (1783/1784)
“Der Humor, als das umgekehrte Erhabene, vernichtet nicht das Einzelne, sondern das Endliche durch den Kontrast mit der Idee. Es gibt für ihn keine einzelne Torheit, keine Toren, sondern nur Torheit und eine tolle Welt; er hebt - ungleich dem gemeinen Spaßmacher mit seinen Seitenhieben - keine einzelne Narrheit heraus, sondern er erniedrigt das Große, aber - ungleich der Parodie - um ihm das Kleine, und erhöhet das Kleine, aber - ungleich der Ironie - um ihm das Große an die Seite zu setzen und so beide zu vernichten, weil vor der Unendlichkeit alles gleich ist und nichts.”
JEAN PAUL, >Vorschule der Ästhetik< (1804)
"Alles Himmlische wird erst durch Versetzung mit dem Wirklichen, wie der Regen des Himmels erst auf der Erde, für uns hell und labend."
JEAN PAUL, >Vorschule der Ästhetik< (1804)
“Der Realismus ist der Sancho Pansa des Idealismus.”
JEAN PAUL, >Gedanken< (1802)
“Die Poesie ist die Aussicht aus dem Krankenzimmer des Lebens.”
JEAN PAUL, >Gedanken< (1803)
“Die Leiden sind wie die Gewitterwolken; in der Ferne sehen sie schwarz aus, über uns kaum grau.”
JEAN PAUL, >Hesperus< (1795)
“Die Philosophen sehen vor lauter Möglichkeit die Wirklichkeit nicht...”
JEAN PAUL, >Hesperus< (1795)
“Es wäre aber ein Wunder, wenn die sparsame Natur das ... siebzigjährige Schwingen der weiblichen Zungen ohne Absicht veranstaltet hätte. Die Absicht mangelt aber nicht; es ist dieselbe, warum die Blätter wackeln; der ewige Pulsschlag der weiblichen Zunge soll der Erschütterung und Umrüttelung der Atmosphäre forthelfen, die sonst anfaulte.”
JEAN PAUL, >Siebenkäs< (1818)
“Die Wunden, die die Maschinen des Schicksals in uns schneiden, fallen bald zu; aber eine, die uns das rostige stumpfe Marterinstrument eines ungerechten Menschen reißet, fängt zu eitern an und schließet sich spät.”
JEAN PAUL, >Siebenkäs< (1818)
"Trost: Staatschiffe, welche die Segel verloren, haben darum noch nicht die Anker eingebüßt."
JEAN PAUL, >Politische Fastenpredigten< (1817)
“Die fast allgemeine Epidemie der Römer seiner Zeit war die nehmliche, woran wir heutzutage die vornehmsten Staaten in Europa krank liegen sehen, eine unmäßige Sucht sich zu bereichern.”
CHRISTOPH MARTIN WIELAND, >Horazens Satieren< (1804)
“Gibt es auf Erden noch eine zweite Kultur, die sich fortwährend so neugeboren fühlt wie die deutsche und jeden Augeblick Komiteebeschlüsse über ihre Umgangssprache faßt? Vorschriften erläßt, wie man zu sprechen, welche Worte man zu vermeiden hat? Die zu den hunderterlei Verboten, mit denen hier das Leben bespickt wird, weil der summarische Anstand kein Gebot ist, auch noch eine Sprechordnung beschließt, wie sie eine Gehordnung beschlossen hat. Und die, weil die Sprache nur ein Kleid, eine Konfektionsware ist, den größten Wert darauf legt, daß sie vor dem Verlassen der Anstalt in Ordnung gebracht werde, während man nichts dagegen hat, daß jeder Ladenschwengel öffentlich in den Sprachquell spuckt.”
KARL KRAUS, >Hier wird deutsch gespuckt< (1915)
“Wer offene Türen einrennt, braucht nicht zu fürchten, daß ihm die Fenster eingeschlagen werden.”
KARL KRAUS, >Sprüche und Widersprüche< (1909)
“Europa ist unsere Zukunft, das wird furchtbar.”
MATTHIAS BELTZ, >Balkanisierung in der Straßenbahn< (1998)
“Wer nicht dazu in der Lage ist, spontan (also ohne analytisch vorzugehen) den Unterschied zwischen dem Heiligen und dem Profanen wahrzunehmen, der wird nie verstehen, was Religion bedeutet. Er wird auch nicht in der Lage sein, das zu verstehen, was gemeinhin Kunst genannt wird. Letztlich versteht er überhaupt nichts.”
NASSIM NICHOLAS TALEB, >Kleines Handbuch für den Umgang mit Unwissen< (2010)
“Rationalisten träumen von einer Gesellschaft, die frei von Idioten ist; Empiristen träumen von einer Gesellschaft, die sicher vor Idioten ist - oder besser noch vor Rationalisten.”
NASSIM NICHOLAS TALEB, >Kleines Handbuch für den Umgang mit Unwissen< (2010)
“Es gibt Berufsbezeichnungen wie >Wirtschaftswissenschaftler<, >Prostituierte< oder >Berater<, deren Informationsgehalt durch ergänzende Zusätze nicht größer wird.”
NASSIM NICHOLAS TALEB, >Kleines Handbuch für den Umgang mit Unwissen< (2010)
“Dummköpfe glauben, Geiz sei mit Geld zu heilen, Sucht mit Drogen, Expertenprobleme mit Experten, das Bankwesen mit Bankern, die Wirtschaft mit Wirtschaftswissenschaftlern und Schuldenkrisen mit neuen Schulden.”
NASSIM NICHOLAS TALEB, >Kleines Handbuch für den Umgang mit Unwissen< (2010)
“Das größte Problem, das ich mit der Moderne habe, besteht wohl in der zunehmenden Kluft zwischen dem Ethischen und dem Legalen.”
NASSIM NICHOLAS TALEB, >Kleines Handbuch für den Umgang mit Unwissen< (2010)
“Die doppelte Strafe der Moderne besteht darin, uns vorzeitig altern und länger leben zu lassen.”
NASSIM NICHOLAS TALEB, >Kleines Handbuch für den Umgang mit Unwissen< (2010)
“Die Wirtschaftswissenschaft gleicht einem toten Stern, der immer noch Licht zu erzeugen scheint, dabei weiß man, dass er tot ist.”
NASSIM NICHOLAS TALEB, >Kleines Handbuch für den Umgang mit Unwissen< (2010)
“Europa ist nur ein Schatten im Winde.”
FRIEDRICH GEORG JÜNGER, >Aufmarsch des Nationalismus< (1926/1928)
"Nur im Wechsel bleibt ein Gleiches,
Nur im Wandel lebt die Quelle."
FRIEDRICH GEORG JÜNGER, >Wasserspiele< (1940)
“So mächtig die Dämonen toben,
Sie wüten doch in deinem Haus.
Bist du ein Herr in Eignem, zeig`s!
Was dir gemäß ist, lade zum Verweilen.
Die andern wirf hinaus!”
FRIEDRICH GEORG JÜNGER, >Bewährung< (1947)
“So wie die Muttermilch für den Säugling Nahrung ist, so ist das Gedachte und Erinnerte Nahrung.”
FRIEDRICH GEORG JÜNGER, >Gedächtnis und Erinnerung< (1957)
“Wenn ich Schicksal sage oder Notwendigkeit oder Zufall, dann kürze ich ab.”
FRIEDRICH GEORG JÜNGER, >Gedanken und Merkzeichen< (1949)
“Die Tendenzen zur Ausbeutung des Menschen werden immer zentraler, immer wissenschaftlicher. Ihr Kennzeichen ist, daß sie allgemeiner Zustimmung begegnen.”
FRIEDRICH GEORG JÜNGER, >Gedanken und Merkzeichen< (1949)
“Exakt wird alles in dem Maße, in dem das Vorhandene abnimmt.”
FRIEDRICH GEORG JÜNGER, >Gedanken und Merkzeichen< (1949)
“Freiheitsliebende Völker dulden keine Pensionen.”
FRIEDRICH GEORG JÜNGER, >Gedanken und Merkzeichen< (1949)
“Wo die Grenzen enden, tauchen Ungeheuer auf.”
FRIEDRICH GEORG JÜNGER, >Gedanken und Merkzeichen< (1949)
“Das Tun der meisten Menschen ist nur ein Vorwand. Sie handeln nur in dem, was ihnen aufgezwungen und eingeredet wird.”
FRIEDRICH GEORG JÜNGER, >Gedanken und Merkzeichen< (1949)
“Einen Gott lästern, der nicht da ist, ist Unsinn.
Einen Gott lästern, der da ist, ist Wahnsinn.”
FRIEDRICH GEORG JÜNGER, >Gedanken und Merkzeichen< (1949)
“Wie der Schatten dem Körper folgt, so folgt die Dummheit der Macht.”
PAUL VALÉRY, >Cahiers<
“Es sind keineswegs die >Bösen<, die das größte Unheil in dieser Welt anrichten.
Es sind die Unbeholfenen und die Leichtgläubigen. Die Bösen wären machtlos ohne viele Gute.”
PAUL VALÉRY, >Cahiers<
“Politik ist die Kunst, die Leute daran zu hindern, sich um das zu kümmern, was sie angeht.”
PAUL VALÉRY, >Cahiers<
“Man redet ungeheuer viel über Moral. Aber ich behaupte, daß keiner wirklich seine eigene kennt, also streng aufzeigen kann, nicht was er an schaumigen Meinungen hat, sondern was das Gesetz seiner Handlungen ist.”
PAUL VALÉRY, >Cahiers<
”Furcht vor sich selbst ist der Auftakt zur Moral. Nicht wagen, das zu sein, was man ist.”
PAUL VALÉRY, >Cahiers<
“Denken ist Kommunikation mit einem anderen, der man selbst ist. Zu jemandem sprechen heißt, zu sich selbst als einem anderen sprechen.”
PAUL VALÉRY, >Cahiers<
“Wenn ihr euch fürchtet das schlimmste zu hören, so müßt ihr das schlimmste ungehört über euern Kopf einstürzen lassen.”
WILLIAM SHAKESPEARE, >König Johann< (Wielandsche Übersetzung)
“Wir wissen und setzen unseren Stolz darein zu wissen, daß der Mensch ein zur Religion geschaffenes Wesen ist ...”
EDMUND BURKE, >Betrachtungen über die Französische Revolution< (1790)
“Diese Leute sind so voll von ihren Theorien über die Rechte des Menschen, daß sie seine Natur gänzlich vergessen haben.”
EDMUND BURKE, >Betrachtungen über die Französische Revolution< (1790)
“Ich begreife nicht, wie es irgendein Mensch bis zu einer solchen Raserei des Eigendünkels gebracht haben kann, daß er sein Vaterland wie ein Stück weiß Papier ansieht, worauf er kritzeln kann, was ihm beliebt.”
EDMUND BURKE, >Betrachtungen über die Französische Revolution< (1790)
“Es gibt Narrheiten, die den Tadel mutlos machen, die weit über die Lächerlichkeit hinaus sind und keine andere Empfindung mehr wecken - als Ekel.”
EDMUND BURKE, >Betrachtungen über die Französische Revolution< (1790)
“Ein Staat, dem es an allen Mitteln zu einer Veränderung fehlt, entbehrt die Mittel zu seiner Erhaltung.”
EDMUND BURKE, >Betrachtungen über die Französische Revolution< (1790)
“Ich muß menschliche Gebrechen so lange ertragen, bis sie zu Verbrechen heranwachsen.”
EDMUND BURKE, >Betrachtungen über die Französische Revolution< (1790)
“Unglücklicherweise wird Macht in einer oder der anderen Gestalt immer vorhanden sein und alle Erschütterungen überleben, in welchen Sitten und Meinungen untergehen: nimmt man ihr daher die Mittel, durch welche sie sich bisher erhielt, so wird sie andere suchen und schlimmere finden.”
EDMUND BURKE, >Betrachtungen über die Französische Revolution< (1790)
“Der Mensch kann nicht die Rechte eines ungeselligen und eines geselligen Zustandes zu gleicher Zeit genießen.”
EDMUND BURKE, >Betrachtungen über die Französische Revolution< (1790)
“Doch was ist Freiheit ohne Weisheit und Tugend? Das größte aller möglichen Übel; nichts weiter als Torheit, Laster und Wahnsinn ohne Aufseher und Zügel.”
EDMUND BURKE, >Betrachtungen über die Französische Revolution< (1790)
“Selten haben zwei Zeitalter in dem, was sie Verderbliches taten, einerlei Methode befolgt und einerlei Vorwand benutzt. So arm an Erfindungen ist die menschliche Bosheit nicht. Indem Ihr noch über ihr Gewand vernünftelt, ist das Gewand längst abgelegt: das nämliche Laster, das Ihr vertilgen wollt, nimmt einen neuen Körper an. Der Geist wandert hinüber; und weit entfernt, seine Lebenskraft bei der Veränderung der Gestalt einzubüßen, tritt er vielmehr seine neue Laufbahn in aller Frische und Fülle einer verjüngten Tätigkeit an; er zieht umher, er verwüstet Eure Länder, während daß Ihr sein Gerippe zum Richtplatz schleppt oder sein leeres Grabmal darniederreißt. Ihr malt Euch tausend Schreckensbilder von Geistern und Geistererscheinungen, unterdessen daß jeder Winkel Eures Hauses voll von unfabelhaften Räubern ist. So geht es allen denen, die nur an der äußeren Rinde und Schale der Geschichte nagen und sich einbilden, sie kämpften mit Intoleranz, Stolz und Grausamkeit, wenn sie die verworfenen Grundsätze abgelebter Parteien verdammen, da sie doch dieselben Laster, womit jene die Welt vergifteten, in anderen, vielleicht in schlechteren Faktionen gutheißen und unterstützen.”
EDMUND BURKE, >Betrachtungen über die Französische Revolution< (1790)
"Wo die Gesetze irgendeinen wirklichen Einfluß auf die Erhaltung der Freiheit haben, dort beruht dieser Einfluß nicht auf einer magischen Kraft, die von bücherbeladenen Regalen herabsteigt, er ist in Wirklichkeit vielmehr im Einfluß von Menschen verkörpert, die entschlossen sind, frei zu sein. Dies sind Menschen, welche schriftlich die Bedingungen festgelegt haben, unter denen sie mit dem Staat und mit ihren Mitmenschen leben wollen, die zugleich aber aufgrund ihrer Wachsamkeit und ihrer Gesinnung entschlossen sind, dafür zu sorgen, daß diese Bedingungen eingehalten werden."
ADAM FERGUSON, >Versuch über die Geschichte der bürgerlichen Gesellschaft< (1767)
“Ich glaube, eine unumschränkte und despotische Regierung läßt sich leichter in einem Volke einsetzen, wo die gesellschaftlichen Bedingungen gleich sind, als in einem andern, und ich denke, daß eine derartige Regierung, wenn sie einmal in einem solchen Volke bestünde, nicht nur dessen Menschen unterdrücken, sondern mit der Zeit jeden von ihnen mehrerer Haupteigenschaften des Menschentums berauben würde.
In den demokratischen Zeitaltern ist daher, wir mir scheint, der Despotismus besonders zu fürchten.
Ich hätte, denke ich, die Freiheit in allen Zeiten geliebt; in der heutigen Zeit aber neige ich dazu, sie zu vergöttern.”
ALEXIS de TOCQUEVILLE, >Über die Demokratie in Amerika II< (1840)
“Demokratische Gesellschaften, die nicht frei sind, können reich, raffiniert, gebildet, ja sogar glänzend und durch das Gewicht ihrer großen Masse mächtig sein; man kann dort Privattugenden begegnen, guten Familienvätern, ehrlichen Kaufleuten und sehr achtbaren Grundbesitzern; man wird dort sogar gute Christen finden, denn deren Vaterland ist nicht von dieser Welt, und der Ruhm ihrer Religion besteht darin, sie inmitten der größten Sittenverderbnis und unter den schlechtesten Regierungen hervorzubringen ...; was man aber in derartigen Gesellschaften niemals sehen wird, das sind, ich wage es zu sagen, große Bürger und namentlich ein großes Volk, und ich nehme keinen Anstand zu behaupten, daß das Durchschnittsniveau der Herzen und Geister unablässig sinken wird, solange Gleichheit und Despotismus sich miteinander verbinden.”
ALEXIS de TOCQUEVILLE, >Der alte Staat und die Revolution< (1856)
“In den Aristokratien besitzen die Menschen oft eine ihnen eigentümliche Größe und Stärke. Stehen sie mit der Mehrzahl ihrer Mitmenschen in Widerspruch, so ziehen sie sich zurück, finden in sich selber Halt und Trost. In den demokratischen Völkern verhält es sich anders. Dort erscheint die öffentliche Gunst ebenso nötig wie die Luft, die man atmet, und mit der Masse nicht im Einklang sein, heißt sozusagen nicht leben. Diese braucht nicht die Gesetze anzuwenden, um die Andersdenkenden unterzukriegen. Die Mißbilligung genügt. Das Gefühl ihrer Vereinsamung und ihrer Ohnmacht übermannt sie alsbald und raubt ihnen jede Hoffnung.”
ALEXIS de TOCQUEVILLE, >Über die Demokratie in Amerika II< (1840)
"Es ist wirklich schwer einzusehen, wie Menschen, die der Gewohnheit, sich selbst zu regieren, vollständig entsagt haben, im Stande sein könnten, diejenigen gut auszuwählen, die sie regieren sollen."
ALEXIS de TOCQUEVILLE, >Über die Demokratie in Amerika II< (1840)
"So genügt es dem Staat nicht, alle Geschäfte an sich zu ziehen, er gelangt auch mehr und mehr dazu, sie alle unkontrolliert und ohne Rechtsmittel selbst zu entscheiden."
ALEXIS de TOCQUEVILLE, >Über die Demokratie in Amerika II< (1840)
“Die Menschen sind hier nicht mehr durch Kasten, Klassen, Korporationen und Geschlechter miteinander verbunden und sind daher nur zu sehr geneigt, sich bloß mit ihren besonderen Interessen zu beschäftigen, immer nur an sich selbst zu denken und sich in einen Individualismus zurückzuziehen, in dem jede öffentliche Tugend erstickt wird. Der Despotismus, weit entfernt, gegen diese Neigung zu kämpfen, macht sie vielmehr unwiderstehlich, denn er entzieht den Bürgern jede gemeinsame Begeisterung, jedes gemeinschaftliche Bedürfnis, jede Notwendigkeit, sich miteinander zu verständigen, jede Gelegenheit zu gemeinschaftlichem Handeln; er mauert sie sozusagen im Privatleben ein. Sie waren bereits zur Absonderung geneigt: er isoliert sie; sie erkalteten füreinander: er läßt sie vollends erstarren.”
ALEXIS de TOCQUEVILLE, >Der alte Staat und die Revolution< (1856)
“Dieser in der Geschichte so neue Umstand, daß die ganze politische Erziehung eines großen Volkes ausschließlich durch Schriftsteller geschah, trug vielleicht am meisten dazu bei, der Französischen Revolution ihren eigentümlichen Geist zu geben und aus ihr das hervorgehen zu lassen, was wir vor uns sehen.
Die Schriftsteller gaben dem Volke, das diese Revolution machte, nicht nur ihre Ideen, sondern auch ihr Temperament und ihre Stimmung. Unter ihrer langen Disziplin, in Ermangelung aller anderen Führer und in ihrer vollständigen Unbekanntheit mit der Praxis, nahm die ganze Nation, indem sie diese Schriftsteller las, endlich deren Neigungen, Anschauungen, Vorlieben, ja sogar die natürlichen Verkehrtheiten an, so daß sie, als sie endlich zum Handeln kam, alle Gewohnheiten der Literatur in die Politik hinübernahm.
Studiert man die Geschichte unserer Revolution, so sieht man, daß sie genau in demselben Geiste geleitet worden ist, der so viele abstrakte Bücher über die Regierung hervorgebracht hat: gleicher Geschmack an allgemeinen Theorien, vollständigen Systemen der Gesetzgebung und genauer Symmetrie in den Gesetzen; gleiche Verachtung des tatsächlich Bestehenden; gleiches Vertrauen auf die Theorie; gleiche Vorliebe für das Originelle, Sinnreiche und Neue in den Institutionen; gleiche Lust, auf einmal die ganze Verfassung nach den Regeln der Logik und nach einem einheitlichen Plan neu zu bilden, anstatt zu versuchen, sie in ihren Teilen zu verbessern. Schreckensvolles Schauspiel! Denn was beim Schriftsteller ein Vorzug ist, wird beim Staatsmann manchmal zum schweren Fehler, und dieselben Dinge, die oft schöne Bücher entstehen lassen, können zu großen Revolutionen führen.”
ALEXIS de TOCQUEVILLE, >Der alte Staat und die Revolution< (1856)
“Seit dem Augenblick, wo die Steuer darauf zielte, nicht diejenigen zu treffen, die am fähigsten waren, sie zu bezahlen, sondern diejenigen, die am unfähigsten waren, sich dagegen zu wehren, mußte man zu der scheußlichen Konsequenz hingeführt werden, sie dem Reichen zu ersparen und den Armen damit zu belasten.”
ALEXIS de TOCQUEVILLE, >Der alte Staat und die Revolution< (1856)
"Weil die Moral nicht in den großen Handlungen des Lebens herrscht, deshalb dringt sie auch nicht zu den geringeren herab. Weil im öffentlichen Leben das Interesse an die Stelle der uneigennützigen Gesinnung getreten ist, deshalb ist auch im privaten Leben das Interesse zum Gesetz geworden."
ALEXIS de TOCQUEVILLE, >Kammerrede vom 27. Januar 1848<
"Es gibt fast kein menschliches Wirken, so persönlich man es sich auch geartet denke, das nicht hervorgeht aus einer sehr allgemeinen Vorstellung, die die Menschen sich von Gott, von seinen Beziehungen zum Menschengeschlecht, vom Wesen der Seele und von ihren Pflichten gegen ihren Nächsten machen. Diese Vorstellungen sind unvermeidlich die gemeinsame Quelle alles übrigen."
ALEXIS de TOCQUEVILLE, >Über die Demokratie in Amerika II< (1840)
"Erlaubt also das Gesetz dem amerikanischen Volk, alles zu tun, so hindert die Religion es, alles auszudenken, und verbietet ihm, alles zu wagen.
Darum muß die Religion, die sich bei den Amerikanern niemals unmittelbar in die Regierung der Gesellschaft einmischt, als die erste ihrer politischen Einrichtungen gelten; wenn sie ihnen auch nicht den Hang zur Freiheit gibt, so erleichtert sie ihnen doch bedeutsam deren Gebrauch."
ALEXIS de TOCQUEVILLE, >Über die Demokratie in Amerika I< (1835)
“Hat der Mensch immer, wie heute, eine Welt vor Augen gehabt, wo sich nichts zueinander fügte, wo die Tugend ohne Geist, der Geist ohne Ehre ist; wo die Liebe zur Ordnung sich mit der Neigung zur Tyrannei verbündet, der geheiligte Kult der Freiheit sich dem Mißachten der Gesetze gesellt; wo das Gewissen nur zwielichtigen Schein auf das menschliche Tun wirft; wo etwas weder verboten noch erlaubt, weder ehrenhaft noch schimpflich, weder wahr noch falsch erscheint?”
ALEXIS de TOCQUEVILLE, >Über die Demokratie in Amerika I< (1835)
“Wo die echte Unwissenheit aus allen Schlupfwinkeln gründlich vertrieben ist und dafür eine seichte Halbbildung sich über alle ohne Unterschied ergossen hat, da verwandelt die Selbstsucht das Wissen in Schlauheit; und je mehr diese letzte Eigenschaft bei einem Volke überhandnimmt, desto mehr werden die Menschen ihre Interessen und all ihr Sinnen und Trachten an die Gegenwart heften, ohne, was später einmal werden soll, zu berücksichtigen oder jemals über die nächste Generation hinauszudenken.”
BERNARD MANDEVILLE, >Die Bienenfabel< (1724)
“Denn schlimm steht es um ein Volk und seine Verfassung, wenn sein Wohlergehen auf die Tugend und das Gewissen der Minister und Diplomaten angewiesen ist.”
BERNARD MANDEVILLE, >Die Bienenfabel< (1724)
“Von all den herrlichen Ländern und Reichen, von denen die Geschichte bis jetzt zu berichten weiß, kam keines je zu Fall, an dessen Untergang nicht hauptsächlich die politische Unfähigkeit, Nachlässigkeit oder Mißwirtschaft der Regierenden schuld war.”
BERNARD MANDEVILLE, >Die Bienenfabel< (1724)
“Es ist ein kommuner Irrtum zu glauben, daß die Menschen von ihren eigenen Einfällen leben, wo sie doch von den Torheiten anderer profitieren, eine Anlage, die bei weitem die besten Zinsen trägt und auch die größten Sicherheiten bietet.”
BERNARD MANDEVILLE, >Eine bescheidene Streitschrift für öffentliche Freudenhäuser< (1726)
“Wir können hieraus den Schluß machen, daß keine Beschäftigung unangenehmer und widerwärtiger für einen Menschen sein kann, dessen Hauptvergnügen in der Bewunderung seiner eigenen Vortrefflichkeit besteht, als wenn er in sich selbst eindringen, und alle geheimen Winkel seines Herzens ausspüren, oder dessen Falten auseinander legen soll.”
BERNARD MANDEVILLE, >Anti-Shaftesbury oder die Entlarvte Eitelkeit< (1761)
"Wenn man regiert, gilt es die Menschen so zu sehen, wie sie sind und die Dinge, so wie sein sollten."
LOUIS de BONALD (1754-1840)
"Die Schwachen begeistern sich für die Menschen und die Starken für die Dinge."
LOUIS de BONALD (1754-1840)
“Pflicht ist, was man von den anderen verlangt.”
ANTOINE de RIVAROL (1753-1801)
“Die Notwendigkeit bekümmert den Menschen nicht wie der Zwang. Sie verbindet sich mit der Freiheit, die nicht zusammen mit Zwang existieren kann: Es gehört zum Wesen der menschlichen Vernunft, das Joch der Notwendigkeit zu tragen.”
ANTOINE de RIVAROL (1753-1801)
“Die Vernunft besteht aus Wahrheiten, die man sagen, und aus Wahrheiten, die man verschweigen muss.”
ANTOINE de RIVAROL (1753-1801)
“Die Form des Zügels wird von den Proportionen des Menschen und des Pferdes erzwungen, so wie die Form der Regierung von den Proportionen des Territoriums und der Bevölkerung erzwungen wird.”
ANTOINE de RIVAROL (1753-1801)
“Die Religion beugt den Menschen und gibt ihm einen Stock.”
ANTOINE de RIVAROL (1753-1801)
“Aber beweisen die Feigheit der Völker und die Anmaßung der Tyrannen etwas gegen das Gewissen?”
ANTOINE de RIVAROL (1753-1801)
“Die Franzosen haben die Freiheit über die Sicherheit gestellt. Doch der Mensch verlässt die Wälder, in denen Freiheit mehr gilt als Sicherheit, um in die Städte zu kommen, wo Sicherheit mehr gilt als Freiheit.”
ANTOINE de RIVAROL (1753-1801)
“Mit den Worten Ordnung und Freiheit wird man das Menschengeschlecht immer wieder vom Despotismus zur Anarchie führen und von der Anarchie zurück zum Despotismus.”
ANTOINE de RIVAROL (1753-1801)
“In der Moral geht man durch Verbrechen zugrunde und in der Politik durch Fehler.”
ANTOINE de RIVAROL (1753-1801)
“Unsere Sitten sind in noch größerer Unordnung als unsere Finanzen.”
ANTOINE de RIVAROL (1753-1801)
“Man muss zwischen der arithmetischen und der politischen Mehrheit eines Staates deutlich unterscheiden.”
ANTOINE de RIVAROL (1753-1801)
“Der Pöbel glaubt, die Freiheit besser zu erreichen, wenn er die der anderen beeinträchtigt.”
ANTOINE de RIVAROL (1753-1801)
“Verändert man den Sinn der Wörter einer ausgebildeten Sprache, ist es gleichermaßen, als verschlechtere man den Wert des Geldes in einem Reich; man stiftet Verwirrung, Ungewissheit und Misstrauen mit den Instrumenten der Ordnung, der Klarheit und des öffentlichen Vertrauens: Wenn man die Möbel im Zimmer eines Blinden verstellt, verdammt man ihn dazu, sich ein neues Gedächtnis aufzubauen.”
ANTOINE de RIVAROL (1753-1801)
“Vergessen wir nie, dass jedes Prinzip, dessen Folgerungen man weder ziehen kann noch zu ziehen wagt, kein Prinzip ist.”
ANTOINE de RIVAROL (1753-1801)
"Die andern Welttheile haben Affen; Europa hat Franzosen. Das gleicht sich aus."
ARTHUR SCHOPENHAUER, >Spicilegia< (1840)
"Was nun andrerseits die Menschen gesellig macht ist ihre Unfähigkeit, die Einsamkeit, und in dieser sich selbst, zu ertragen."
ARTHUR SCHOPENHAUER, >Parerga und Paralipomena I< (1851)
"Gewissermaaßen sind die größten, uns ganz nahe liegenden Probleme, Lachen, Weinen und Musik."
ARTHUR SCHOPENHAUER aus einem Manuskript von 1814
"Alle ächte Liebe ist Mitleid: und jede Liebe die kein Mitleid ist, ist Selbstsucht."
ARTHUR SCHOPENHAUER aus einem Manuskript von 1816
"Auch die vollendeteste Gelehrsamkeit verhält sich zum Reichthum des eignen Geistes, wie ein Herbarium zur stets sich neu erzeugenden, ewig frischen, ewig jungen, ewig wechselnden Pflanzenwelt."
ARTHUR SCHOPENHAUER aus einem Manuskript von 1815
"Die sogenannten Menschen sind fast durchgängig nichts andres als Wassersuppen mit etwas Arsenik."
ARTHUR SCHOPENHAUER aus einem Manuskript von 1816
“Das Leben eines jeden Menschen ist wenn man es im Ganzen übersieht ein Trauerspiel; im Einzelnen betrachtet aber ein Lustspiel. Das Leben des Tags, die Plage des Augenblicks, das Wünschen und Fürchten der Woche, die Unfälle jeder Stunde sind lauter Komödienscenen. Aber das vergebliche Streben, die zertretene Hoffnung, die unseligen Irrthümer des ganzen Lebens, und der Tod am Schluß, sind immer ein Trauerspiel.”
ARTHUR SCHOPENHAUER Manuskript von 1814
“Der Tod ist die große Zurechtweisung, welche der Wille zum Leben, und näher der diesem wesentliche Egoismus, durch den Lauf der Natur erhält; und er kann aufgefaßt werden als eine Strafe für unser Daseyn. Er ist die schmerzliche Lösung des Knotens, den die Zeugung mit Wollust geschürzt hatte, und die von außen eindringende, gewaltsame Zerstörung des Grundirrthums unsers Wesens: die große Enttäuschung. Wir sind im Grunde etwas, das nicht seyn sollte: darum hören wir auf zu seyn.”
ARTHUR SCHOPENHAUER, >Die Welt als Wille und Vorstellung Bd. II< (1859)
“Das gewöhnliche Menschenleben von ungefähr fünfundzwanzig Jahren nimmt alle Sorgen der Gesetzgeber in Anspruch. Sie denken lediglich an die Wissenschaften, die Künste, den Ackerbau, den Handel usw. Sie getrauen sich nicht, ausdrücklich zu sagen: Für uns ist die Religion ein Nichts. Aber alle ihre öffentlichen Handlungen setzen es voraus, und ihre ganze Gesetzgebung ist materialistisch, weil sie für den Geist und die Zukunft nichts wirket.”
JOSEPH de MAISTRE, >Die spanische Inquisition< (1836)
“Wären die Nationen klug, sie würden sich nicht mehr kritisieren und ihre Einrichtungen gegenseitig tadeln, gerade als hätten sie sich alle in den nämlichen Umständen befunden, und als hätte nicht diese oder jene Gefahr die eine oder andere Nation zu gewissen Maßregeln bewogen, die Andere entbehren zu können glaubten.”
JOSEPH de MAISTRE, >Die spanische Inquisition< (1836)
“Wer glaubt, muß barmherzig sein, daran ist kein Zweifel; aber er kann nicht unbedingt tolerant sein.”
JOSEPH de MAISTRE, >Die spanische Inquisition< (1836)
“Überall dort, wo die individuelle Vernunft dominiert, kann es nichts Großes geben, denn alles Große beruht auf einem Glauben, und der Zusammenprall sich selbst überlassener privater Meinungen produziert nur Mißtrauen, das alles zerstört. Universelle und private Moral, Religion, Gesetze, verehrte Bräuche, nützliche Vorurteile, nichts bleibt bestehen, alles löst sich vor ihr auf; sie ist der universelle Zerstörer.”
JOSEPH de MAISTRE, >Von der Souveränität<
“Der Zynismus liegt in der Sache und nicht in den Worten, welche die Sache bezeichnen."
KARL MARX, >Das Elend der Philosophie< (1847)
“Solange die Zeitungspresse anonym war, erschien sie als Organ der zahl- und namenlosen öffentlichen Meinung; sie war die dritte Macht im Staate. Durch die Unterzeichnung jedes Artikels wurde eine Zeitung zu einer bloßen Sammlung von schriftstellerischen Beiträgen mehr oder minder bekannter Individuen. Jeder Artikel sank zu einer Annonce herab. Bisher hatten die Zeitungen als das Papiergeld der öffentlichen Meinung zirkuliert; jetzt lösten sie sich auf in mehr oder minder schlechte Solawechsel, deren Güte und Zirkulation von dem Kredit nicht nur des Ausstellers, sondern auch des Indossenten abhing... Die Namen der republikanischen Tagesschriftsteller waren ziemlich bekannt; aber die respektablen Firmen des >Journal des Débats<, der >Assemblée Nationale<, des >Constitutionnel< usw. usw. machten eine jämmerliche Figur mit ihrer hochbeteuernden Staatsweisheit, als sich die mysteriöse Kompanie auf einmal zersetzte in käufliche Penny-a-liners von langer Praxis, die für bares Geld alle möglichen Sachen verteidigt hatten... ”
KARL MARX, >Die Klassenkämpfe in Frankreich< (1850)
"Eine Nation, noch mehr eine Zivilisation, verschwindet, wenn in ihr die Verbote verschwinden."
E.M. CIORAN, >Notizen< (1969)
"Alle westlichen Nationen - opulente Leichen."
E.M. CIORAN, >Notizen< (1960-1962)
“Feststellen, ab wann ein Volk sein Genie verliert.”
E.M. CIORAN, >Notizen< (1968)
"Die schlimmste Verdammnis wäre für mich, unter einem ewig heiteren Himmel zu leben: für mich sind die Wolken die einzige Quelle der Poesie."
E.M. CIORAN, >Notizen< (1969)
"Der Mensch ist ein Tier, das sich übernimmt."
E.M. CIORAN, >Notizen< (1965)
“Angesichts derer, die obsiegen, kann ich der Vorsehung nur danken, mir Geschmack an der Niederlage verliehen zu haben.”
E.M. CIORAN, >Notizen< (1971)
"Die Dinge so zu belassen, wie sie sind, anstatt immer hinter neuen Irrtümern herzulaufen, das ist das Heil."
E.M. CIORAN, >Notizen< (1972)
"wo aber fülltest, färbtest, reiftest du?”
GOTTFRIED BENN, >Ebereschen< (1954)
“Es ist höchst lächerlich, dem heutigen Hochkapitalismus, ... dieser ‘Unvermeidlichkeit’ unserer wirtschaftlichen Entwicklung, - Wahlverwandtschaft mit ‘Demokratie’ oder gar mit ‘Freiheit’ (in irgend einem Wortsinn) zuzuschreiben, während doch die Frage nur lauten kann: wie sind, unter seiner Herrschaft, alle diese Dinge überhaupt auf die Dauer ‘möglich’? Sie sind es tatsächlich nur da, wo dauernd der entschlossene Wille einer Nation, sich nicht wie eine Schafherde regieren zu lassen, dahinter steht. Wer Wetterfahne einer ‘Entwicklungstendenz’ sein will, der möge, so schnell wie nur möglich, diese altmodischen Ideale verlassen.”
MAX WEBER, > Zur Lage der bürgerlichen Demokratie in Rußland< (1906)
"Man kann das Große nicht wahrhaft lieben, wenn man das Niederträchtige nicht hassen kann."
MAX WEBER, >Deutschland unter den europäischen Weltmächten< (1916)
"Wer Politik treibt, erstrebt Macht."
MAX Weber, >Politik als Beruf< (1919)
"Alle Parteikämpfe sind nicht nur Kämpfe um sachliche Ziele, sondern vor allem auch: Ämterpatronage."
MAX Weber, >Politik als Beruf< (1919)
"'Distanzlosigkeit', rein als solche, ist eine der Todsünden jedes Politikers."
MAX Weber, >Politik als Beruf< (1919)
"Es ist durchaus wahr und eine – jetzt hier nicht näher zu begründende – Grundtatsache aller Geschichte, daß das schließliche Resultat politischen Handelns oft, nein: geradezu regelmäßig, in völlig unadäquatem, oft in geradezu paradoxem Verhältnis zu seinem ursprünglichen Sinn steht."
MAX Weber, >Politik als Beruf< (1919)
"Denn Herrschaft ist im Alltag primär: Verwaltung."
MAX Weber, >Wirtschaft und Gesellschaft< (1922)
"Eine empirische Wissenschaft vermag niemanden zu lehren, was er soll, sondern nur, was er kann und – unter Umständen – was er will."
MAX WEBER, >Die 'Objektivität' sozialwissenschaftlicher und sozialpolitischer Erkenntnis< (1904)
"Die Kirche hat mit Hilfe ihrer Buß- und Beichtordnung das mittelalterliche Europa domestiziert."
MAX WEBER, >Wirtschaftsgeschichte< (1923)
"Es gibt keinen Frieden auch im wirtschaftlichen Kampf ums Dasein; nur wer jenen Schein des Friedens für die Wahrheit nimmt, kann glauben, daß aus dem Schoße der Zukunft für unsere Nachfahren Frieden und Lebensgenuß erstehen werde."
MAX WEBER, >Der Nationalstaat und die Volkswirtschaftspolitik< (1895)
"Alle früheren Zeitalter fühlten sich irgendwo verankert und waren es infolgedessen auch."
HANS FREYER, >Revolution von rechts< (1931)
"Mit dem Tod und seinem Sinn im System der Sittlichkeit ist es so bestellt: daß wir Lebendigen nicht die rechten Philosophen sind, über den Tod nachzudenken - das Leben kommt uns immer wieder dazwischen. Und dennoch, da er ja doch gar sehr unsre Angelegenheit ist, lieben wir ihn als ein äußerstes Problem, fast als wäre er das eigentliche Rätsel des Lebens. Wir können ihn nicht ringsum wie andre Gegenstände, sondern immer nur von einer Seite betrachten, darum bleibt er etwas Grenzenhaftes, ein Schleier, ein Schemen. Und dennoch wissen wir, er ist auch noch Leben: letztes Erlebnis der befreundeten Glieder, letzter Zug aus dem Becher des Seins, letzte Tat oder letztes Schicksal. Wir können ihn frei erwählen, frei erleiden, frei mit ihm spielen. Und doch ist keine andre Macht so Herr über uns wie er, und alles Lebendige auf Erden ist ein Totentanz nach seiner grausamen Pfeife."
HANS FREYER, >Antäus. Grundlegung einer Ethik des bewussten Lebens< (1922)
“Denn oft entdeckt man handelnd Auskunftsmittel und Wege, die man stillestehend nimmer finden würde.”
NICCOLÒ MACHIAVELLI, >Geschichte von Florenz< (1532)
“Das zu entwickeln, blieb unserem Jahrhundert vorbehalten: die Moral, nämlich die humanitäre des ethisierten Wohlstandes, in großartigem Siegeszug, und die Sitten in vollem Verfall.”
ARNOLD GEHLEN, >Moral und Hypermoral< (1969)
“... ein Volk gewaltsam von seiner Geschichte abzutrennen oder zu entehren bedeutet dasselbe, wie es zu töten.”
ARNOLD GEHLEN, >Moral und Hypermoral< (1969)
“Wer jeden Menschen schlechthin in seiner bloßen Menschlichkeit akzeptiert und ihm schon in dieser Daseinsqualität den höchsten Wertrang zuspricht, kann die Ausbreitung dieses Akzeptierens nicht mehr begrenzen, denn auf dieser Bahn gibt es keinen Halt. Die Handlungen und Gedanken der Menschen, ihre Bosheiten, Tugenden und Laster, Künste und Spiele, Klugheiten und Narrheiten - nichts wird von der Geltung ausgenommen, außer allein die Behauptung und Haltung, die erkennen läßt, daß irgendetwas nicht gelten soll - wer das sagt, hat ‘Vorurteile’ und kommt nicht in Betracht. Der politische Nutzen dieses Ethos ist eklatant, er besteht in der Chance, vom künftigen Sieger verschont zu werden, wenn man es ihm beibringen kann; über den unmittelbaren Kassennutzen braucht man kein Wort zu verlieren.”
ARNOLD GEHLEN, >Moral und Hypermoral< (1969)
“Die aus der Ethik des Massenlebenswertes an den Staat zu richtenden Ansprüche sind bekanntlich unbegrenzbar und in sich nicht widerspruchsfrei, sie setzen ihn unter einen nicht mehr kontrollierbaren Sozialdruck, und schließlich soll er möglichst viel leisten, um den Wohlstand Aller zu garantieren, und zugleich möglichst verschwinden, um die Freien mit Pflichten zu verschonen; so wird er immer allgegenwärtiger und zaghafter ...
Jenes Ideal des größten Glücks der größten Zahl und des Massenlebenswertes, so könnte man folgern, ist nicht allen Herausforderungen gewachsen, denen eine Gesellschaft sich ausgesetzt sehen kann; denn es sind Situationen denkbar, in denen man mit einer solchen Einstellung ohmächtig wird oder erblindet. Dächte man sich eine hochentwickelte, politisch aber aufgabenlose und sonstwie hinfällig gewordene Überflußgesellschaft, so würde eine Hypertrophie des privatisierten Wohlstandes schließlich das Organ für die Risiken verkümmern lassen, und die euphorische Mythologie einer Kultur für Alle könnte ihre bekannten Folgen in Richtung der Farce entfalten. Dem frivolen Jargon der Publizisten ließe sich die Sachdeckung kaum noch bestreiten, und man wäre im öffentlichen Leben zuweilen in Verlegenheit, ob karnevalistische oder psychiatrische Kategorien angemessener wären. Wer dann unzeitgemäß auf Risiken aufmerksam machte, stieße wohl auf die Antwort, die in antiker Drastik schon Metrodor von Lampsakos fand: ‘Es lohnt sich nicht, die Griechen zu retten, sondern essen soll man und Wein trinken.’”
ARNOLD GEHLEN, >Moral und Hypermoral< (1969)
“Mir scheint... die zivilisierte Bevölkerung Europas, wenn sie sich so dynamisch in das wohlfahrtsstaatliche Gefüge hineinlebt, insofern fahrlässig zu handeln, als sie den Zustand des ewigen Friedens vorwegnimmt. Es kann kaum bezweifelt werden, daß man sich durch Eingewöhnung an einen steigenden Lebensstandard und durch die sogenannte Konsumorientierung seelisch wehrlos macht. Denn bekanntlich geht eine solche Bevölkerung eine steigende Abhängigkeit vom ungestörten Funktionieren der überpersönlichen Versorgungseinrichtungen ein. Wir sind in einem Grad in der baren Chance des Weiterlebenkönnens vollkommen daseinsabhängig vom Weiterfunktionieren der großen Versorgungseinrichtungen.”
ARNOLD GEHLEN, >Der Mensch in der westlichen Wohlstandsgesellschaft< (1958)
"Daß wir in einer reich unterrichteten Weltfremdheit leben, ist schon von vielen Seiten beschrieben worden ... Als störend empfinde ich endlich, daß die Publizistik gegenüber den Massen eine penetrant pädagogische Haltung einnimmt, die in das Pflegerische übergeht, so daß ein lazaretthafter Zug die Publizistik wie auch die Gesetzgebung durchweht. Das Vertrösten, Abschwächen, Beschweigen, die schonende Diskretion und die Verabreichung von Placebos - dies alles hat sich wie von selbst aus der Taktik gewaltlosen, die Widerstände umgehenden Einwirkens ergeben. Das muß wohl so sein, wenn man Millionen ichbezogener, nicht mehr recht glaubensfähiger, aber rechnender und daseinsbilanzierender Menschen dennoch zusammenhalten und von Zeit zu Zeit richtungspolitisch ansprechen muß, damit der Wahlvorgang ungestört weiterläuft."
ARNOLD GEHLEN, >Die gewaltlose Lenkung< (1974)
“Das Privatinteresse wird so wenig zum Gesetzgeben befähigt dadurch, daß man es auf den Thron des Gesetzgebers setzt, als ein Stummer, dem man ein Sprachrohr von enormer Länge in die Hand gibt, zum Sprechen befähigt wird.”
KARL MARX, >Debatten über das Holzdiebstahlsgesetz< (1842)
“Das Interesse hat kein Gedächtnis, denn es denkt nur an sich. Das eine, worauf es ihm ankommt, sich selbst, vergißt es nicht. Auf Widersprüche aber kommt es ihm nicht an, denn mit sich selbst gerät es nicht in Widersprüche. Es ist ein beständiger Improvisator, denn es hat kein System...”
KARL MARX, >Debatten über das Holzdiebstahlsgesetz< (1842)
"In manchen Staaten hat es der Parlamentarismus schon dahin gebracht, daß sich alle öffentlichen Angelegenheiten in Beute- und Kompromißobjekte von Parteien und Gefolgschaften verwandeln und die Politik, weit davon entfernt, die Angelegenheit einer Elite zu sein, zu dem ziemlich verachteten Geschäft einer ziemlich verachteten Klasse von Menschen geworden ist.“
CARL SCHMITT, >Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus< (1923)
"Die Parteien treten heute nicht mehr als diskutierende Meinungen, sondern als soziale oder wirtschaftliche Machtgruppen einander gegenüber, berechnen die beiderseitigen Interessen und Machtmöglichkeiten und schließen auf dieser taktischen Grundlage Kompromisse und Koalitionen. Die Massen werden durch einen Propaganda-Apparat gewonnen, dessen größte Wirkungen auf einem Appell an nächstliegende Interessen und Leidenschaften beruhen. Das Argument im eigentlichen Sinne, das für die echte Diskussion charakteristisch ist, verschwindet.“
CARL SCHMITT, Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus (1923)
"Das Parlament ist jedenfalls nur solange 'wahr', als die öffentliche Diskussion ernst genommen und durchgeführt wird. 'Diskussion' hat hier aber einen besonderen Sinn und bedeutet nicht einfach Verhandeln... Diskussion bedeutet einen Meinungsaustausch, der von dem Zweck beherrscht ist, den Gegner mit rationalen Argumenten von einer Wahrheit und Richtigkeit zu überzeugen oder sich von der Wahrheit und Richtigkeit überzeugen zu lassen... Zur Diskussion gehören gemeinsame Überzeugungen als Prämissen, Bereitwilligkeit, sich überzeugen zu lassen, Unabhängigkeit von parteimäßiger Bindung, Unbefangenheit von egoistischen Interessen... Verhandlungen dagegen, bei denen es nicht darauf ankommt, die rationale Richtigkeit zu finden, sondern Interessen und Gewinnchancen zu berechnen und durchzusetzen und das eigene Interesse nach Möglichkeit zur Geltung zu bringen, sind natürlich auch von mancherlei Reden und Erörterungen begleitet, aber nicht im prägnanten Sinne Diskussion... Die Lage des Parlamentarismus ist heute so kritisch, weil die Entwicklung der modernen Massendemokratie die argumentierende öffentliche Diskussion zu einer leeren Formalität gemacht hat."
CARL SCHMITT, >Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus< (1923)
“In einer überaus systematischen Weise umgeht oder ignoriert das liberale Denken den Staat und die Politik und bewegt sich statt dessen in einer typischen, immer wiederkehrenden Polarität von zwei heterogenen Sphären, nämlich von Ethik und Wirtschaft .... Der Staat wird zur Gesellschaft, und zwar auf der einen, der ethisch-geistigen Seite, zu einem ideologisch-humanitären Begriff der Menschheit; auf der anderen zur ökonomisch-technischen Einheit eines einheitlichen Produktions- und Verkehrs-Systems.“
CARL SCHMITT, >Der Begriff des Politischen< (1927)
"Dadurch, daß ein Volk nicht mehr die Kraft oder den Willen hat, sich in der Sphäre des Politischen zu halten, verschwindet das Politische nicht aus der Welt. Es verschwindet nur ein schwaches Volk.“
CARL SCHMITT, >Der Begriff des Politischen< (1927)
“Wer 'Menschheit' sagt, will betrügen.“
CARL SCHMITT, >Der Begriff des Politischen< (1927)
"Natürlich ist der Zufall ein unsicherer Grund, dem man nicht trauen darf, allein man kann ihn weder wegraisonnieren noch einzwängen. Man sollte sich also lediglich beschränken, in diesem wandelbaren Zustande, den man Krieg nennt, und in welchem das Glück so oft nach Launen herrscht, diese Launen nur benutzen, nicht unumschränkt beherrschen zu wollen. Dies Letztere ist unmöglich."
CONSTANTIN von LOSSAU, >Der Krieg< (1815)
"Obgleich sich unser Verstand immer zur Klarheit und Gewißheit hineingedrängt fühlt, so fühlt sich doch unser Geist oft von der Ungewißheit angezogen."
CARL von CLAUSEWITZ, >Vom Kriege< (1832)
“Es ist alles im Kriege sehr einfach, aber das Einfachste ist schwierig.”
CARL von CLAUSEWITZ, >Vom Kriege< (1832)
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